Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Seltene Bäume und ein Café im Pferdestall
Im Park Hohenrode in Nordhausen wachsen exotische Gehölze in rund 300 Arten. Förderverein und Bürgerstiftung kümmern sich um den Wiederaufbau von Villa und Pavillon
Schwarzkiefer und Tulpen-Magnolie, Fächer-, Feuer- und SilberAhorn, Ginkgo, Amerikanische Rot-Eiche, Tulpenbaum, Elsbeere, Schwarznuss — rund 300 Baumarten aus aller Welt haben in den vergangenen Jahrhunderten im Park Hohenrode in Nordhausen ihre neue Heimat gefunden. Die einmalige BaumSammlung begeistert Naturliebhaber und Fachleute in ganz Deutschland, freut sich Gisela Hartmann, die Vorsitzende der Bürgerstiftung „Park Hohenrode“, über die Ausstrahlung der rund 150 Jahre alten Anlage mit wuchtigen Kronen, schlanken Stämmen und den verschlungenen Brezel-Wegen.
Gewaltige und seltene Bäume
Ein Tabakfabrikant hatte den Park im englischen Stil anlegen lassen, der Reiz der verschiedenen Blätter, verknoteten Wurzeln und Äste ist bis heute erhalten geblieben. Oder besser: ist jetzt wieder zu bewundern. Denn ein Orkan hatte 1980 im Park gewütet, von den 400 Baumarten waren nach dem verheerenden Sturm nur noch 200 übrig. Nach der Wende begann zudem der massive Verfall der Anlagen und Gebäude, Zeit und Vandalismus verwandelten Villa, Kutscherhaus und Pavillon in Ruinen.
Dennoch ließen sich viele Besucher von den gewaltigen und seltenen Bäumen beeindrucken und fassten bald den Plan, die Schönheit des Parks wiederherzustellen. Im Juli 2005 gründete Gisela Hartmann den Förderverein, später kam noch eine Bürgerstiftung hinzu. Und die ehrenamtlichen Unterstützer – 600 an der Zahl, darunter etwa 70 Aktive, die regelmäßig mithelfen, bewirken unglaublich viel. Mit knapper Kasse, aber viel Enthusiasmus und Engagement richten sie Baum für Baum, Stück für Stück die weitläufige Anlage wieder her. Vieles, was bei Renovierungen und Umgestaltungen in der Stadt abfällt – seien es Heizkörper oder Rosenstöcke –, wird im Park dringend gebraucht und verwertet.
Das Kutscherhaus wurde als Erstes fertig und zeigt, wie romantisch-verspielt das ganze Ensemble werden kann. Die drei Boxen des ehemaligen Pferdestalls etwa haben sich in kleine Cafés verwandelt, die mit historischem Charme begeistern – und regelmäßig ausgebucht sind. Kaffee und Kuchen gibt es auch im „Blauen Salon“, der seinen Namen einem riesigen Bauernschrank verdankt, und im „Grünen Salon“, der nach der Tapete benannt ist. Doch zum Kaffeetrinken haben Gisela Hartmann und ihre vielen Helfer kaum Muße – nach dem Gelände wollen sie nun die übrigen Gebäude herrichten. Die Zeit drängt – der Park Hohenrode ist als Außenstandort in die Bundesgartenschau 2021 in Erfurt eingebunden.
Konzerte auf der Baustelle
Bis dahin sollen Villa und Pavillon – „der letzte klassizistische seiner Art in Thüringen“– fertig sein. Das bedeutet vor allem in der Villa noch jede Menge Arbeit, denn in den Jahren des Leerstands haben Schwamm und Vandalismus vieles zerstört. Dennoch haben auf der Baustelle schon Klassik- und Jazz-Konzerte stattgefunden. „Man darf die Villa nicht mit den Augen betrachten, man muss sie mit dem Herzen sehen“, schwärmt Gisela Hartmann in den riesigen Räumen und dem prachtvollen Treppenhaus. Ein Zimmer ist bereits hergerichtet, historische Möbel und der frische, orangefarbene Anstrich verleihen dem Raum ein besonderes Flair – und lassen ahnen, wie charmant und repräsentativ die Villa wieder werden kann.
Vielleicht steht eines Tages sogar der Wintergarten wieder, der die berühmten Bäume des Parks in den Blick rückt.