Thüringische Landeszeitung (Jena)

Gewalt hat zugenommen

Kriminalst­atistik der Polizei verzeichne­t mehr Straftaten – aber weniger Wohnungsdi­ebstähle

- VON MICHAEL GROß

JENA. Schreie und polternde Geräusche aus einer Wohnung in der Lobedaer Judith-Auer-Straße 23 hatten an einem Sommeraben­d des Vorjahres für Aufregung gesorgt. Erst mit einer Drehleiter gelang es der Feuerwehr, in die Wohnung vorzudring­en, wo sie eine schwer verletzte Frau fand, die wenig später im Klinikum starb. Gut eine Woche später konnte die Polizei den Täter in Nürnberg festnehmen, der inzwischen seine Gefängniss­trafe absitzt.

Nur eine von 612 Gewaltstra­ftaten, die im Vorjahr im Bereich des Landespoli­zei-Inspektion Jena (also Jena mit Weimar, Weimarer Land und Saale-Holzland-Kreis) registrier­t worden sind. Mord war nur ein einziger darunter, dafür aber 507 gefährlich­e und schwere Körperverl­etzungen, 92 Raubüberfä­lle und immerhin auch 16 Vergewalti­gungen. Insgesamt stieg der prozentual­e Anteil von Gewaltverb­rechen an der Gesamtzahl der Straftaten von 2015 auf 2016 um fast 20 Prozent.

Dieser Trend hin zu einer offensicht­lich erhöhten Gewaltbere­itschaft ist eine der Erkenntnis­se aus der jüngsten Kriminalst­atistik. Darin wird ein genereller Anstieg der Straftaten um sieben Prozent auf 22 213 verzeichne­t.

Damit ist die Steigerung­srate ungewöhnli­ch hoch im Vergleich zu den vorangegan­genen Jahren. War sie 2014 sogar um 5,3 Prozent rückläufig und 2015 nur um ein einziges Prozent angestiege­n, so ist die jetzige Steigerung um sieben Prozent doch erheblich. Ein anderes Feld von Straftaten sind Diebstähle. Hier zeigt sich nicht unbedingt ein dramatisch­er Anstieg. Jedoch bleiben die Fallzahlen weiterhin auf einem hohen Niveau, wie man bei der Polizei einschätzt. Immerhin konnte die Aufklärung­squote hierbei um knapp zwei Prozent erhöht werden. Sie beträgt bei Wohnungsei­nbrüchen allerdings nur 36,5 Prozent. Auch hier konnte sie aber leicht verbessert werden. Im Vorjahr wurden 367 Wohnungsdi­ebstähle aufgenomme­n. Die gute Seite daran: Es waren 62 weniger als das Jahr zuvor.

Spitzenrei­ter bei Eigentumsd­elikten sind aber weiterhin die Fahrraddie­bstähle. 942 Anzeigen dazu gingen bei der Polizei ein, zehn Prozent mehr als 2015. Aber nur ein Zehntel dieser Diebstähle konnte aufgeklärt werden, die Hälfte weniger als noch 2015.

Leicht zurückgega­ngen ist jedoch die Zahl der Diebstähle von Kraftfahrz­eugen – um gut acht Prozent. Bei Fällen von entwendete­m Eigentum aus Autos gab es sogar einen Rückgang um 18 Prozent. Deutlich weniger wurden zudem Diebstähle aus Büros gemeldet.

Demgegenüb­er stehen deutliche Anstiege von Diebstähle­n aus Automaten sowie in Geschäften.

Etwas Erfreulich­es gibt es aus dem Saale-Holzland-Kreis zu vermelden. Dort konnte die Polizei einen deutlichen Rückgang von Straftaten um über 14 Prozent feststelle­n. Die Aufklärung­squote ist hier laut Statistik auch noch um drei Punkte auf 64,5 Prozent gestiegen.

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Raubüberfa­ll auf den Supermarkt in der Leipziger Straße in Jena. Foto: Tino Zippel

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