Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)
Dank der Marginalie ist Chess Master CM wieder in Betrieb
Ein Leser besitzt diesen Schachcomputer, den einst der VEB Mikroelektronik Erfurt herstellte
Professor
Rüdiger Stolz aus Jena ist jüngst auf den Dachboden gestiegen nach der Lektüre einer Marginalie zur Geschichte von Tlz-kolumnist Professor Detlef Jena. Was er dort wiederfand, beschreibt er hier:
Als ehemaliger aktiver Schachspieler hat mich die Marginalie von Prof. Dr. Jena vom 5. Juli 2017 „Wie die Schachwelt getürkt wurde“besonders interessiert. Es ging darin um die Verdienste des österreichisch-ungarischen Hofbeamten und Mechanikers Wolfgang von Kempelen (1734-1804), der als Vordenker der heutigen modernen Schachcomputer in die Geschichte eingegangen ist.
Kempelen hatte im Juli 1769 der staunenden Welt eine schachspielende mechanische Puppe in türkischer Tracht präsentiert, den sogenannten Schachtürken, mit der er in Europa von Sieg zu Sieg eilte und nicht nur die Schachfreunde beeindruckte.
Der englische Wissenschaftsautor Tom Standage (geboren 1969) hat 2002 in seinem Büchlein „Der Türke. Die Geschichte des ersten Schachautomaten und seiner abenteuerlichen Reise um die Welt“diese Geschehnisse eindrucksvoll beschrieben. 200 Jahre nach Kempelen wurde die Konstruktion von Schachautomaten im heutigen Sinne mit der Miniaturisierung der Elektronik und der Anwendung von Mikroprozessoren möglich. Die Marginalie erinnerte mich daran, dass auch ich so ein Gerät aus der „Gründerzeit“besaß, das auf dem Boden ungenutzt herumstand. Es handelte sich dabei um den Schachcomputer Chess Master CM, der bereits auf mikroelektronischen Schaltkreisen basierte und vom damaligen VEB Mikroelektronik Erfurt hergestellt worden war. Dieser erste „reale“und spielstarke Schachcomputer verfügte schon damals über sechs Spiel-, zwei Problem- und vier Zufallsstufen sowie über eine umfängliche Eröffnungsbibliothek. Er bot damit dem Anfänger wie auch dem Fortgeschrittenen und dem Turnierspieler ein reiches Übungsfeld.
Angeregt durch die Marginalie von Professor Jena habe ich nach vielen Jahren meinen Chess Master CM wieder in Betrieb genommen. Er funktioniert auch noch heute tadellos und kann es durchaus mit den modernen Schachcomputern und Programmen mit „übermenschlicher Spielstärke“aufnehmen. Ich kann mich nun wieder täglich davon überzeugen.
Eine angenehme Nebenwirkung der beliebten und immer wieder lesenswerten Marginalien zur Geschichte in der TLZ.
● Liebe Leser, haben auch Sie noch einen solchen oder ähnlichen historischen Schachcomputer im Gebrauch oder auf dem Boden? Dann schreiben Sie uns bitte: leserbriefe@tlz.de