Thüringische Landeszeitung (Gotha)

Mit Mission im Anflug

Tesla-Konkurrenz aus Zuffenhaus­en? Der Porsche Taycan ist bereits auf der Zielgerade­n, als Vorhut startet jetzt schon mal der Cross Turismo zum Schaulaufe­n über den Mullhollan­d Drive

- Von Benjamin Bessinger

Nicht so zaghaft, Sie können ruhig das Pedal durchtrete­n.“Wer mit Stefan Weckbach im Porsche Mission E Cross Turismo auf Testfahrt geht, der verliert schnell den Respekt vor dem millionens­chweren Einzelstüc­k. Denn der Projektlei­ter will hier in den Hügeln hinter Hollywood und am Strand von Malibu Fahrspaß demonstrie­ren. Schließlic­h ist der aufgebockt­e Sportkombi im Offroadloo­k der Vorbote des ersten vollelektr­ischen Porsches namens Taycan und muss beweisen, dass der Reiz des Rasens auch ohne Verbrenner nicht verloren geht. Erst recht hier in Kalifornie­n, wo bislang Tesla die alleinige Deutungsho­heit für die Zukunft des Luxusautos beanspruch­t hat.

600 PS bleiben 600 PS

Wie auf der Playstatio­n, völlig geräuschlo­s und deshalb fast ein wenig virtuell schießt der Cross Turismo den Topanga Canyon hinauf, und mit jeder Meile auf dem Mullhollan­d Drive wird das Grinsen breiter. Doch das hier ist keine VR-Simulation. Das Auto ist real und entspreche­nd mitreißend, selbst wenn die Cops im Begleitfah­rzeug den Spaß ein bisschen einbremsen, weil sie erstens zumindest ein bisschen nach den Regeln schauen müssen und zweitens ihr Chevy Tahoe ohnehin nicht mithalten kann.

Aber der Bremser mit Blaulicht ändert nichts an der Faszinatio­n, die von der weißgrauen Flunder ausgeht: 600 PS bleiben 600 PS, egal, ob sie von einem V8-Turbo kommen wie im Panamera oder eben von zwei E-Motoren, von denen jeder eine Achse antreibt. Ein Sprint von 0 auf 100 in weniger als 3,5 Sekunden fühlt sich noch spektakulä­rer an, wenn er so unvermitte­lt und scheinbar mühelos kommt, und so, wie der Cross Turismo durchzieht, glaubt man ihm das Spitzentem­po von mehr als 250 km/h auch ohne die Probe aufs Exempel. Stattdesse­n freut man sich lieber an der variablen Kraftverte­ilung und den Segnungen der Hinterradl­enkung, dank derer sich

n Ob und wann Porsches elektrifiz­iertes Crossover-SUV in Serie geht, ist noch unklar. Sein sportliche­r Vetter, Anfang Juni auf den Namen getauft, soll ab 2019 produziert werden. Geplant sind dann bis zu 20 000 Fahrzeuge pro Jahr.

Taycan

der knapp fünf Meter und sicher mehr als zwei Tonnen schwere Cross Turismo mehr nach Macan anfühlt als nach Cayenne.

Dass der Cross Turismo so gut fährt, liegt vor allem an seinen Verwandtsc­haftsverhä­ltnissen: Das Showcar mit extra viel Platz im Fonds und höherer Bodenfreih­eit basiert auf dem normalen Mission E, der Ende nächsten Jahres als Taycan auf die Straße kommt.

Im Serienmode­ll wird man nicht nur die gleichen Motoren verbauen, sondern auch den gleichen Akku mit 90 kWh Kapazität, was für mehr als 500 Kilometer reichen soll. Nur das mit dem 800-VoltLaden klappt hier in Kalifornie­n noch nicht. Aber so verlockend die Vorstellun­g auch sein mag, in 15 Minuten den Strom für 400 Kilometer zapfen zu können – es gibt schlimmere Ecken, um einen längeren Ladestopp abzuwarten, als den malerische­n Strand von Malibu.

Gepflegte digitale Bedienland­schaft

Außerdem gibt einem die Zwangspaus­e endlich mal genügend Zeit, eine digitale Bedienland­schaft zu studieren, die selbst das Cockpit des Porsche Panamera alt aussehen lässt: Alles, was im Cross Turismo zu steuern und zu regeln ist, erledigt man über Sensorfeld­er und Touchscree­ns und alles, was einem das Auto mitzuteile­n hat, erscheint auf den Bildschirm­en. Sogar der Beifahrer hat sein eigenes Display.

Ein paar Konstanten haben die Schwaben dabei aber in die neue Zeit gerettet: Eine grafische Darstellun­g der Beschleuni­gung in der Mitte der Anzeige erinnert an den bei Porsche sonst immer so dominanten Drehzahlme­sser. Und natürlich gibt es links vom Lenkrad wenn schon kein Zündschlos­s mehr, dann zumindest einen Startknopf.

Kein Abschied vom Verbrenner

Schon bald sollen die Stromer einen Anteil von 25 Prozent an der Porsche-Produktion erreichen – ein Ansinnen, das sich die Schwaben stolze sechs Milliarden Euro kosten lassen. Doch der Anfang des Elektrozei­talters markiert keineswegs schon das endgültige Aus des guten alten Verbrenner­s, beruhigt der Baureihenl­eiter bis auf Weiteres die Gemüter: „Solange es für Autos wie einen 911 R oder einen GT3 Kunden gibt und es die Gesetze erlauben, werden wir das eine tun und das andere nicht lassen.“

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FOTO:HO Der aufgebockt­e Spor kombi im Of - roadlook wag eine Kreuzung aus Spor wagen und robustem SUV.
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FOTO:HO Im Heck des Stromers ist sogar noch Platz für Gepäck.

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