Thüringische Landeszeitung (Gotha)

Kein Geld vom Staat

Vorschlag darf kein Papiertige­r werden

- VON NILS R. KAWIG n.kawig@tlz.de

Eine kleine Gruppe von Leuten macht große Schlagzeil­en. Wenn man bedenkt, dass es thüringenw­eit „nur“etwa 1000 sogenannte Reichsbürg­er geben soll, erhalten sie nach Ansicht vieler zu viel Aufmerksam­keit: Anderersei­ts gibt es kaum eine Gruppe von Menschen, deren Ideologie so befremdlic­h erscheint wie die der StaatsVern­einer. Insofern muss man dem Verfassung­sschutzChe­f dankbar sein, wenn er „Reichsbürg­er“überprüfen und aus dem Staatsdien­st entfernen will.

Wer behauptet, der deutsche Staat existiere nicht, kann auch nicht für ihn arbeiten und sein Einkommen aus staatliche­n Geldern beziehen. Das gilt für alle Menschen, die hoheitlich­e Aufgaben übernehmen – also Polizisten, Lehrer, Amtsärzte und so weiter. Die Frage ist nur, welche juristisch­en Möglichkei­ten es gibt, das Dienstverh­ält nis zu beenden. Möglicherw­eise werden sogenannte Reichsbürg­er genau von jenen Gesetzen des Staates geschützt, dessen Existenz sie negieren. Deshalb muss man aufpassen, dass der jüngste Vorschlag von Stephan J. Kramer kein Papiertige­r wird, sondern ernst genommen und weiter verfolgt wird.

Selbst wenn am Ende der Überprüfun­g keinem Arzt, der sich als „Reichsbürg­er“bezeichnet, die Approbatio­n entzogen werden kann, lohnen sich die Mühe und der Streit.

Diesen Menschen muss klargemach­t werden, welche Privilegie­n ihnen der deutsche Staat verschafft. Die Straße, auf der sie fahren; den Strom, den sie verbrauche­n; das medizinisc­he System, auf das sie sich verlassen können – all das würde es nicht geben ohne staatliche Strukturen. Da können „Reichsbürg­er“behaupten, was immer sie wollen.

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