Thüringische Landeszeitung (Gera)
Aus der Traum vom Europapokal
Das Geraer Rollhockeyteam lässt im PokalHalbfinale gegen RSC Cronenberg viele Chancen liegen und verliert in der Schlussminute noch mit 3:4
GERA. Clara Sommermeyer hält, Clara Sommermeyer hält wieder, dann ist die Kugel im Tor – doch der Schiedsrichter hatte vorher abgepfiffen, weil der Ball für ihn nicht mehr sichtbar war. Glück für die Geraerinnen, aber vielleicht auch nur ausgleichende Gerechtigkeit, denn das Foul, das zum Penalty führte, war schwer auszumachen. Eine schwere Entscheidung, die die Referees beim Stand von 3:3 zu treffen hatten – doch die Geraer Torhüterin parierte den Penalty . Doch nur wenige Sekunden vor dem Abpfiff fuhren die Gäste einen Konter, Torschützin Anna Marie Kaub wurde nicht energisch genug attackiert – 4:3 für den RSC Cronenberg. Abpfiff und Pokal-Aus für den Geraer Bundesligisten. Und damit hatten die Gastgeberinnen nicht nur das Endspiel verpasst, sondern auch die wohl einmalige Chance verspielt, in der kommenden Saison im Europapokal spielen zu dürfen. Denn im zweiten Halbfinale hatte sich der designierte Meister ERG Iserlohn gegen Calenberg mit 5:3 durchgesetzt und selbst die im Cupfinale unterlegene Mannschaft zieht in den Europapokal ein, weil Iserlohn in der Champions League starten wird.
„Ich war noch nie in einem Finale. Ich habe noch nie im Europapokal gespielt. Die Chance war da, doch so ist es im Sport. Es hat nicht sollen sein“, sagte Natalie Sudin. Nach einem schönen Zuspiel von Spielführerin Anna Behrendt hatte sie mit einem Schuss aus der Drehung die Gastgeberinnen mit 3:2 erstmals in Führung gebracht. Mit 0:2 hatte der RSC Gera gegen schon zurück gelegen, viele Chancen ungenutzt gelassen.
Saphira Giersch und Anna Behrendt hatten das Team von Trainer Enrico Rhein mit ihren Treffern wieder in Richtung Pokalfinale gebracht. Doch die Geraerinnen konnten eine gewisse Nervosität nicht abschütteln. Selbst nach der 3:2-Führung versiebten sie klare Chancen. „Das ist schon sehr ärgerlich, dass das Tor Sekunden vor Schluss fällt“, sagte Anna Behrendt, „die schlechte Chancenverwertung war unser Problem, die letzten Sekunden waren schon krass“. Dass das Team mit den Gedanken schon im Europacup gewesen sein könnte, verneinte die Nachwuchs-Nationalspielerin. „Wir haben uns nur auf das eine Spiel vorbereitet und wollten dann sehen, wie es weiter geht.“Und wie geht es nun weiter? Trainer Enrico Rhein wird das Pokalspiel auswerten, den Mitschnitt des Spiels vorführen und die Aktion, die zum vierten Tor führte, ansprechen. „Da war unsere Abwehrspielerin zu passiv und die Gegnerin kann den Ball mit einem Sahneschlenzer im Tor unterbringen. Insgesamt fehlte unserem Spiel die Präzision. Wir haben nicht das Rollhockey gespielt, das ich von meiner Mannschaft schon gesehen habe.“
In der Bundesliga haben die Geraerinnen noch zwei Heimspiele vor sich, zum Üben, zum Trainieren und spielen am 13./14. Mai in der Panndorfhalle im Final Four-Turnier um die Ränge fünf bis acht. Und in der kommenden Saison wird es für die Geraerinnen wohl nicht leichter werden, sie müssen ohne Giersch, Söhngen und Zech auskommen – die Remscheiderinnen wollen eine eigene Mannschaft bilden.