Thüringische Landeszeitung (Jena)
Gewalt hat zugenommen
Kriminalstatistik der Polizei verzeichnet mehr Straftaten – aber weniger Wohnungsdiebstähle
JENA. Schreie und polternde Geräusche aus einer Wohnung in der Lobedaer Judith-Auer-Straße 23 hatten an einem Sommerabend des Vorjahres für Aufregung gesorgt. Erst mit einer Drehleiter gelang es der Feuerwehr, in die Wohnung vorzudringen, wo sie eine schwer verletzte Frau fand, die wenig später im Klinikum starb. Gut eine Woche später konnte die Polizei den Täter in Nürnberg festnehmen, der inzwischen seine Gefängnisstrafe absitzt.
Nur eine von 612 Gewaltstraftaten, die im Vorjahr im Bereich des Landespolizei-Inspektion Jena (also Jena mit Weimar, Weimarer Land und Saale-Holzland-Kreis) registriert worden sind. Mord war nur ein einziger darunter, dafür aber 507 gefährliche und schwere Körperverletzungen, 92 Raubüberfälle und immerhin auch 16 Vergewaltigungen. Insgesamt stieg der prozentuale Anteil von Gewaltverbrechen an der Gesamtzahl der Straftaten von 2015 auf 2016 um fast 20 Prozent.
Dieser Trend hin zu einer offensichtlich erhöhten Gewaltbereitschaft ist eine der Erkenntnisse aus der jüngsten Kriminalstatistik. Darin wird ein genereller Anstieg der Straftaten um sieben Prozent auf 22 213 verzeichnet.
Damit ist die Steigerungsrate ungewöhnlich hoch im Vergleich zu den vorangegangenen Jahren. War sie 2014 sogar um 5,3 Prozent rückläufig und 2015 nur um ein einziges Prozent angestiegen, so ist die jetzige Steigerung um sieben Prozent doch erheblich. Ein anderes Feld von Straftaten sind Diebstähle. Hier zeigt sich nicht unbedingt ein dramatischer Anstieg. Jedoch bleiben die Fallzahlen weiterhin auf einem hohen Niveau, wie man bei der Polizei einschätzt. Immerhin konnte die Aufklärungsquote hierbei um knapp zwei Prozent erhöht werden. Sie beträgt bei Wohnungseinbrüchen allerdings nur 36,5 Prozent. Auch hier konnte sie aber leicht verbessert werden. Im Vorjahr wurden 367 Wohnungsdiebstähle aufgenommen. Die gute Seite daran: Es waren 62 weniger als das Jahr zuvor.
Spitzenreiter bei Eigentumsdelikten sind aber weiterhin die Fahrraddiebstähle. 942 Anzeigen dazu gingen bei der Polizei ein, zehn Prozent mehr als 2015. Aber nur ein Zehntel dieser Diebstähle konnte aufgeklärt werden, die Hälfte weniger als noch 2015.
Leicht zurückgegangen ist jedoch die Zahl der Diebstähle von Kraftfahrzeugen – um gut acht Prozent. Bei Fällen von entwendetem Eigentum aus Autos gab es sogar einen Rückgang um 18 Prozent. Deutlich weniger wurden zudem Diebstähle aus Büros gemeldet.
Demgegenüber stehen deutliche Anstiege von Diebstählen aus Automaten sowie in Geschäften.
Etwas Erfreuliches gibt es aus dem Saale-Holzland-Kreis zu vermelden. Dort konnte die Polizei einen deutlichen Rückgang von Straftaten um über 14 Prozent feststellen. Die Aufklärungsquote ist hier laut Statistik auch noch um drei Punkte auf 64,5 Prozent gestiegen.