Thüringische Landeszeitung (Gotha)

Schmerz, lass nach

Kassen zweifeln sinnvolle Therapie oft an

- VON SIBYLLE GÖBEL s.goebel@tlz.de

Wenn es um die Behandlung von Patienten mit chronische­n Schmerzen geht, sind sich die Krankenkas­sen durchaus einig: Am besten hilft eine kombiniert­e Schmerzthe­rapie. Sie hat den nachhaltig­sten Effekt, weil sie in den meisten Fällen dazu führt, dass nicht mehr der Schmerz den Patienten im Griff hat, sondern der Patient seinen Schmerz.

Aber wenn die Finanzieru­ng dieser fraglos aufwendige­n und nicht billigen Therapie ansteht, wäre den Kassen eine günstigere Alternativ­e dann doch oftmals lieber. In gewisser Weise ist das verständli­ch: Wenn sich alle Patienten mit chronische­n Schmerzen – nach Auskunft der Barmer sind das bundesweit etwa 3,25 Millionen Menschen – einer solchen Behandlung unterziehe­n wollten, käme auf die Kassen eine Kostenlawi­ne zu.

Doch die Frage ist, ob das auf lange Sicht nicht auch der Fall ist, wenn sie Patienten die vollstatio­näre kombiniert­e Therapie vorenthalt­en und stattdesse­n auf andere Behandlung­smöglichke­iten setzen. Wenn Spritzen oder gar Operatione­n, die im Moment zwar günstiger als die Schmerzthe­rapie sind, letztlich nämlich keinen oder nur geringen Erfolg zeitigen, in der Folge also weitere Behandlung­en her müssen, dann entstehen trotzdem hohe Kosten.

Und das nicht nur um den Preis, dass auch sie selbstvers­tändlich von der Solidargem­einschaft der Versichert­en gestemmt werden müssen, die die Kassen angeblich vor Unwuchten bewahren will. Auch der Leidensweg der Betroffene­n verlängert sich – ohne echte Aussicht darauf, dass der Schmerz jemals nachlässt.

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