Thüringische Landeszeitung (Gera)
Mitsprache der Eltern unerwünscht
Gebühren, Pauschalen, Serviceentgelt: Kinderbetreuung verursacht zum Teil erhebliche Kosten für Familien – Bisweilen werden sie nicht einmal gefragt
ERFURT. Sandy Kirchner gehört nicht zu den Menschen, die um die Dinge drum herum reden. „Das ist eine Katastrophe“, sagt die Sprecherin der Thüringer Elternvertretung für die Kindergärten. „Wenn die Awo glaubt, dass für sie das Gesetz nicht gilt, dann ist das nicht akzeptabel.“Auch im Bildungsministerium gibt man sich wenig amüsiert. Es handele sich um eine „Verletzung der vorgeschrieben Elternbeteiligung“, teilt ein Sprecher auf Anfrage mit.
Was ist geschehen? Die AjS GmbH, eine Tochter der Arbeiterwohlfahrt (Awo) betreibt in Thüringen 53 Kindergärten. Für die Eltern, die ihre Kinder dort betreuen lassen, hat sich seit dem 1. September etwas Entscheidendes geändert. Statt für jede einzelne Mahlzeit zu bezahlen, müssen sie nun eine Essenpauschale bezahlen – unabhängig davon, ob ihr Kind tatsächlich in der Tagesstätte an den Mahlzeiten teilnimmt.
Dies allein ist schon Ärgernis für viele Eltern. Doch was Sandy Kirchner besonders aufregt: Den gewählten Elternbeiräten wurde keine Mitsprache gewährt, obwohl dies das Thüringer Kita-Gesetz ausdrücklich vorsieht. Für die Betreuung im Kindergarten, für das Essen generell und dann auch noch für den Abwasch im speziellen Fall müssen manche Eltern bezahlen. Letzteres zumindest soll sich bei einer Weimarer Einrichtung der Diakonie bald ändern. Der Betrag fließt dann ins Essensgeld ein. Foto: Georg Wendt