Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Duo mit ungewöhnli­chem Gespann macht Station am Hainich

Der Unternehme­r Joachim Becker aus Jena erkundet mit Hund Max das Thüringer Land – in einem umgebauten Pferdetran­sporter

- VON FRIEDEMANN KNOBLICH

WEBERSTEDT. „Ich kann auf alles verzichten, nur nicht auf Luxus“, sagt Joachim Becker. Er wirft ein grünes Kissen auf einen Klappstuhl und setzt sich. Zu seinen Füßen liegt Max, der 11jährige treue Beagle. Die Frühlingss­onne wechselt sich mit Wolken ab, über die Wiese auf dem Weberstedt­er Campingpla­tz summt träge eine Hummel.

Die Idylle ist – zum Teil – gestellt. Denn Joachim Becker und Max sind von Fotografen, Kameraleut­en und Redakteure­n umringt. Sie machen Bilder, filmen, kritzeln Notizen in ihre Blöcke. Erst vor Kurzem hat das ungewöhnli­che Duo den Unstruthai­nich-kreis erreicht, schon zieht es die Aufmerksam­keit der Medien auf sich.

Der Grund für den Trubel liegt in dem besonderen Gefährt mit dem Hund und Herrchen unterwegs sind. Joachim Becker hat sich einen Anhänger, der normalerwe­ise zum Transport von Pferden gedacht ist, zu einem Mini-wohnwagen umgebaut. Gezogen wird seine mobile Heimstatt von einem kleinen Gelände-traktor, dem „Max Mobil“. Auf 4,5 Quadratmet­ern sind alle Dinge des täglichen Bedarfs verstaut. Joachim Becker kommt aus Jena. Der Ingenieur arbeitete bei Carl Zeiss, später als Geschäftsf­ührer der Dako Unternehme­nsgruppe. Die Firma ist spezialisi­ert auf It-fragen unter anderem im Transportw­esen und in der Verkehrssi­cherheit. Der Tüftler Joachim Becker hält mehrere Patente, hat sich selbst in einem Zeitungs-interview schon mal als „verrückten Spinner“bezeichnet. Seit dem 7. April ist er Rentner.

„Ich bin in meinem Berufslebe­n viel in der Welt und in Europa herumgekom­men. Morgens in Oslo, abends wieder zu Hause, so in der Art. Dabei habe ich immer bedauert, dass ich zu wenig Zeit für die eigene Heimat habe. Die nahen Ziele blieben außen vor. Das will ich nun ändern“, sagt er. Alles was etwa 100 bis 150 Kilometer um Jena herum liegt, wolle er erkunden.

Und warum nicht mit einem normalen Wohnwagen? „Mit dem Ding erlebe ich Menschen. Ich ziehe die Blicke auf mich, die Leute kümmern sich um mich. Auf der Autobahn kann ich nicht fahren, nur auf Landstraße­n. Dafür komme ich mit dem Traktor auch dahin, wohin es das Auto nicht schafft. Der Anhänger ist geländegän­gig und Das Reise- und Wohnmittel der Wahl ist ein kleiner Gelände-traktor mit einem umgebauten Pferdeanhä­nger.

leicht. Ich sehe Ecken von Thüringen, die ich vorher nicht gekannt habe. Etwas Besseres kann ich mir nach meinem bewegten Leben nicht vorstellen.“

Der Umbau des Pferdeanhä­ngers dauerte etwa drei Monate. Die schwere Heckklappe wurde gegen eine leichte Aluminiumw­and getauscht. Eine Isolierung an der Decke sorgt gemeinsam mit einem Heizkörper für genügend Wärme, sodass es auch bei frostigen Temperatur­en im Inneren für Mensch und Tier behaglich wird. Die Batterien erlauben zehn Tage autarkes Leben. Ein Doppelstoc­kbett an einer Wand, ausziehbar­er Tisch mit Fernseher und Stereoanla­ge an der anderen Wand. Im Vorderbere­ich des Hängers ist eine kleine Küchenzeil­e mit Kocher und Geschirr untergebra­cht.

„Man muss sich an Ordnung

gewöhnen. Ordnung ist das halbe Leben, aber ich habe mein Leben immer auf der unordentli­chen Seite verbracht. Also muss ich an mir arbeiten. Das Bett nimmt zwei Quadratmet­er ein, für mich bleiben 2,5 Quadratmet­er, wovon der Hund 1,2 Quadratmet­er belegt“, sagt Joachim Becker mit einem verschmitz­ten Lächeln.

Auch der 11-jährige Max ist im Herbst seines Lebens angekommen. Das Tier hat Knieproble­me, ähnlich wie sein Herrchen. „Bei der Armee hatte ich 36 Schäferhun­de, die waren einfacher. Ein Beagle macht nur was er will. Wenn ihm was nicht passt, sagt er das“, so Joachim Becker.

Eines aber lässt ihm Max durchgehen: „Abends im Wohnwagen volle Kanne Bach hören. Das ist Freiheit pur.“

Umbau des Anhängers dauerte drei Monate

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Joachim Becker und sein Hund Max sind aus Jena nach Weberstedt gereist. Dort campieren sie zur Zeit auf dem Zeltplatz.
 ??  ?? Alles nötige auf , Quadratmet­ern. Neben dem Bett ist der Schlafplat­z für den vierbeinig­en Begleiter. Fotos: Daniel Volkmann ()
Alles nötige auf , Quadratmet­ern. Neben dem Bett ist der Schlafplat­z für den vierbeinig­en Begleiter. Fotos: Daniel Volkmann ()
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