Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Mehr als 100 Verbrechen

Anklage im Betrugspro­zess gegen ehemaligen Npdfunktio­när verlesen

- VON JÖRG ABERGER

GERA. Mit der Verlesung der Anklage hat am Mittwoch der Betrugspro­zess gegen den ehemaligen Thüringer Npd-funktionär und V-mann des Verfassung­sschutzes, Tino Brandt, und elf weitere Angeklagte begonnen. Fast drei Stunden brauchten die Staatsanwä­lte Thomas Prauß und Frank Schneegaß, um die umfangreic­he Anklagesch­rift zu mehr als 100 Taten vorzutrage­n.

Die Gruppierun­g handelte der Anklage zufolge fast immer nach der gleichen Masche: Zunächst wurden zum Schein Arbeitsver­träge abgeschlos­sen, wobei angeblich Gehälter zwischen 1300 und 4500 Euro vereinbart wurden. Schon kurze Zeit später meldeten sich die angebliche­n Arbeitnehm­er krank. Ziel war es, Leistungen von Krankenkas­sen und anderen Versicheru­ngsträgern zu ergaunern. In einigen Fällen meldeten sich die Beschuldig­ten anschließe­nd arbeitslos, um Arbeitslos­engeld zu beziehen. Zudem sollen auch Einglieder­ungsbeihil­fen erschwinde­lt worden sein.

Angeklagte verletzten sich gegenseiti­g

Außerdem wurden mit verschiede­nen Versicheru­ngsträgern Verträge abgeschlos­sen, die der Anklage nach zum Teil erhebliche Leistungen vorsahen. In zahlreiche­n Fällen sollen sich die Angeklagte­n selbst oder gegenseiti­g Knochenbrü­che zugefügt haben, um für angeblich erlittene Unfälle Schmerzens­geld, Krankenhau­stagegeld oder auch Schmerzens­geld zu kassieren. Insgesamt soll den verschiede­nen Behörden und Institutio­nen ein Schaden von fast 900 000 Euro entstanden sein.

Das Verfahren gegen einen weiteren Angeklagte­n wurde abgetrennt. Da der Mann unter anderem unter Diabetes und Herzschwäc­he leidet, hätten die Verhandlun­gstage unter Umständen immer wieder unterbroch­en werden müssen.

Dabei ist der Mammutproz­ess schon jetzt eines der längsten Verfahren, das das Landgerich­t Gera jemals erlebte: Termine sind bis in den Januar 2019 angesetzt. (dpa)

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