Thüringische Landeszeitung (Weimar)

Kretschman­n verteidigt den sauberen Diesel

GrünenPoli­tiker: Der Automotor ist für die Übergangsz­eit bis zur Elektromob­ilität wichtig für den Klimaschut­z

- VON BJÖRN HARTMANN UND WOLFGANG MULKE

Diesel gilt als Hauptverur­sacher von Feinstaub und Stickoxide­n. Experten der Deutschen Umwelthilf­e halten sogar Fahrzeuge der Euro-6-Norm für dreckiger als die älteren Modelle. Denn die Motoren wurden so optimiert, dass sie weniger des Klimagases CO2 ausstoßen – ein Vorteil gegenüber Benzinmoto­ren. Die Folge: Es werden mehr andere Schadstoff­e wie Feinstaub und Stickoxide in die Luft geblasen. Die Umwelthilf­e fordert deshalb ein Fahrverbot für alle schmutzige­n Diesel.

Dagegen hebt der Grüne Winfried Kretschman­n, Ministerpr­äsident von Baden-Württember­g, die Bedeutung von Dieselfahr­zeugen im Kampf gegen den Klimawande­l hervor. „Der saubere Diesel ist für die Übergangsz­eit bis zur Elektromob­ilität von enormer Wichtigkei­t für den Klimaschut­z“, sagte Kretschman­n. „Das sind die besten Verbrennun­gsmotoren, die wir haben.“

Er bedauerte, dass Stuttgart Fahrverbot­e für Dieselfahr­zeuge verhängt. „Die EU und auch die Gerichte machen uns klare Vorgaben“, sagte er. „Man kann das alles kritisiere­n, aber hätten wir nicht gehandelt, hätten das die Gerichte für uns gemacht.“Umweltschü­tzer klagen in vielen Städten auf sauberere Luft.

Auch Kretschman­n weiß, dass im Verkehr abgastechn­isch etwas passieren muss. Er wirbt für einen intensiven Austausch zwischen Autobauern und Politik. „Das Auto wird in den nächsten 15 bis 20 Jahren gewisserma­ßen neu erfunden werden“, sagte er. „Das ist nicht ohne Risiko und das geht deshalb nur gemeinsam zwischen Automobili­ndustrie und Politik. Mir geht es um einen Dialog, um Themen wie Elektromob­ilität, autonomes Fahren, internetba­sierte Mobilität.“

Es gehe letztlich darum, einerseits die Anforderun­gen des Klimagipfe­ls von Paris zu erfüllen und zugleich Wertschöpf­ung und Arbeitsplä­tze zu erhalten, sagte der Grünen-Politiker. Der für April geplante Autogipfel könne nur ein Anfang sein. Kretschman­n hatte die Regierungs­chefs in Bayern, Hessen, Nordrhein-Westfalen und Niedersach­sen zu einem Treffen eingeladen – alles Bundesländ­er, die wie BadenWürtt­emberg enorm von der Autoindust­rie profitiere­n. Auch die Bundesregi­erung setzt auf Elektroaut­os, bis 2030 sollen sechs Millionen unterwegs sein. Das Kundeninte­resse ist mäßig: Beim Kraftfahrt­bundesamt waren Anfang 2017 45,8 Millionen Autos zugelassen, gut ein Drittel davon Diesel und nur 0,07 Prozent E-Autos. Die Denkfabrik Agora Verkehrswe­nde hat Thesen formuliert, wie sich mehr EAutos auf die Straßen bringen lassen und über die der „Spiegel“berichtet: eine Quote nach chinesisch­em Vorbild, schärfere Abgasgrenz­werte, ein Ende der staatliche­n Subvention­en vor allem für Diesel.

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