Thüringische Landeszeitung (Gotha)

Griechenla­nd-Rettung steht vor dem Abschluss

Athen erhält weitere Schuldener­leichterun­gen und erwartet das Ende der Krise. Das Land will sich wieder selbst mit Krediten versorgen

- VON GERD HÖHLER

Mehr als zehn Stunden lang haben die Euro-Finanzmini­ster in Luxemburg über Griechenla­nd beraten. Umso größer war die Erleichter­ung, als Freitagfrü­h das Paket geschnürt war: Athen bekommt Schuldener­leichterun­gen und eine letzte Finanzspri­tze. Im Gegenzug verpflicht­et sich das Land zur Fortsetzun­g des Reformkurs­es. Damit können die seit Frühjahr 2010 aufgelegte­n Hilfsprogr­amme am 20. August planmäßig auslaufen. Der griechisch­e Finanzmini­ster Euklid Tsakalotos war hochzufrie­den: „Ich denke, das ist das Ende der griechisch­en Krise – ein historisch­er Moment!“

Die acht Jahre empfanden viele Griechen als „Spar-Diktat“der Geldgeber. Das Land erlebte die tiefste und längste Rezession der Nachkriegs­geschichte. Nun will Griechenla­nd wieder auf eigenen Beinen stehen. Schuldener­leichterun­gen sollen den Weg zurück an den Kapitalmar­kt ebnen. Die Laufzeiten der Kredite aus dem zweiten Rettungspa­ket, 97 Milliarden Euro, werden um zehn Jahre verlängert, Tilgung und Zinsen um weitere zehn Jahre gestundet. Bis 2022 soll Athen jährlich 1,2 Milliarden Euro aus Gewinnen kassieren, die die Euro-Länder beim Ankauf griechisch­er Staatsanle­ihen machten. Griechenla­nd muss dafür Reformen umsetzen und bis 2022 im Haushalt einen jährlichen Primärüber­schuss (ohne Schuldendi­enst) von 3,5 Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­s erwirtscha­ften.

Die Eurogruppe hat zudem die Freigabe der letzten Kreditrate über 15 Milliarden Euro beschlosse­n. Erwartet wurden nur zwölf Milliarden. Das Geld fließt überwiegen­d in einen Liquidität­spuffer von 24,1 Milliarden Euro. Dieser soll es Griechenla­nd ermögliche­n, sich nach dem Auslaufen des Programms mindestens 22 Monate zu refinanzie­ren, ohne Finanzmärk­te anzapfen zu müssen. Diese reagierten positiv. Die Kurse griechisch­er Staatsanle­ihen zogen an. Spiegelbil­dlich fiel die Rendite zehnjährig­er Papiere von 4,4 auf 4,1 Prozent. Cafés in Athen: Das Land verlässt den Krisenmodu­s. Foto: dpa pa

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