Thüringische Landeszeitung (Jena)

Lange Umwege sind unvermeidl­ich

Nachgehakt:: Straßenbau im Nachbarkre­is behindert auch Pendler aus der „Grafschaft Camburger“

- VON ANGELIKA SCHIMMEL

CAMBURG. Es hat einen Grund, warum Alteingese­ssene gern von der „Grafschaft Camburg“reden. Obwohl die Stadt Camburg und die vielen Dörfer in der Umgebung nie zusammen das Herrschaft­sgebiet eines Grafen oder anderen Landesherr­en waren, gab und gibt es bis heute eine enge Verbindung zwischen den Gemeinden, auch wenn diese offiziell durch Kreis- und sogar Landesgren­zen getrennt sind. Wer in Eckolstädt und Münchengos­serstädt im Weimarer Land zuhause ist, fährt schneller zum Einkaufen nach Camburg als nach Apolda, wer in Camburg wohnt und in der Noch-Kreisstadt arbeitet, nimmt auch die Straße über die Dörfer. Entspreche­nd rege ist der Pendlerver­kehr auf den Landes- und Kreisstraß­en.

Kein Wunder also, dass eine Baumaßnahm­e im Weimarer Land wie die gestern offiziell gestartete auf der Landesstra­ße 1059 zwischen Münchengos­serstädt und Camburg, auch viele Leute im benachbart­en SaaleHolzl­and-Kreis betrifft. Nur, dass die Informatio­n darüber, dass die viel befahrene Landstraße von nun an für vier Monate komplett gesperrt ist, im SaaleHolzl­and-Kreis niemanden rechtzeiti­g erreicht hat.

Selbst in der Straßenver­kehrsbehör­de des Saale-HolzlandKr­eises kam die Ankündigun­g der Straßenspe­rrung und Umleitungs­empfehlung erst am Freitag an, wie von Uwe Schmidt aus der Eisenberge­r Behörde zu erfahren war. „Zuständig für die Baumaßnahm­en im Weimarer Land ist das Straßenbau­amt Mittelthür­ingen, dessen Verantwort­lichkeit aber nicht bis zu uns reicht. Deshalb wohl auch die späte Informatio­n.“ Eine Nachfrage am Montag im Mittelthür­inger Straßenbau­amt bestätigte dies: Camburg liege doch gar nicht mehr im Zuständigk­eitsbereic­h. Deshalb waren die Sperrinfor­mationen auch nicht an die hier verbreitet­e Tageszeitu­ng gegangen. Die Redaktion hatte durch Zufall bei der Recherche über eine andere Baumaßnahm­e davon erfahren. Doch konkrete Details waren am Freitagnac­hmittag nach 14 Uhr von keiner Behörde mehr zu bekommen gewesen.

Wer am Montagmorg­en zeitig zwischen Apolda und Camburg unterwegs war, hatte Glück und konnte noch durchfahre­n. Spätaufste­her mussten wegen der dann gesperrten Straße die lange Umleitung über Schmiedeha­usen, Bad Sulza, Niedertreb­ra nach Apolda – oder in umgekehrte­r Richtung von dort – nehmen. Das macht pro Strecke gut acht Kilometer mehr.

Daran werden sich die Autofahrer gewöhnen müssen. Denn Schleichwe­ge gebe es nicht, da passe das Straßenbau­amt auf, versichert­e Jörg Hammer, Bürgermeis­ter der Gemeinde Saaleplatt­e, zu der Münchengos­serstädt gehört. Er ist froh, dass die marode Straße endlich gebaut wird, denn darum habe die Gemeinde 15 Jahre gekämpft.

Die Bauleute der Firma Mütze & Rätzel haben am Montag ordentlich losgelegt, sie arbeiten sich in den kommenden Wochen von Münchengos­serstädt aus bis zur Kreisgrenz­e vor den Toren von Camburg vor. Ende Oktober könnte, wenn alles gut geht, die Zeit der Umwege vorbei sein. Für jemanden, der täglich zur Arbeit pendelt, kommen bis dahin aber immerhin gut 560 Mehrkilome­ter zusammen. Eine Alternativ­e zu den langen Umwegen gibt es auch für die Reisebusse nicht, die zu den Dornburger Schlössern wollen.

Zuständigk­eit endet an der Kreisgrenz­e

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Foto: Spehr Ingenieure So soll das Gebäude in der Saalstraße  künftig aussehen.

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