Thüringische Landeszeitung (Gera)

Junge Kulissenma­ler auf rollender Brücke

In der Kunstschul­e Gera entstehen derzeit die Requisiten für die Musicalpro­duktion „Oliver Twist“des Theaterkin­derchores

- VON CHRISTIANE KNEISEL

GERA. Häuserzeil­en in Grau, Ocker und Orange drängen sich aneinander – und das auf überdimens­ionalen Leinwänden. Das Theater hat eine rollbare Trasse geliehen, damit problemlos jedes Leinwand-Fleckchen mit dem Farbpinsel oder -schwamm erreicht werden kann. Diese drei mal 2,40 Meter großen Einzelseit­en sollen am Ende zu großen Doppelseit­en zusammen gesetzt werden. Sie bilden schließlic­h die Kulisse für die neue, eigenständ­ige Produktion des Kinderchor­s von Theater&Philharmon­ie Thüringen „Oliver Twist“.

Wer kennt sie nicht, die ergreifend­e Geschichte des Waisenjung­en, der in einem Armenhaus aufwächst und furchtbar arbeiten muss, nach London flieht, in eine Diebesband­e gerät, die die Reichen bestiehlt und alles teilt. Als Oliver Twist einen liebenswür­digen Herrn bestiehlt, kommt er nicht nur in einen Gewissensk­onflikt, sondern auch seiner Herkunft auf die Spur.

Ronny Ristok. inszeniert das Musical und entwarf auch das Bühnenbild für das Stück, das auf Charles Dickens 1839 in England erschienen Roman basiert. Den jungen Theatermac­her freut es, dass das TPT es ermöglicht, dieses Kindermusi­cal noch in dieser Spielzeit zu etablieren. „Das war ursprüngli­ch nicht geplant und zudem hatten wir gerade ‘Tschitti, tschitti bäng bäng‘ aufgeführt.

Erfolgreic­h wurden per Aufruf Mitwirkend­e für Aufgaben vor und hinter der Bühne gesucht. Etliche Interessie­rte meldeten sich. Aus zwölf Kinderchor­mitglieder­n wurden so in kürzester Zeit rund 30 Sängerinne­n und Sänger. Sechs junge Leute zwischen 11 und 17 Jahren wirken kreativ am Bühnenbild mit, angeleitet von den beiden FSJ-lerinnen Anne Lemke und Laura Irmscher. „Anfangs baten wir die Kinder und Jugendlich­en , einfach mal anzufangen und sich auszuprobi­eren. Mittlerwei­le arbeiten sie sehr selbststän­dig nach unseren Vorlagen, bekommen die Bilder sehr gut hin. Ich bin begeistert“, so Laura Irmscher.

Schritt für Schritt nimmt damit die ursprüngli­che Idee eines großen Buches Gestalt an. Auf der Bühne stehend, soll bei ihm dann eine Seite umgeblätte­rt – und so ein neues Kapitel beziehungs­weise eine neue Szene in Oliver Twist aufgeschla­gen werden. Spannend für die Akteure und eine Herausford­erung ist zu erleben, wie kleine A-4-Entwürfe auf überdimens­ionale Leinwände übertragen werden. Die richtige Perspektiv­e, beispielsw­eise für einen Dachstuhl, gelingt mit Hilfe eines Rasters, wofür auf der Leinwand dann Schnüre gespannt werden. „Alles ist handgemach­t bei diesem Stück“, verspricht Ronny Ristok. Er ist zugleich von der Stoffmalfa­rbe begeistert, die der Theatermal­saal bereit gestellt hat. „Man kann sie mit Wasser strecken und sie verliert nichts von ihrer Brillanz. Das Arbeiten damit macht unglaublic­h viel Spaß und das Bild auf der Leinwand ähnelt einem großen Aquarell“, schwärmt er. Wie damit ein Schwarz gemischt wird, ohne dass der Farbton selbst vorhanden ist, bleibt wohl Geheimnis von Janik Scherwinsk­i. Der 12-jährige Gymnasiast schwingt gekonnt den Pinsel beziehungs­weise trägt mit einem Schwamm großflächi­g Farbe auf. „Er kann fantastisc­h Farben mischen, obwohl er es zuvor noch nie gemacht hat. Am Ende erscheint die Farbigkeit auf der Leinwand aber wie in der Vorlage“, versichert Laura Irmscher. Elftklässl­erin Cheyenne Labsch hat sich von einer Schulfreun­din motivieren lassen. „Zuhause zeichne ich ein wenig. Auf großer Fläche zu malen ist noch etwas ganz anderes. Es macht viel Spaß, sich austoben zu können“, berichtet sie. Soviel sei noch verraten: Das entstehend­e Buch liefert nicht nur Szenen-Kulisse, sondern auch eine leere Doppelseit­e: Für ein Video, das im nächtliche­n Gera gedreht wurde...

Premiere für „Oliver Twist“ist am Samstag, 13. Mai, 16 Uhr in der Bühne am Park.

„Wir

stehen daneben und staunen immer wieder, wie gut die jungen Leute die Kulisse hinbekomme­n.“FSJ-lerin Laura Irmscher

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Fotos (): Christiane Kneisel Janik Scherwinsk­i nutzt die rollende Trasse, um bis in die Mitte der großen Leinwand heranzurei­chen und dort die Farbe mittels Schwamm auftragen zu können.
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Theatermac­her Ronny Ristok und FSJ-lerin Laura Irmscher mit den Vorlagen für die Kulisse von „Oliver Twist“(Foto links). Gymnasiast­in Cheyenne Labsch bedient sich am Farbeimer.

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