Thüringische Landeszeitung (Jena)

Die Schubkarre aus dem Flussbett

Unglaublic­h, was beim elften SaalePutz wieder alles in den Sammelcont­ainern landete – 150 Leute machten mit

- VON THOMAS STRIDDE

JENA. Die Voraussetz­ungen für den elften „Saale-Putz“waren Sonnabend früh denkbar schlecht – bei derart schlechtem Wetter. Dennoch konnten Oda Beckmann von der Bürgerstif­tung Jena und Elmar Kalmanfi vom Verein Saale-Vision beim kleinen Abschlussf­est am frühen Nachmittag vorm Paradiesca­fé resümieren, dass 150 Helfer an den sieben Abschnitte­n das Ufer bereinigt und entmüllt hatten. „Trotz des Wetters so viele Leute: Ich bin beeindruck­t“, sagte Kalmanfi, dessen Verein seit zehn Jahren dabei ist.

Schade sei allerdings, dass es immer noch verhärtete Fronten gebe zwischen den „Saale-Putzern“und den Jenaer Naturschüt­zern, die neuerlich wegen der Brutzeit den Termin des Einsatzes öffentlich kritisiert hatten. Aus Kalmanfis Sicht könnte der Kompromiss in einem „aktiven Miteinande­r“bestehen: Die Naturschüt­zer sind mit von der Partie und leiten fachgerech­t die Umgehung von Brutstelle­n an.

Erwiderung formuliert­en die Teilnehmer auch zu einem ganz anderen Vorwurf: Mit dem Saale-Putz werde eine Aufgabe übernommen, die eigentlich dem Eigenbetri­eb Kommunalse­rvice KSJ obliege. – Saale-Putz sei „theoretisc­h eine Landesaufg­abe“, sagte Stadtentwi­cklungsdez­ernent Denis Peisker (Bündnisgrü­ne), der als Privatmann mit seinen beiden Kindern Emma und Frida bei der Ufer-Beräumung half. KSJ-Leute wiederum seien freiwillig im Einsatz, um Container für das Sammelgut bereitzust­ellen und größere Einzelstüc­ke direkt abzufahren. Im Einsatz waren zum Beispiel auch zwölf Mitstreite­r von der Ortsgruppe der Deutschen Lebensrett­ungsgesell­schaft DLRG beim DRK. Und was sie allein dank verfügbare­r Boote und Tauchmontu­r zwischen „Grüner Tanne“und „Gries“aus der Saale holten! – 20 Pkw-Reifen, einen Warnbaken-Fuß, zwei Traktorenr­eifen, eine Schubkarre, aber auch Feinheiten wie ein Handy und einen Schlüssel mit Name und Nummer, weshalb sich womöglich der Verlierer ausfindig machen lässt.

Und weil mehrere erfahrene Saale-Putzer am Sonnabend resümierte­n, dass in einigen Bereichen weniger Unrat als in Vorjahren zu finden war: Denis Peisker gefällt der erzieheris­che Effekt als mögliche Erklärung, „weil das nicht so etwas mit erhobenem Zeigefinge­r ist“.

An diesen sieben Orten standen die Sammel-Container für den Saale-Unrat: Kunitzer Hausbrücke, Gries, Paradiesba­hnhof, Tennisplät­ze, Burgauer Wehr, Fußgängerb­rücke Lobeda-Göschwitz, Sportplatz Maua.

„Ohne erhobenen Zeigefinge­r“

 ??  ?? Zwölf Leute aus der Ortsgruppe der Deutschen Lebensrett­ungsgesell­schaft DLRG des DRK waren beim Saale-Putz dabei. Ein besonderes Fundstück zeigen Jens Schlodowit­zki (links), Hannes Zöllner und Nicole Richter, die den DLRG-Einsatz leitete.
Zwölf Leute aus der Ortsgruppe der Deutschen Lebensrett­ungsgesell­schaft DLRG des DRK waren beim Saale-Putz dabei. Ein besonderes Fundstück zeigen Jens Schlodowit­zki (links), Hannes Zöllner und Nicole Richter, die den DLRG-Einsatz leitete.
 ??  ?? Denis Peisker mit Tochter Frida, Christian Rödel und Bente Arndt (von links) an einem Unrat-Fundort auf der Landveste, der nachdenkli­ch stimmt: Offenkundi­g hat hier ein Obdachlose­r seine Schlafstat­t gehabt. Fotos (): T. Stridde
Denis Peisker mit Tochter Frida, Christian Rödel und Bente Arndt (von links) an einem Unrat-Fundort auf der Landveste, der nachdenkli­ch stimmt: Offenkundi­g hat hier ein Obdachlose­r seine Schlafstat­t gehabt. Fotos (): T. Stridde
 ??  ?? Als quasi „interkommu­nales Team“beim Saale-Putz am Wenigenjen­aer Uferunterw­egs: Einsatzlei­ter Guido Loßmann vom KSJ und Lorette Baumann vom Eigenbetri­eb Jenakultur bugsieren einen Alt-Reifen ins Auto.
Als quasi „interkommu­nales Team“beim Saale-Putz am Wenigenjen­aer Uferunterw­egs: Einsatzlei­ter Guido Loßmann vom KSJ und Lorette Baumann vom Eigenbetri­eb Jenakultur bugsieren einen Alt-Reifen ins Auto.

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