Thüringische Landeszeitung (Gera)
Wachsamkeit nötig
Wohl von Kindern besonders im Fokus
Die Zahl die Inobhutnahmen ist recht deutlich gestiegen. Das beunruhigt. Denn es lässt den Rückschluss zu, dass immer mehr Kinder und Jugendliche dort in Gefahr sind, wo ihnen eigentlich Geborgenheit, Sicherheit und Elternliebe zuteil werden sollte.
Den Jugendämtern obliegt es im Ernstfall, diese Kinder aus den Familien zu holen. Um sie zu schützen. Der Fall Altenfeld im IlmKreis vor einem Jahr hat auf dramatische Weise vor Augen geführt, was passieren kann, wenn Mitarbeiter im Jugendamt diesem Auftrag nur unzureichend nachkommen und sich auf die vermeintliche Expertise anderer Beteiligter verlassen. Dass in diesem Fall schwere Fehler gemacht wurden, das haben Gericht und Sachverständige im monatelangen Prozess um den Doppelmord an zwei Kindern deutlich gemacht. Sie starben durch die Hand ihres Vaters. Das Landratsamt sah sich nun genötigt, zu den immer weiter um sich greifenden Vorwürfen Stellung zu nehmen. Konsequenzen gibt es bisher kaum. Die Meldepflicht wurde verschärft. Die Prüfung der Rechtsaufsicht wird zeigen, ob das ausreicht.
Der Fall Altenfeld aber sollte Mahnung für ganz Thüringen sein, dass es die Pflicht gibt, gerade im eigenen Umfeld nicht wegzuschauen. Wenn es um das Wohl von Kindern geht und berechtigte Zweifel daran bestehen, ob sie in ihrem heimischen Umfeld sicher sind und sich der Verdacht häuslicher Gewalt aufdrängt, muss eine Meldung beim Jugendamt oder die Anzeige bei der Polizei zwingende Konsequenz sein. Die steigende Zahl der Inobhutnahmen bestätigt, dass Wachsamkeit wichtig und notwendig ist.
MÜHLHAUSEN. Einem Vater aus Thüringen werden 800 Fälle des sexuellen Missbrauchs seiner Töchter vorgeworfen. Die Staatsanwaltschaft Mühlhausen hat Anklage gegen den 43-Jährigen erhoben, bestätigte gestern ein Sprecher. Dem Mann wird zur Last gelegt, seine beiden heute 12 und 14 Jahre alten Töchter zwischen den Jahren 2012 und 2018 missbraucht zu haben.
Im März soll sich das jüngere Mädchen der Mutter anvertraut haben, die die Polizei einschaltete. Der Vater wurde kurze Zeit später am Arbeitsplatz festgenommen und befindet sich seitdem in Untersuchungshaft. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft hat er die Taten weitestgehend eingeräumt. Der Mann bestreite aber, gewaltsam vorgegangen zu sein.
Die Ermittler gehen von ein bis zwei sexuellen Handlungen pro Woche aus, die der Vater aus Obermehler an und vor den Kindern verübt haben soll. Die Mutter will von den Übergriffen nichts bemerkt haben.