Thüringische Landeszeitung (Gera)
Trippelschritte
Frauenförderung ist kein Thema von gestern
Ob es nun MitarbeiterInnen oder Mitarbeiter*innen heißen soll, ist in manchem Bereichen ein großes Thema. Aber wenn wir auch bei der geschlechtergerechten Schreibweise immer wieder neue Moden erleben, ist eins eben noch längst nicht erreicht: die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen in der Berufswelt – und hier vor allem bei den besseren Posten.
Dazu zählt unstrittig die Professur. Nun dürfen Frauen ungefähr schon so lange ungehindert studieren, wie ihnen das Wahlrecht zugebilligt wird. Und beim Blick auf die Abitursbesten sehen wir die jungen Frauen vorn. Auch bei den Erstsemestern sind sie zahlreich vertreten. Doch schon da zeigt sich, dass die Studienwahl Schlagseite hat.
Das geht so weit, dass an der ErnstAbbeHochschule Elektrotechnik in den ersten zwei Semestern so unterrichtet wird, dass junge Frauen unter sich bleiben können – und also sich mehr zutrauen als unter dem kritischen Blick männlicher Kommilitonen. Das hört sich ein bisschen so an wie eine Geschichte aus der guten alten Mädchenschule... Aber wenn‘s hilft.
Mir geht das alles zu langsam: Es kann doch wohl nicht sein, dass sich kaum Frauen finden, die in der Lage wären, eine Professur zu übernehmen. Und dass Thüringen hinter dem Bundesschnitt hinterherhinkt, zeigt ja, dass andere wohl manches besser hinkriegen. Das muss die jetzige Regierung schon als Herausforderung annehmen. Zuvor ist auf diesem Gebiet von den zuständigen Minister*innen zu wenig bewegt worden, wie die Zahlen zeigen. Ach ja: Wie sieht es eigentlich in der Ministerialbürokratie mit dem Leitungsanteil der Frauen aus? Trippelschritte bringen das Land jedenfalls nicht auf die Erfolgsspur.