Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)
Kein Freiwild
Nichts rechtfertigt Attacken auf Politiker
Landtagsabgeordnete müssen sich einiges anhören. Schließlich sind sie dafür gewählt, das Volk zu vertreten; sie heißen ja auch Volksvertreter. Untereinander wirft man sich in der politischen Gegnerschaft gern vor, eben genau das Volk, das einen wählte, nicht zu vertreten. Das ist Wettbewerb, das gehört zum Alltag dazu – und ist manchmal recht interessant. Egal, ob nun im Internet debattiert wird oder bei Bürgerstammtischen, auf Marktplätzen oder wohin auch immer die Parteien das Wahlvolk einladen.
Dass der Ton allerdings rauer geworden ist, steht sicher auch in Verbindung mit den politischen Auseinandersetzungen rechts und links der Mitte. Die einen werfen den anderen sprichwörtlich Sack und Sei vor, ebenso kontern die anderen. Diese Auseinandersetzungen finden öffentlich statt, nicht selten entsteht der Eindruck, dass sich ein paar bockige Kinder streiten.
Auch das kommt draußen an und ermuntert jene, die ohnehin schon keine hohe Meinung von Politikern haben, diese auch noch zu attackieren. Beleidigungen stellen eine Form dar, die in einer zivilisierten Auseinandersetzung nichts zu suchen hat. Attacken, die sich gegen die körperliche Unversehrtheit von Menschen richten können, sind ebenso zu verurteilen. Auch Politikern, die nicht selten lange Arbeitstage haben und sich einsetzen für die Menschen, die sie gewählt haben, stehen Würde und Schutz zu. Unzufriedenheit mit ihrer Arbeit rechtfertigt keine Attacken. Auch eine andere Meinung zu haben gilt nicht als Begründung. Ganz deutlich: Politiker dürfen nicht zum Freiwild werden.