Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Das Bauhaus geht nach Buenos Aires
Eine in der argentinischen Hauptstadt eröffnete Wanderausstellung will mit vielen Klischees aufräumen
Das Bauhaus zieht um die Welt: Zum 100. Gründungstag der Architektur- und Designschule 2019 wird seit Freitag in Buenos Aires die Wanderausstellung Die ganze Welt ein Bauhaus“gezeigt. Kurator Boris Friedewald will mit der Ausstellung bisher weniger bekannte Aspekte der Bauhaus-Schule beleuchten. „Mir war es wichtig, die Vielschichtigkeit des Phänomens Bauhaus zu zeigen“, sagte er.
Der Stil der 1919 in Weimar gegründeten Schule werde auf nüchterne, schlichte Entwürfe in den Bereichen Architektur und Design reduziert, sagte Friedewald über die 1933 von den Nationalsozialisten geschlossene Schule. Neben Objekten wie einer Tischlampe von Marianne Brandt oder Josef Hartwigs puristischem Schachspiel finden Aspekte wie Gemeinschaft oder die neuartige Pädagogik der Schule ihren Platz in der Ausstellung. Daneben soll der Modernitätsbegriff der GastgeberLänder nach und nach integriert werden.
Die Schau wurde vom Institut für Auslandsbeziehungen organisiert. Nach dem Museum für Dekorative Kunst in Buenos Aires (bis 12. August) zieht sie in das Universitätsmuseum für Wissenschaften und Kunst in Mexiko-Stadt um. Ende 2019 wird sie dann in Karlsruhe zu sehen sein.
Auf den ersten Blick hat das argentinische Nationalmuseum für Dekorative Kunst so gar nichts mit dem Bauhausstil gemeinsam. Mit seinen Säulen, den Balkonen und den riesigen Fenstern wirkt das Anfang des 20. Jahrhunderts gebaute Gebäude fast schon pompös. Ungeachtet der gewaltigen Unterschiede beherbergt eine Wanderausstellung über den eher minimalistisch geprägten Bauhaus-Stil. „Mit der Ausstellung verlassen wir schon etwas unsere Komfortzone“, sagte Museums-Direktor Martín Marcos.
„In Deutschland gibt es klare Vorstellungen vom Bauhaus, von puristischem Design und minimalistischer Architektur. Doch das Bauhaus war so viel mehr“, sagt Kurator Friedewald. Deshalb rückt die Ausstellung den Gemeinschaftsaspekt in den Mittelpunkt. Friedewald spricht von einer „Lebensgemeinschaft“. Davon zeugen Fotos von Vorträgen und Diskussionen nach Schulschluss ebenso wie die von Partys oder auch vom Nacktbaden. (dpa)