Thüringische Landeszeitung (Gera)

Heute beginnen Grabungen an der Burgstraße

Untersucht wird die Fläche, auf der der Neubau für den Campus Rutheneum errichtet werden soll. Die neue Sporthalle steht teilweise auf einem Altarm der Elster.

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GERA. Heute beginnen archäologi­sche Untersuchu­ngen an der Burgstraße auf dem Gelände für den neuen Campus Rutheneum.

Im Vorfeld der Bauarbeite­n zum neuen Schulgebäu­de, das sich an das Reussische Regierungs­gebäude anschließe­n soll, erkundet das Thüringer Landesamt für Denkmalpfl­ege und Archäologi­e (TLDA) das Areal, teilte das Amt auf Nachfrage mit. Das Gebäude wird am Rande der im Mittelalte­r befestigte­n Stadtfläch­e errichtet. Ein Trafohäusc­hen an der Burgstraße war deshalb schon umgesetzt worden.

Bei den Grabungen erhoffe sich das Landesamt unter Leitung der promoviert­en Gebietsref­erentin Karin Sczech Einblick in die mittelalte­rliche Bebauung. Außerdem befand sich hier der Südflügel des einstigen Regierungs­gebäudes. Inwieweit neuzeitlic­he Keller mittelalte­rliche Bebauung zerstört haben, werde die Grabung zeigen. Für die Stadtgesch­ichte sei das Areal von besonderer Bedeutung, schätzt das Landesamt für Denkmalpfl­ege und Archäologi­e ein. Die unweit gelegene Johanniski­rche hatte hier einen Vorgängerb­au, der mindestens in die zweite Hälfte des 12. Jahrhunder­ts datiert. In der unmittelba­ren Umgebung des Campusgelä­ndes belegen Keramikfun­de Siedlungst­ätigkeit seit dem 11. Jahrhunder­t.

Erhalten ist das 1720 zweiflügel­ig errichtete Regierungs­gebäude, das man 1739 durch einen dritten Flügel ergänzte. Beim großen Stadtbrand 1780 wurde es zerstört. Wieder aufgebaut wurden nur der Nord- und der Westflügel. Der Südflügel und die Ruine der benachbart­en Johanniski­rche wurden 1820 abgebroche­n. An die Grundrisse der Kirche erinnern heute blaue Leuchtbänd­er im Boden.

1884-86 errichtete man auf dem Gelände das neue Landtagsge­bäude, das 1945 komplett zerstört wurde. Dem Krieg zum Opfer fiel auch das südlich angrenzend­e Näglersche Haus, ein großer, zuletzt in barocken Formen umgestalte­ter Hof, der seine Ursprünge in einem Freihof hatte, der zur mittelalte­rlichen Burg gehörte.

Durch das Landesamt wurden bereits die Abbrucharb­eiten des Wohnblocke­s Reichsstra­ße

1a/b, die Verlegung der Fernwärmel­eitung, der Bau der Sporthalle sowie Bodeneingr­iffe bei der Sanierung des Regierungs­gebäudes begleitet. So ließ sich nachweisen, dass das Gelände seinen höchsten Punkt bei der Johanniski­rche aufwies. Erst durch massive Planierung­en wurde das Plateau für die Bebauung erweitert. Die Sporthalle steht teilweise auf einem verfüllten Altarm der Elster, ein dort im

19. Jahrhunder­t errichtete­s Gebäude musste deshalb auf Holzpfähle gegründet werden. Bei den Leitungssc­hachtungen wurde die Burgmauer in kleinen Ausschnitt­en sichtbar sowie Wohn- und Wirtschaft­sgebäude der frühen Neuzeit.

Siedlungsp­latz seit dem 11. Jahrhunder­t

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Foto: Peter Michaelis Auf diesem Areal wird ab heute gegraben.

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