Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)
Neuer Chef bei Tengelmann
Christian Haub übernimmt im Handelskonzern die Aufgaben des verschollenen Karlerivan. Strategie wird nicht geändert
MÜLHEIM. Der Handelskonzern Tengelmann hat einen neuen Chef: Christian Haub. Der 53-Jährige ist der Bruder des langjährigen Firmenchefs Karlerivan Haub, der vor elf Tagen bei einer Skitour in den Alpen verschollen ist. Tengelmann verkündete die Personalie am Mittwoch. Zum Konzern gehört neben der Baumarktkette Obi unter anderem auch der Textildiscounter Kik.
Bisher hatte Christian die Geschäfte gemeinsam mit seinem 58-jährigen Bruder als „Geschäftsführende und persönlich haftende Gesellschafter“geführt, Karl-erivan war allerdings derjenige, der den Konzern umkrempelte und auch nach außen repräsentierte. Christian Haub ist jetzt alleiniger Geschäftsführer und hat damit so viel Macht wie zuletzt sein Vater Erivan, der 2000 nach 31 Jahren an der Tengelmann-spitze an seine Söhne übergeben hatte.
Am 7. April kehrte Karl-erivan Haub von einer Skitour in den Schweizer Alpen nicht mehr zurück. Eine groß angelegte Suche blieb erfolglos. Am Freitag vergangener Woche gab die Familie die Hoffnung auf, den Manager noch lebend zu finden.
Seit Dienstag steht auf der Homepage des Konzerns: „Die Unternehmensgruppe Tengelmann trauert um Karl-erivan Haub.“Es ist gerade einmal fünf Wochen her, dass an derselben Stelle der Tod von Vater Erivan Haub verkündet worden war.
Christian Haub leitete bisher das Tengelmann-geschäft in den USA, wo er mit seiner Frau und den vier Kindern auch lebt. Er ist der jüngste der drei Haubbrüder. Seit 2014 steht Haub zudem den Familiengeschäften vor und verwaltet das private Vermögen.
Der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler arbeitete in New York als Investmentbanker und Spezialist für Beteiligungskapital, bevor er 1991 bei Tengelmann in den Vereinigten Staaten einstieg. Haub leitet auch die Beteiligungsfirma Emil Capital Partners, unter deren Dach Wagniskapital-investments der Haubs in USA, Kanada und Israel gebündelt sind.
Christian Haub trägt nun allein die Gesamtverantwortung für den Konzern, der 2016 netto neun Milliarden Euro umsetzte und mehr als 20 000 Menschen beschäftigt. Zur Gruppe aus dem nordrhein-westfälischen Mülheim gehören neben Obi und Kik auch der Haushaltswaren-anbieter Tedi und Babymarkt.de. Zudem hält Tengelmann Beteiligungen etwa am Lebensmitteldiscounter Netto, dem Textil-onlinehändler Zalando und Bringdienstvermittler Delivery Hero.
Nach seiner Berufung stellte Christian Haub klar, Tengelmann bleibe in Familienhand. „Der Verlust unseres Bruders ist für unsere Familie eine Tragödie. Aber sie gefährdet nicht den Weiterbestand unseres Familienunternehmens“, erklärte Haub. Es sei „grundsolide und zukunftsfähig aufgestellt“.