Thüringische Landeszeitung (Jena)
Die Schubkarre aus dem Flussbett
Unglaublich, was beim elften SaalePutz wieder alles in den Sammelcontainern landete – 150 Leute machten mit
JENA. Die Voraussetzungen für den elften „Saale-Putz“waren Sonnabend früh denkbar schlecht – bei derart schlechtem Wetter. Dennoch konnten Oda Beckmann von der Bürgerstiftung Jena und Elmar Kalmanfi vom Verein Saale-Vision beim kleinen Abschlussfest am frühen Nachmittag vorm Paradiescafé resümieren, dass 150 Helfer an den sieben Abschnitten das Ufer bereinigt und entmüllt hatten. „Trotz des Wetters so viele Leute: Ich bin beeindruckt“, sagte Kalmanfi, dessen Verein seit zehn Jahren dabei ist.
Schade sei allerdings, dass es immer noch verhärtete Fronten gebe zwischen den „Saale-Putzern“und den Jenaer Naturschützern, die neuerlich wegen der Brutzeit den Termin des Einsatzes öffentlich kritisiert hatten. Aus Kalmanfis Sicht könnte der Kompromiss in einem „aktiven Miteinander“bestehen: Die Naturschützer sind mit von der Partie und leiten fachgerecht die Umgehung von Brutstellen an.
Erwiderung formulierten die Teilnehmer auch zu einem ganz anderen Vorwurf: Mit dem Saale-Putz werde eine Aufgabe übernommen, die eigentlich dem Eigenbetrieb Kommunalservice KSJ obliege. – Saale-Putz sei „theoretisch eine Landesaufgabe“, sagte Stadtentwicklungsdezernent Denis Peisker (Bündnisgrüne), der als Privatmann mit seinen beiden Kindern Emma und Frida bei der Ufer-Beräumung half. KSJ-Leute wiederum seien freiwillig im Einsatz, um Container für das Sammelgut bereitzustellen und größere Einzelstücke direkt abzufahren. Im Einsatz waren zum Beispiel auch zwölf Mitstreiter von der Ortsgruppe der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft DLRG beim DRK. Und was sie allein dank verfügbarer Boote und Tauchmontur zwischen „Grüner Tanne“und „Gries“aus der Saale holten! – 20 Pkw-Reifen, einen Warnbaken-Fuß, zwei Traktorenreifen, eine Schubkarre, aber auch Feinheiten wie ein Handy und einen Schlüssel mit Name und Nummer, weshalb sich womöglich der Verlierer ausfindig machen lässt.
Und weil mehrere erfahrene Saale-Putzer am Sonnabend resümierten, dass in einigen Bereichen weniger Unrat als in Vorjahren zu finden war: Denis Peisker gefällt der erzieherische Effekt als mögliche Erklärung, „weil das nicht so etwas mit erhobenem Zeigefinger ist“.
An diesen sieben Orten standen die Sammel-Container für den Saale-Unrat: Kunitzer Hausbrücke, Gries, Paradiesbahnhof, Tennisplätze, Burgauer Wehr, Fußgängerbrücke Lobeda-Göschwitz, Sportplatz Maua.
„Ohne erhobenen Zeigefinger“