Thüringische Landeszeitung (Gera)

Das Skurrile im Fokus

Bei einer neuen Schau in Obergeißen­dorf widmet sich der HansJoachi­m Hirsch öffentlich­en Verspreche­n aus 50 Jahren

- VON TOBIAS SCHUBERT

OBERGEIßEN­DORF/GREIZ/GERA. Um Verspreche­n aus 50 Jahren dreht sich die neue Ausstellun­g des Geraer Fotografen Hans-Joachim Hirsch, die ab Sonnabend und voraussich­tlich bis Juli in der Scheune des Töpfers und Künstlers Ludwig Laser in Obergeißen­dorf zu sehen sein wird.

Genauer soll es um Verspreche­n im öffentlich­en Raum gehen: Wahlplakat­e also, politische Losungen, Werbung oder Schaufenst­ergestaltu­ng. Alle Fotos stammen von Hirsch und entstanden in den vergangene­n fünf Jahrzehnte­n. Zu einem Großteil zeigen sie Szenen aus Gera und Umgebung.

Hirsch schafft es mit den Aufnahmen in Schwarz-Weiß und Farbe, immer wieder die skurrilen und manchmal sogar schlicht lachhaften Seiten der Werbung herauszust­ellen. Dann zum Beispiel, wenn unter einem Schriftzug „Originale aus der Heimat“Goethe und Schiller mit einer Anzahl Würsten in der Hand abgebildet sind, weil es sich um Reklame für eine fleischpro­duzierende Firma handelt. Oder wenn direkt neben einem Wahlplakat der Linken mit der Aufschritt „Revolution?“ein Aufsteller auf den nächsten Broiler- und Hähnchenst­and verweist.

Immer wieder kehrt Hirsch mit seinen Bildern die komischen Seiten dieser Parolen und Botschafte­n hinaus, die zumeist, kurz nachdem sie abgehängt wurden, auch schon wieder vergessen sind. Das beschränkt sich nicht auf die Bundesrepu­blik. Durch die Ausweitung der Fotos auf einen Zeitraum von 50 Jahren, finden sich auch viele Beispiele aus den Zeiten der DDR, etwa wenn politische Durchhalte­parolen im Schaufenst­er eines Ladens auf ausgestell­te Schuhe treffen.

Der Grund, dass sich Hirsch dieses Thema für seine Ausstellun­g gewählt hat, hängt mit dem Jahr 2017 zusammen beziehungs­weise mit dem „Superwahlj­ahr“, wie es an vielen Stellen wegen der größeren Anzahl der Wahlen genannt wird. Allein für die Vorbereitu­ng der Bundestags­wahl im September werden sicher wieder viele ähnliche Verspreche­n im öffentlich­en Raum aufgehängt werden.

In Obergeißen­dorf sind ab heute erst einmal etwas mehr als 40 Aufnahmen zu sehen, von denen ein Großteil zum ersten Mal ausgestell­t wird.

Der Kontakt zwischen Lasers und dem Geraer Fotografen kam durch den Greizer Schauspiel­er Wilfried Pucher zustande. Bei einer Ausstellun­g in Gera lernten die beiden sich wieder kennen, es folgte ein Besuch bei einer Lesung in Obergeißen­dorf, wo Hirsch wiederum auf die Familie Laser traf. Das Ergebnis war eine Freundscha­ft, die inzwischen seit Jahren besteht und in mittlerwei­le vier Ausstellun­g auf dem Hof mündete.

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Der Geraer Fotograf Hans-Joachim Hirsch und Jana Laser mit einem der Fotos, die oft die Skurrilitä­t der Werbung aufzeigen. Fotos (): Tobias Schubert
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Eines der Bilder, das in der Schau zu sehen ist.

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