Thüringische Landeszeitung (Gera)
Viele beim Reinemachen
15. Frühjahrsputz in der Stadt Gera – Schlosseigentümer sind überrascht
GERA. Acht Grad Außentemperatur und Dauerregen. Davon ließen sich rund 150 freiwillige Helfer am Samstagmorgen nicht abschrecken und machten sich trotzdem auf, an etwa 20 Standorten in der Stadt Dreck weg zu räumen. Sie folgten dem Aufruf zum Frühjahrsputz und waren sich nicht zu schade, sich die Finger schmutzig zu machen.
Bereits zum 15. Mal organisierte der Geraer Verein „Ja - für Gera“gemeinsam mit der Stadtverwaltung Gera, der GUD Geraer Umweltdienste GmbH & Co. KG und dem Abfallwirtschaftszweckverband Ostthüringen die Aktion und mobilisierte eigene Kräfte und Bürger der Stadt, den Dreckecken der Stadt zu Leibe zu rücken.
Auch wenn einige Grünflächen im Zentrum wie Müllhalden aussahen, die Freiwilligen kamen zu dem Schluss, dass im Vergleich zu den Anfangsjahren der Aktion deutlich weniger Müll herumliegt. „2003 haben wir noch 15 Kubikmeter Dreck eingesammelt, im vergangenen Jahr waren es noch fünf“, wusste GUD-Mitarbeiter Camillo Sperling zu berichten. Er glaubt, dass das auch daher rührt, weil der Frühjahrsputz jedes Jahr stattfindet. Mit sechs Mann, zwei Multicars, einer Kehrmaschine und einem Pressmüllfahrzeug war er dabei, um die Helfer zu unterstützen.
Auch Helmut Scheffel machte wieder mit. Er hatte ebenfalls den Eindruck, dass weniger Müll auf den Gehwegen und Wiesen liegt. Doch er glaubt, dass es auch daran liegen könnte, dass sich immer mehr Menschen in kleinen Gruppen selbst organisieren und in ihrem direkten Wohnumfeld, teils gemeinsam mit den Wohnungsunternehmen regelmäßig aufräumen.
„Insgesamt ist es sauberer geworden, wir müssen an weniger Standorten aufräumen. Aber an diesen Stellen kann man dann nur mit dem Kopf schüttel, wie die Leute hier mit System ihren Müll abladen“, bestätigt Volker Tauchert von „Ja - für Gera“. Dass sich zum Frühjahrsputz so viele Helfer melden, freut ihn ungemein. Denn nur so werden auch Orte sauber, für die sich sonst keiner zuständig fühlt. Wie der Mühlgraben vor dem UCI-Kino. „Man kann sich nur wundern, dass die Menschen dort, wo sie gern sitzen, ihren Abfall achtlos hinschmeißen“, meinte Wolfgang Freytag, der hier aufräumte. Neben Sachsenplatz, Platz der Demokratie und Netto-Parkplatz Reichsstraße war die Brachfläche in der Brückenstraße ein Hotspot. Bei jedem Schritt mussten sich die Putzteufel wieder nach Müll bücken. Auch im Mühlgraben am Kutscherhaus, am Lokschuppen, auf der Spielwiese, am Gustav-Hennig-Platz, in Zwötzen, in Langenberg, rund um Schutzhütten im Stadtwald und diversen anderen Standorten kamen die Freiwilligen zum Einsatz.
Ebenso auf Schloss Osterstein. Hier schufteten 30 Kräfte der Otegau und kehrten zugemüllte Regenrinnen und Gullys aus und sammelten Überreste vom letzten Silvester von der Terrasse. „Glas ist hier das große Thema. Man wird der tausenden Scherben kaum Herr“, berichtete Sascha Neudert. Streugutbehälter wurden von Hundebesitzern als Mülltonne missbraucht und sogar zwei große Einkaufswagen fanden Otegau-Mitarbeiter im Gebüsch.
Völlig überrascht zeigten sich Kai-Uwe und Manfred Klinnert, die Neu-Eigentümer des Schlossareals über die Putzaktion und übergaben dem Verein „Ja - für Gera“spontan 200 Euro zur Unterstützung. Sie bedankten sich beim Buga-Förderverein und dem Ortsteilrat Untermhaus für den Frühjahrsputz im Schlossgarten und setzen nun darauf, dass das Schloss mit der Sanierung die Hemmschwelle für Osterstein-Besucher steigen lässt, hier einfach ihren Müll aus der Hand fallen zu lassen.
„Ich hebe auch so immer mal Müll auf, wenn ich durch die Stadt gehe. Aber Papiertaschentücher sind schon eklig.“Renate Heuchel „Ich habe den Eindruck, dass sich das Bewusstsein der Leute langsam wandelt und sie weniger Müll in die Gegend schmeißen.“Helmut Scheffel