Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Absicherung der Einsatzbereitschaft wird zum Problem
Gebietsreform, Ausbildung, Uniform: In vier Regionalkonferenzen haben Thüringer Feuerwehrleute über die Zukunft debattiert
Beim Thüringer Landesfeuerwehrverband wird bereits in Planungsregionen gearbeitet. Der Blick auf die Orte der insgesamt vier Regionalkonferenzen, die den Basis-Dialog fördern sollen, zeigt das – anders ausgedrückt: Die Interessenvertreter der Thüringer Feuerwehrkameradinnen und -kameraden agieren in viel größeren Strukturen, als die Landesregierung sie mit der Gebietsreform schaffen will.
Das merkt auch Innenstaatssekretär Udo Götze (SPD) an. Er steht den Feuerwehrleuten beim Basis-Dialog zur Gebietsreform Rede und Antwort. Ein Thema, das von Stadtilm über Hermsdorf und Schleusingen bis nach Nordhausen kontrovers diskutiert wird. Aber, das wird vor allem in Nordhausen am Donnerstagabend deutlich, auch mit einer gewissen Erwartungshaltung an die Landesregierung.
Wenn schon Gebietsreform, so wird mehrfach am Tisch von Udo Götze kundgetan, dann solle sie auch dafür sorgen, dass für die Feuerwehren zukunftsfähige Strukturen entstehen und ehrenamtliche Arbeit weiterhin im Ort möglich bleibt.
Nordhausens Landrat Ingo Jendricke (SPD), früher Bürgermeister in Nordhausen, berichtet aus Erfahrung – und macht deutlich, dass es die Ortsteilfeuerwehren sehr wohl zu schätzen gewusst hätten, dass es nach der kommunalen Fusion mit Nordhausen Unterstützung der Kameradinnen und Kameraden der Berufsfeuerwehr bei der alltäglichen Arbeit gegeben habe – ein Stichwort: Technikwartung.
Dienstvorschrift 2 braucht Modernisierung
Diese Erfahrung ordnet sich in die Reihe der Diskussionspunkte ein, die Feuerwehrverbandschef Lars Oschmann schon zum Jahreswechsel im Interview mit der TLZ aufmachte: Bei größeren Strukturen brauche es mehr hauptamtliche Kräfte, die die Ehrenamtlichen in den Feuerwehren unterstützen.
Die Erfahrung eines Kameraden aus dem Kyffhäuserkreis ist indes jene, dass kleine Feuerwehren oftmals die Einsatzbereitschaft nicht mehr sicherstellen könnten. In seiner Kommune, die eine Stützpunktfeuerwehr stellt, spüre er das deutlich – denn immer häufiger verließen sich Nachbargemeinden auf die mannsstärkere Wehr.
Anderswo wird indes diskutiert, wie man das Ehrenamt attraktiver gestalten kann – denn allein über neue Gebietsstrukturen, auch das ist Konsens am Abend in Nordhausen, wird es nicht gelingen, mehr junge Menschen zur Feuerwehr zu bringen. Da ist die Rede von der Kopplung des Feuerwehrdienstausweises mit der Ehrenamtscard, von Vergünstigungen, die angeboten werden könnten – aber auch von Aufwandsentschädigungen für den ehrenamtlichen Dienst, die angehoben werden sollten.
Daneben sprechen die Feuerwehrleute darüber, ob ihre Uniform noch zeitgemäß ist und ob sich nicht an der Ausbildung etwas ändern müsse. Dass die sogenannte Feuerwehrdienstvorschrift 2 (Ausbildung) einer Modernisierung bedürfe, darüber sei man sich einig gewesen, sagt Jörg Henze, Leiter der Landesfeuerwehrschule in Bad Köstritz. Er hatte am zweiten von drei Tischen zu diesem Thema diskutiert. Verbandschef Lars Oschmann debattierte am dritten Tisch zur Uniform – immer nach 35 Minuten wechselten die Gruppen. „World Café“heißt diese Methode, durch die für eine konstruktive Gesprächsatmosphäre entstanden ist.