Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)
„Wenn einer Real schlagen kann, dann der FC Bayern“
Nach dem Finaleinzug sendet München eine Kampfansage an Madrid. Gier und Form der Heynckeself beeindrucken
LEVERKUSEN. Minutenlang sprach Thomas Müller in blendender Laune über das 6:2 der Bayern gegen Leverkusen im Pokalhalbfinale. Doch vor seinem Schlendergang zum Mannschaftsbus musste der 28-Jährige noch das Rätsel über die Anzahl der eigenen Treffer aufklären. „Zwei waren es auf jeden Fall, und beim dritten kam ich nicht mehr weg“, scherzte er. Ob zwei oder drei, das sei ihm nach diesem furiosen Sturm ins Berliner Pokalendspiel aber auch nicht so wichtig. Doch allen, die es genau wissen wollten, gestattete Müller: „In dem Fall kann man schreiben – die Mannschaft hat das Tor erzielt.“
Dem gewitzten Oberbayern gelang damit die perfekte Beschreibung, wie das Team von Jupp Heynckes derzeit durch Meisterschaft, Pokal und Champions League surrt. In der Bayarena lieferten sich die beiden Kontrahenten, auch dank einiger Nachlässigkeiten in der Defensive, vor allem in der ersten Halbzeit ein hochklassiges Duell. Sven Ulreich, der von Woche zu Woche selbstbewusstere Stellvertreter von Manuel Neuer im Bayern-tor, parierte kurz vor und kurz nach der Pause zwei Mal grandios gegen Karim Bellarabi. „Danach“, kommentierte Trainer Jupp Heynckes stolz, „war es teilweise eine Fußball-demonstration meiner Mannschaft.“Vorstandschef Karl-heinz Rummenigge schwärmte: „Ein Fan des FC Bayern zu sein, ist momentan ein Paradieszustand.“
Das wahre Paradies für die Bayern aber ist erst mit dem Triumph in der Champions League erreicht. Auf dem Weg dorthin baut sich in der nächsten Woche in den Halbfinals erst mal der Titelverteidiger vor den Münchnern auf. „Wenn im Moment einer Real Madrid schlagen kann, dann der FC Bayern“, prahlte Rummenigge.
Die Lederhosen sitzen in der entscheidenden Phase der Saison also wieder mal besonders stramm an der Säbener Straße. In den drei Jahren unter Pep Guardiola war das nicht immer so, der ewige Bayern-erwecker Jupp Heynckes dagegen lässt nun immer deutlicher die Erinnerungen an das Triple-jahr 2013 aufflammen.
Mit einer Selbstverständlichkeit fügt sich bei den Münchnern im Augenblick eins zum andern. Selbst altgediente Alphatiere wie Arjen Robben (34) und Franck Ribéry (35) malen ohne zu murren mit am Gesamtbild. „Wir haben momentan nur Teamplayer, keine Ich-ags. Und ich habe schon vor der Saison gesagt: Champions-leaguesieger wird die Mannschaft, die Homogenität ausstrahlt, in der sich die Spieler gut verstehen und gegenseitig respektieren“, lobte Heynckes. Begleitet von der wohlwollenden Retourkutsche von Thomas Müller, der heraushob: „Jupp Heynckes hat es einfach geschafft, dieser Mannschaft die Gier nach Erfolg einzutrichtern.“