Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)
Schweißperlen und Gänsehaut
Zwei Leserinnen erleben Verdis Gefangenenchor als Statistinnen – Fast 700 Gäste am Samstag bei Gala auf den Untermarkt
MÜHLHAUSEN. „Für mich war es ein Erlebnis, welches man nicht mit zwei Worten beschreiben kann“, sagt Patricia Herz aus Heyerode, die mit der Bad Tennstedterin Uta Krummrich die zwei Statistenrollen für die Verdi-gala am Samstag auf dem Untermarkt gewonnen hatte.
Traurig blicken sollten sie in ihren Rollen, hatte ihnen Regisseur, Oldřich Křiž, vorher gesagt. In einfache Leinengewänder gekleidet, schob er die beiden Frauen unter die anderen armen Seelen des Gefangenenchors aus der Oper „Nabucco“.
„Ich versuchte, traurig zu schauen und trotzdem die Gesichter der Menschen im Publikum wahrzunehmen. Ich schwitzte und bekam trotzdem Gänsehaut“, erzählt Herz begeistert. „Ein unbeschreibliches Erlebnis“pflichtete ihr Uta Krummrich bei.
Über zwei Stunden präsentierte die Festspieloper Prag mit den Tschechischen Symphonikern Prag unter Leitung von Richard Hein ihr Verdi-programm der besonderen Art. Regisseur Oldřich Křiž verwob mehrere Klassiker verschiedener Verdiopern zu zwei neuen Geschichten. „Gloria all’egitto“aus Aida erklang ebenso wie „Dio che nell’alma infondere“aus Don Carlos und natürlich „La donna è mobile“aus Rigoletto.
Immer wieder gab es Szenenapplaus, vor allem für die Arien von Liana Sass (Sopran), Dana Šťastná (Mezzosopran), für den Tenor Nikolaj Višnjakov und den Bariton Nikolaj Nekrasov.
Insgesamt 100 Mitwirkende zählt die tourende Produktion, die schon in renommierten Häusern in Brüssel, Berlin und München zu Gast war.
Neben den Sängern und Schauspielern haben dabei vor allem die Techniker alle Hände voll zu tun. Ab früh um acht bauen sie Bühne, Zäune und Technik auf, nachts um drei Uhr sollte alles wieder verschwunden sein.
Ein rundum geschlossener Platz wie der in Mühlhausen sei ideal für ein solches Klangerlebnis, sagte die begeisterte Produzentin, Melinda Thompson. Beeindruckt von der Kulisse vor der Divi-blasii-kirche genoss sie das Konzert vor der Bühne.
Hinter der Bühne herrschte im Kostüm- und Maske-zelt kreative Hektik, von der sich der gut gelaunte Bariton, Nikolaj Nekrasov, nicht aus der Ruhe bringen ließ.
Beim Plausch mit Kollegen und Technikern war noch Zeit für ein Foto. Auch Oldřich Křiž nahm sich die Zeit für ein Erinnerungsfoto mit den beiden Gewinnerinnen des Ta-preisausschreibens. Mit kräftigem Applaus und Jubel feierten die fast 700 Gäste die Künstler in der einsetzenden Dunkelheit und forderten Zugaben ein.