Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Worte wie gemalt
Von Hand gestaltete Botschaften liegen im Trend Doch dabei geht es nicht nur ums Schreiben
Von Hand gestaltete Botschaften liegen im Trend. Doch dabei geht es nicht nur ums Schreiben.
Ein ausladender Bogen zieht sich schwungvoll über das Papier und endet in einem verspielten Ornament, das wiederum in Blumenranken übergeht. Fast muss man zweimal hinsehen, um zu erkennen, welcher Buchstabe dort zu sehen ist. Das ist wohl der gravierendste Unterschied zwischen dem Kreativtrend Handlettering und der bekannten Schönschrift. Bei Letzterer geht es – gern auch in die Bewertung des Schulaufsatzes einbezogen – um ein ansprechendes, aber vor allem lesbares Gesamtbild.
Bewusst verfasst
Wer Handlettering-Anleitungen studiert, fühlt sich zwar möglicherweise an die Schreibübungen der Schulzeit erinnert: Plötzlich geht es wieder um Formen, Abstände und Ränder. Die Worte werden jedoch, anders als bei der Kalligrafie, nicht in einer flüssigen Bewegung geschrieben – die Zeichen werden einzeln gemalt. Jeder Buchstabe ist ein kleines Kunstwerk: Dickere und dünnere Striche, auf- und abschwingende Linien, verschiedene Größen und Schriftarten. Häufig werden die Lettern mit Illustrationen kombiniert. Tipps und Vorlagen finden sich auch kostenlos im Internet.
Viele sehen den Trend als Gegenbewegung zur Digitalisierung. Botschaften von Hand zu verfassen gibt ihnen etwas Direktes – Handfestes eben. Und: Wer selbst schreibt, nimmt sich Zeit. Beliebt ist die Buchstabenmalerei daher auf Einladungsoder Glückwunschkarten, aber auch auf Dingen, die man täglich ansieht, ob Tassen, Turnbeutel oder Tafeln. Dank spezieller Stifte und Farben ist Handlettering auf fast allen Materialien möglich. Eher außergewöhnlich ist indes das Brennen in Holz oder das Ritzen in eine Oberfläche.