Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Kinderärzten fehlt Zeit für Gespräche
Wahre Ursachen für Kopf und Bauchschmerzen oder gestörtes Essverhalten kaum ergründbar
Die Behandlung psychosomatischer Erkrankungen bei Kindern kommt aus Sicht von Kinderärzten in Deutschland oft zu kurz. Die derzeit mehr als überlasteten Ärzte hätten kaum Zeit, um der steigenden Zahl solcher Patienten nachhaltig zu helfen, sagte der Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), Thomas Fischbach. Es geht etwa um Kopf- und Bauchschmerzen, gestörtes Essverhalten oder Ritzen. Solche Probleme erforderten Zeit für Gespräche mit Familien, aber etwa auch für Fortbildungen.
Dem Verband zufolge ist das Bewusstsein für psychosomatische Beschwerden bei Eltern wie Ärzten – und damit das Arbeitsaufkommen – gewachsen, eine tatsächliche Zunahme solcher Störungen bei Kindern ist jedoch nicht nachgewiesen. Psychische Auffälligkeiten zeigt einer Untersuchung zufolge seit Jahrzehnten konstant etwa jedes fünfte Kind. Davon hat aber nur ein Bruchteil Kontakt zu Psychologen oder Psychotherapeuten. Als Gründe dafür sehen Fachleute zum Beispiel Versorgungslücken und Unsicherheiten der Eltern. Um die Versorgung betroffener Kinder zu sichern, forderte Fischbach neue Kassensitze in schlecht versorgten Gebieten.