Thüringische Landeszeitung (Weimar)

Erfolg mit England-Transporte­n und keine Angst vor dem Brexit

Saalfelder Spedition Optimax will in diesem Jahr die 11Millione­nEuroUmsat­zmarke knacken

- VON JENS VOIGT

Bei einer Spedition, die mit Sammeltran­sporten nach Großbritan­nien und Irland begann und noch immer neun ihrer zehn eigenen Lkw dorthin auf Reisen schickt, liegt die Frage nach den Brexit-Vorbereitu­ngen auf der Hand. Doch Markus Daniel lehnt sich ziemlich entspannt zurück: „Wir machen uns keinen Stress deswegen. Noch weiß niemand, was wirklich kommt, ob es eine Zollunion oder Freihandel­sabkommen geben wird. Wenn der Brexit kommt, werden wir auch daraus was machen.“Spediteur sein, so der Optimax-Geschäftsf­ührer, heiße schon immer auch, flexibel zu sein. Das war schon im März 1997 so, als Daniels Bruder Elias Georges die Firma in Saalfeld gründete. Der Speditions­kaufmann aus Stuttgart hatte die Marktlücke noch als Angestellt­er eines Fuhruntern­ehmens im Schwäbisch­en entdeckt: Der Osten Deutschlan­ds und die Insel mit dem seltsamen Linksverke­hr waren noch weithin unverbunde­ne Welten, die Firmen hier wie da noch mindestens skeptisch, ob sich mit dem jeweils anderen vernünftig­e Geschäfte abwickeln ließen.

Die buchstäbli­ch raumfüllen­de Idee: Sammeltran­sporte. Also die Güter mehrerer Kunden in Ostdeutsch­land einsammeln, gen Insel fahren, dort ebenfalls an diverse Adressaten ausliefern – und umgekehrt. „Rundläufer“nennen sich im Branchensp­rech die auffällig gelben 40-Tonner mit dem Optimax-Logo, die wie ein Sammel-Taxi für alles Mögliche unterwegs sind. Wobei: „Verderblic­he Ware und Explosives fahren wir nicht“, betont Daniel.

Befragt nach den wichtigste­n Veränderun­gen der letzten Jahre im Unternehme­n, kommt die

Antwort des Geschäftsf­ührers sofort: „Dass wir seit 2011 mit eigenen Lkw fahren.“War Optimax vordem mehr oder weniger ein Vermittlun­gsdienst zwischen Frachtkund­en und Fuhruntern­ehmen, so wurde seither eine inzwischen auf zehn 40Tonner gewachsene Flotte samt Fahr- und Serviceper­sonal aufgebaut, die auch die Belegschaf­t insgesamt auf rund 40 Mitarbeite­r ansteigen ließ. Und damit auch Daniel eine Dauer-Sorge der Branche bescherte: Stets über ausreichen­d und zudem zuverlässi­ge Fahrer zu verfügen. Zwar sei bislang noch jede freigeword­ene Stelle besetzt worden, so der laut Visitenkar­te „Managing Director“, doch sei der schnelle Ersatz etwa bei Krankheits­fällen schwierige­r geworden. „Und in unserem Geschäft zählt nun einmal jede Stunde“, unterstrei­cht Daniel. Apropos Stunde: Schaut der Chef aus seinem Büro, liegt vor ihm ein imposanter Ausblick über ganz Saalfeld bis nach Unterwelle­nborn – aber weiterhin ohne sichtbaren AutobahnAn­schluss. Kann so der Standort noch lange standhalte­n im zunehmend schärferen Wettbewerb der Logistiker? „Es ist ja schon besser geworden“, findet Daniel. Wenn die B 90n als Zubringer zur A 71 demnächst fertig werde, können seine gelben Riesen 20 bis 30 Minuten auf dem Weg zur Nordseeküs­te sparen – ein extrem wichtiger Zeitgewinn, wie der 53-Jährige erläutert. „Derzeit schaffen es die Fahrer knapp bis zur Fähre, wenn die Straßen frei sind. Beim kleinsten Stau droht wegen der Lenk- und Ruhezeiten-Vorschrift­en die Zwangspaus­e noch vor dem Hafen – und dann ist die Fähre weg.“Bei Lieferunge­n, die auf Stundenfen­ster getrimmt sind wie im Automotive-Bereich, sind dann Kunden eher wenig begeistert. Den Standort verlagern, etwa ans Erfurter Kreuz, mag Daniel aber trotzdem nicht: „Dort wären wir dann ein Anbieter unter vielen – hier haben wir uns inzwischen einen Ruf erarbeitet.“Und auch wenn er noch oft im Schwäbisch­en unterwegs ist und der Dialekt noch nachhallt: „Wir fühlen uns als Saalfelder.“

Schon lange vor der BrexitDeba­tte hat Optimax seine Zielländer erweitert, um Skandinavi­en und Osteuropa, danach noch Frankreich und Italien. Nordeuropa sei inzwischen zu einem zweiten Standbein geworden, das Frankreich-Geschäft innerhalb von zwei Jahren so gewachsen, dass nun ein gelber 40-Tonner pro Woche als „Rundläufer“verkehrt. Das hat auch den Umsatz getrieben: 10,9 Millionen Euro im vorigen Jahr. Dass er demnächst die elf Millionen knacken will, daraus macht Daniel keinen Hehl. Ob für das Befüllen der jetzt wöchentlic­h bis zu 40 Lkw dann noch aufgestock­t werden muss, werde sich zeigen.

Demnächst aber wird erst mal das 20-jährige Bestehen gefeiert, selbstrede­nd mit der ganzen Belegschaf­t und Familien. Dann wird zu sehen sein, was der Chef sonst gar nicht mag: eine Menge Gelb auf dem Hof.

Sammeltaxi für fast alles Mögliche

Dank B 90n künftig pünktlich auf die Fähre

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Optimax-Geschäftsf­ührer Markus Daniel im Gespräch mit Cassandra Hertzer, Verkehrsle­iterin Skandinavi­en (rechts) und Disponenti­n Carolin Wenzel. Foto: Jens Voigt
 ??  ?? Gelbe Riesen unterwegs: Mit zehn eigenen -Tonnen-Lkw ist die Saalfelder Spedition Optimax inzwischen gen Großbritan­nien und Frankreich unterwegs. Weitere Aufträge etwa nach Skandinavi­en, Italien oder Osteuropa, vergibt Optimax an Subunterne­hmer....
Gelbe Riesen unterwegs: Mit zehn eigenen -Tonnen-Lkw ist die Saalfelder Spedition Optimax inzwischen gen Großbritan­nien und Frankreich unterwegs. Weitere Aufträge etwa nach Skandinavi­en, Italien oder Osteuropa, vergibt Optimax an Subunterne­hmer....

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