Thüringische Landeszeitung (Jena)
Dortmund von der Last befreit, Bayern hadert mit Remis
Vor dem PokalhalbfinalSpektakel am Mittwoch ist die Stimmung bei beiden Mannschaften unterschiedlich
MÜNCHEN. So gibt’s keine Double-Party! Nach der gefühlten Niederlage auf dem Weg zur 27. deutschen Meisterschaft redeten sich die Bayern-Stars postwendend für den nächsten K.o.-Hammer stark. „Jetzt müssen wir durchziehen, die Brust raus strecken und zeigen, dass wir da sind am Mittwoch“, forderte Ersatzkapitän Thomas Müller. „Wir spielen gegen Dortmund zu Hause ein Pokal-Halbfinale, da muss man alles aus dem Tank rausbekommen. Das ist ein Highlight.“Gegen die beim einzigen Sieg in den letzten sechs Pflichtspielen locker mit 4:1 abgefertigten Dortmunder muss eine klare Leistungssteigerung der personell und mental angeschlagenen Münchner her.
Der alte und höchstwahrscheinlich neue Meister lässt sich vom 2:2 (1:2) gegen die überglücklichen Klassenverbleibskämpfer des FSV Mainz nicht vom Titelkurs abbringen. Aber im deutschen Fußball-Gipfel wird für den Einzug in das Pokalfinale am 27. Mai im Berliner Olympiastadion eine Vorstellung wie die im dazwischen gequetschten Liga-Duell mit Mainz nicht reichen. „Wir wissen wie schön dieses Spiel in Berlin ist, da müssen wir hin, und da müssen wir alles geben“, forderte Arjen Robben. Die ganze Spielzeit steht in den Tagen nach dem 2:4 im Bernabéu-Stadion auf dem Prüfstand.
Nach drei national ertragreichen, aber international schmerzhaften Jahren unter Pep Guardiola trifft die Münchner wieder der Frühjahrsfrust. Nach dem heldenhaften Kampf gegen Real waren am Samstag die Tore von Robben und Thiago gegen die zweimalige Führung der Mainzer durch Bojan Krkic und Daniel Brosinski per Foulelfmeter zu wenig. „Nach dem Schock gegen Madrid war es schwierig, dieses Spiel vorzubereiten“, gestand Bayern-Coach Carlo Ancelotti. „Das 2:2 fühlt sich wie eine Niederlage an“, so Thiago.
Schmelzer: „Das gibt uns einen Riesenschub“
Ancelotti erwartet auf dem Weg zu Schale und Pott keine mentalen Schwierigkeiten nach dem so schmerzhaften ChampionsLeague-Aus. „Ich bin mir sicher, dass es am Mittwoch im Halbfinale des DFB-Pokals anders ein wird“, sagte er. Anders, aber auch gut genug? „Natürlich hängt uns das Spiel gegen Madrid noch nach. Auch wenn es nicht nachhängen sollte, aber wir sind auch nur Menschen“, sagte Müller. „Aber wer gegen Dortmund nicht bis in die Haarspitzen bei einhundert Prozent ist, der liebt dieses Spiel nicht.“
Besser war die Laune im Dortmunder Lager. Aus der Kabine drangen laute Musik und ausgelassenes Gelächter. Wie von schwerer Last befreit feierten die Dortmunder Profis mit einer Spontanparty den 3:2 (1:1)-Erfolg bei Borussia Mönchengladbach. Die Festnahme eines Tatverdächtigen nach dem Sprengstoffanschlag auf den Teambus am Freitag und der Lucky Punch von Raphael Guerreiro in der
87. Minute am Samstag taugten als wirksame Therapie zur Überwindung des Traumas.
„Das Geschehen von gestern und der Sieg von heute werden uns einen Riesenschub geben“, kommentierte Kapitän Marcel Schmelzer die Rückkehr des Revierclubs auf den dritten Tabellenplatz der Fußball-Bundesliga. Die nach dem Attentat am
11. April vorherrschende gedrückte Stimmung schien mit einem Mal verflogen. Arm in Arm stand die Mannschaft noch Minuten nach dem Schlusspfiff vor der Tribüne und genoss die mitfühlenden Gesänge der Fans.
Rechtzeitig vor dem PokalHalbfinale scheint das TuchelTeam auf gutem Weg zurück zu alter Form. Bei allem Respekt vor den Münchnern überwiegt die Vorfreude. „Jetzt wollen wir den Bayern ein Stück weit die Saison vermiesen“, tönte Tuchel.
Den Gladbachern machte die Partie trotz der Treffer von Lars Stindl (43.) und Marcel Schmelzer (48./Eigentor) jedoch wenig Mut für ihr Pokal-Halbfinale am Dienstag gegen Eintracht Frankfurt. Allein in den vergangenen beiden Spielen gegen Hoffenheim und Dortmund gab es acht Gegentore. „Deshalb müssen wir jetzt wieder probieren, stabiler und kompakter zu stehen“, forderte Torhüter Yann Sommer. (dpa)