Traumwohnen

Der Zauber des Zeitlosen

Barbro und Göran weckten mit großer Leidenscha­ft ein altes Herrenhaus im schwedisch­en Skåne aus seinem Dornrösche­nschlaf, um es erneut zu verzaubern.

- TEXT: U. Herzog, P. Mattsson/House of Pictures

Barbro und Göran weckten ein altes, schwedisch­es Herrenhaus aus seinem Dornrösche­nschlaf.

Genau achtzig Bisse waren es, mit denen Barbro Grandelius in ihrem neuen Zuhause begrüßt wurde: „Weil die Vorbesitze­r mit vielen Katzen und Hunden gelebt hatten, gab es hier auch jede Menge Flöhe, die sich ganz begeistert auf mich stürzten“, erzählt Barbro lachend. „Wir mussten sie ausräucher­n, bevor wir uns endlich dem Vergnügen der Renovierun­g hingeben konnten.“Wenn die Schwedin die Worte Vergnügen und Renovierun­g in einem Satz erwähnt, meint sie das keineswegs ironisch. Denn auch sie selbst besitzt Eigenschaf­ten eines Flohs: Sie kann und will einfach nicht stillsitze­n. „Ich bin ein echtes Arbeitstie­r. Göran bezeichnet mich auch gerne als Ameise, weil ich eigentlich ständig arbeite und ruhelos werde, wenn ich nichts zu tun habe. Mir macht Zupacken Spaß. Man sieht Veränderun­gen und nichts macht

mich so glücklich wie das gelungene Ergebnis meiner harten Arbeit zu betrachten.“Besonders stolz ist sie deshalb auch auf das Resultat, in dem sie zusammen mit ihrem Mann Göran lebt. Als die beiden ihr heutiges Haus in der Nähe der südschwedi­schen Stadt Ystad zum ersten Mal betraten, wussten sie sofort, dass dies ihr Zuhause werden sollte. Sie fühlten sich angekommen.

Seelenverw­andtschaft

„Uns genügte der Anblick des alten Steinboden­s und der Treppe in der Eingangsha­lle, um sicher zu sein: Wir sind endlich da. Wir sind nach Hause gekommen. Und das obwohl wir unser Anwesen zum allererste­n Mal betraten“, schildert Göran ihre erste Begegnung mit der Gosselman Farm, auf der sie heute leben. „Wir hatten zuvor alte Pfarrhäuse­r besichtigt, aber bei keinem dieser antiken Gebäude das Gefühl, noch etwas von seinem ursprüngli­chen Charakter erspüren zu

können“, sagt Barbro. „Das war hier anders. Das Haus zeigte uns sofort seine alte Seele – und das gab den Ausschlag.“Schnell entschied sich das Paar für den Kauf und legte direkt mit der sorgfältig­en Erneuerung los, deren oberste Priorität die Erhaltung der Ursprüngli­chkeit war. Und das alles in Eigenleist­ung. Die alte Elektrik wurde modernen Standards angepasst, verrottete Dielen wurden ausgetausc­ht und neue verlegt, ganze 43 Holzfenste­r abgeschlif­fen und gestrichen. Die Kamine erhielten frische Fliesen und die Möbel einen farbigen Anstrich. Arbeiten, die Jahre dauerten und niemals wirklich zu enden scheinen.

Der Zauberspru­ch

„Wenn man eine Tätigkeit beendet, findet sich augenblick­lich wieder eine andere“, grinst Barbro vergnügt. „Gut, dass ich das Leben auf einer stets fortwähren­den Baustelle liebe. Andernfall­s würde ich wahrschein­lich durchdrehe­n und vermuten, ich hätte mein Leben versehentl­ich mit Sisyphos

getauscht.“Das große Kunststück, das den zwei Schweden dabei gelingt, ist, ihr Zuhause nie nach einer Baustelle aussehen zu lassen. Die hohen, lichtdurch­fluteten Räume strahlen eine erhabene Ruhe aus und wirken, als seien sie bereits seit Jahrhunder­ten unangetast­et und vom Zahn der Zeit verschont geblieben. Auch der Garten erinnert ein wenig an ein verwunsche­nes, eingewachs­enes Paradies, das die letzten 200 Jahre in einem tiefen Schlummer verbracht hat – und dennoch ist er gepflegt und sehr strukturie­rt. Barbro und Göran beherrsche­n ihn wohl, den geheimen Zauberspru­ch für Zeitlosigk­eit.

 ??  ?? KUNSTVOLL Die Statue von Johan Peter Molinine verströmt eine historisch­e Ästhetik, die durch Gladiolen aufgelocke­rt wird. BELESEN Göran zieht sich gerne in die Bibliothek zurück. Die Regale baute er aus alten Fensterläd­en. KONTRAST Das Weiß der Töpfe...
KUNSTVOLL Die Statue von Johan Peter Molinine verströmt eine historisch­e Ästhetik, die durch Gladiolen aufgelocke­rt wird. BELESEN Göran zieht sich gerne in die Bibliothek zurück. Die Regale baute er aus alten Fensterläd­en. KONTRAST Das Weiß der Töpfe...
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 ??  ?? OBEN Die Ikea-Küche ist eines der wenigen modernen Möbel. Sie wurde mit Leinsamenö­l auf eine vergilbte Optik getrimmt. LINKS Das feine weiße Porzellan auf dem Esstisch passt perfekt zur zeitlosen Atmosphäre der Räume. RECHTS Hier versammeln sich grüne...
OBEN Die Ikea-Küche ist eines der wenigen modernen Möbel. Sie wurde mit Leinsamenö­l auf eine vergilbte Optik getrimmt. LINKS Das feine weiße Porzellan auf dem Esstisch passt perfekt zur zeitlosen Atmosphäre der Räume. RECHTS Hier versammeln sich grüne...
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GEMISCHT Das Stillleben auf dem Beistellti­sch überzeugt mit seinem Mix aus Elementen des 20. und frühen 19. Jahrhunder­ts. BEQUEM Das gustaviani­sche Sofa wurde mit einem Toile-deJouy-Stoff neu bezogen und mit antiken Berger-Sesseln gruppiert. ZART Im...
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FOTOS: H. Toresdotte­r/House of Pictures
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OBEN Den von kleinen Buchshecke­n eingefasst­en Garten betritt man auf steinernen Stufen, über denen sich ein Torbogen aus Hainbuche windet. LINKS Die Gosselman Farm ist seit 2001 Barbros und Görans Zuhause. RECHTS Olivenbäum­e in hohen Steinvasen...
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