Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Schmerz, lass nach
Kassen zweifeln sinnvolle Therapie oft an
Wenn es um die Behandlung von Patienten mit chronischen Schmerzen geht, sind sich die Krankenkassen durchaus einig: Am besten hilft eine kombinierte Schmerztherapie. Sie hat den nachhaltigsten Effekt, weil sie in den meisten Fällen dazu führt, dass nicht mehr der Schmerz den Patienten im Griff hat, sondern der Patient seinen Schmerz.
Aber wenn die Finanzierung dieser fraglos aufwendigen und nicht billigen Therapie ansteht, wäre den Kassen eine günstigere Alternative dann doch oftmals lieber. In gewisser Weise ist das verständlich: Wenn sich alle Patienten mit chronischen Schmerzen – nach Auskunft der Barmer sind das bundesweit etwa 3,25 Millionen Menschen – einer solchen Behandlung unterziehen wollten, käme auf die Kassen eine Kostenlawine zu.
Doch die Frage ist, ob das auf lange Sicht nicht auch der Fall ist, wenn sie Patienten die vollstationäre kombinierte Therapie vorenthalten und stattdessen auf andere Behandlungsmöglichkeiten setzen. Wenn Spritzen oder gar Operationen, die im Moment zwar günstiger als die Schmerztherapie sind, letztlich nämlich keinen oder nur geringen Erfolg zeitigen, in der Folge also weitere Behandlungen her müssen, dann entstehen trotzdem hohe Kosten.
Und das nicht nur um den Preis, dass auch sie selbstverständlich von der Solidargemeinschaft der Versicherten gestemmt werden müssen, die die Kassen angeblich vor Unwuchten bewahren will. Auch der Leidensweg der Betroffenen verlängert sich – ohne echte Aussicht darauf, dass der Schmerz jemals nachlässt.