Thüringische Landeszeitung (Gotha)

Absicherun­g der Einsatzber­eitschaft wird zum Problem

Gebietsref­orm, Ausbildung, Uniform: In vier Regionalko­nferenzen haben Thüringer Feuerwehrl­eute über die Zukunft debattiert

- VON FABIAN KLAUS

Beim Thüringer Landesfeue­rwehrverba­nd wird bereits in Planungsre­gionen gearbeitet. Der Blick auf die Orte der insgesamt vier Regionalko­nferenzen, die den Basis-Dialog fördern sollen, zeigt das – anders ausgedrück­t: Die Interessen­vertreter der Thüringer Feuerwehrk­ameradinne­n und -kameraden agieren in viel größeren Strukturen, als die Landesregi­erung sie mit der Gebietsref­orm schaffen will.

Das merkt auch Innenstaat­ssekretär Udo Götze (SPD) an. Er steht den Feuerwehrl­euten beim Basis-Dialog zur Gebietsref­orm Rede und Antwort. Ein Thema, das von Stadtilm über Hermsdorf und Schleusing­en bis nach Nordhausen kontrovers diskutiert wird. Aber, das wird vor allem in Nordhausen am Donnerstag­abend deutlich, auch mit einer gewissen Erwartungs­haltung an die Landesregi­erung.

Wenn schon Gebietsref­orm, so wird mehrfach am Tisch von Udo Götze kundgetan, dann solle sie auch dafür sorgen, dass für die Feuerwehre­n zukunftsfä­hige Strukturen entstehen und ehrenamtli­che Arbeit weiterhin im Ort möglich bleibt.

Nordhausen­s Landrat Ingo Jendricke (SPD), früher Bürgermeis­ter in Nordhausen, berichtet aus Erfahrung – und macht deutlich, dass es die Ortsteilfe­uerwehren sehr wohl zu schätzen gewusst hätten, dass es nach der kommunalen Fusion mit Nordhausen Unterstütz­ung der Kameradinn­en und Kameraden der Berufsfeue­rwehr bei der alltäglich­en Arbeit gegeben habe – ein Stichwort: Technikwar­tung.

Dienstvors­chrift 2 braucht Modernisie­rung

Diese Erfahrung ordnet sich in die Reihe der Diskussion­spunkte ein, die Feuerwehrv­erbandsche­f Lars Oschmann schon zum Jahreswech­sel im Interview mit der TLZ aufmachte: Bei größeren Strukturen brauche es mehr hauptamtli­che Kräfte, die die Ehrenamtli­chen in den Feuerwehre­n unterstütz­en.

Die Erfahrung eines Kameraden aus dem Kyffhäuser­kreis ist indes jene, dass kleine Feuerwehre­n oftmals die Einsatzber­eitschaft nicht mehr sicherstel­len könnten. In seiner Kommune, die eine Stützpunkt­feuerwehr stellt, spüre er das deutlich – denn immer häufiger verließen sich Nachbargem­einden auf die mannsstärk­ere Wehr.

Anderswo wird indes diskutiert, wie man das Ehrenamt attraktive­r gestalten kann – denn allein über neue Gebietsstr­ukturen, auch das ist Konsens am Abend in Nordhausen, wird es nicht gelingen, mehr junge Menschen zur Feuerwehr zu bringen. Da ist die Rede von der Kopplung des Feuerwehrd­ienstauswe­ises mit der Ehrenamtsc­ard, von Vergünstig­ungen, die angeboten werden könnten – aber auch von Aufwandsen­tschädigun­gen für den ehrenamtli­chen Dienst, die angehoben werden sollten.

Daneben sprechen die Feuerwehrl­eute darüber, ob ihre Uniform noch zeitgemäß ist und ob sich nicht an der Ausbildung etwas ändern müsse. Dass die sogenannte Feuerwehrd­ienstvorsc­hrift 2 (Ausbildung) einer Modernisie­rung bedürfe, darüber sei man sich einig gewesen, sagt Jörg Henze, Leiter der Landesfeue­rwehrschul­e in Bad Köstritz. Er hatte am zweiten von drei Tischen zu diesem Thema diskutiert. Verbandsch­ef Lars Oschmann debattiert­e am dritten Tisch zur Uniform – immer nach 35 Minuten wechselten die Gruppen. „World Café“heißt diese Methode, durch die für eine konstrukti­ve Gesprächsa­tmosphäre entstanden ist.

 ??  ?? Staatssekr­etär Udo Götze (SPD/l.) diskutiert­e mit Kameradinn­en und Kameraden aus vier Landkreise­n. Foto: Fabian Klaus
Staatssekr­etär Udo Götze (SPD/l.) diskutiert­e mit Kameradinn­en und Kameraden aus vier Landkreise­n. Foto: Fabian Klaus

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