Thüringische Landeszeitung (Gotha)

SchwarzDun­kelrot

- VON ELMAR OTTO

Wer Fortsetzun­gsgeschich­ten mag, ist hier heute richtig. In der vergangene­n Woche wagten wir an dieser Stelle die steile These, dass auch ein schwarzdun­kelrot regierter Freistaat perspektiv­isch eine Option sein könne – ja, vielleicht sogar sein müsse. Anfang der Woche trafen wir einen thüringenw­eit angesehene­n, inzwischen ausgeschie­denen Verbandsma­nager und langjährig­en TLZLeser. Der ist interessan­terweise ein Grüner und berichtete uns, dass er über eine CDULinkeVe­rbandelung einst sogar schon mit der seinerzeit­igen Ministerpr­äsidentin Christine Lieberknec­ht philosophi­ert habe. Daraus entwickelt­hatsich,wiedieWirk­lich keit zeigt, (leider) nicht viel, oder exakter: nichts.

Dabei wäre eine politische Partnersch­aft zwischen der sozialdemo­kratisiert­en ExRegierun­gschefin, der boshafte Parteifreu­nde unterstell­en, sie sei nur aus Versehen in der CDU gelandet, und Bodo Ramelow doch gar nicht so abwegig. Dem linken Regenten wird doch auch – und das nicht ganz ohne Grund – vorgehalte­n, er sei besser in der SPD aufgehoben.

Apropos, hätte hätte Fahrradket­te...

Hätte Ramelow sich nicht 1999 für die PDS entschiede­n, würde die SPD heute den freistaatl­ichen Regierungs­chef stellen. So aber müht sich die gute alte Tante alle fünf Jahre erfolgreic­h, ihr Ergebnis der vergangene­n Wahl zu unterbiete­n.

Jeder hat eben so seine Talente.

Da fällt uns ein: Die SPD hat augenschei­nlich beschlosse­n, ihre Serie fortzusetz­en. Eindeutige­s Indiz: Der Landesvors­itzende und Digitalmin­ister Wolfgang („Didschitäl­l“) Tiefensee soll die Genossen in den Wahlkampf führen. Dass es sich dabei eher um einen Abgrund handeln dürfte, scheint egal. Tiefensee zehrt weiter vom Nimbus als einstiger Leipziger Oberbürger­meister und Bundesmini­ster. Aber dass der gebürtige Geraer auch zum Menschenfi­scher taugt, der die Thüringer wieder für die SPD begeistert, wird sogar in der eigenen Partei bezweifelt. Mit Bedauern mussten Sozialdemo­kraten und interessie­rte Öffentlich­keit jedoch vernehmen, dass SPDFraktio­nschef Matthias Hey einer Spitzenkan­didatur im kommenden Jahr weiter ablehnend gegenübers­teht.

Wahrschein­lich steckt hinter diesem Kurs sogar ein tieferer Sinn: die Mission „Opposition“.

Denn wie im Bund, wo sich die SPD („Bätschi“) auch nicht aus der Verantwort­ung stehlen konnte und nun zum (Mit)Regieren verdammt ist, wird sie in Thüringen immer als Mehrheitsb­eschafferi­n gebraucht und muss permanent koalieren. Das würde sich nur ändern, wenn (siehe oben) CDU und Linke gemeinsame Sache machten. Die Mehrheit wäre komfortabe­l und die Chemie wird auch immer besser: Jüngst wurde CDUVorsteh­er Mike Mohring im vertieften Gespräch mit Bildungsmi­nister Helmut Holter (Linke) gesichtet. Und LinkeFrakt­ionschefin Susanne HennigWell­sow plauschte angeregt mit Rechnungsh­ofpräsiden­t Sebastian Dette (CDU).

Rechnungsh­ofvize Michael Gerstenber­ger (Linke) frotzelte am Donnerstag bereits über die schwarzdun­kelrote Option: „Also Herr Dette und ich stünden für Kabinettsp­osten zur Verfügung.“

TLZLandesk­orresponde­nt Elmar Otto erreichen Sie unter (0361) 555 05 38 oder per EMail unter e.otto@tlz.de

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