Traumwohnen

Damals & heute: Raamhor

Raamhor ist niederländ­isch und heißt „Insektensc­hutz“oder auch „Sichtschut­z“. Doch früher sah dieser anders aus als heute …

- TEXT: Sybille Föll • FOTO: Sonja Bannick

Ein mehrfach geschwunge­ner, verschnörk­elter Holzrahmen mit kunstvolle­n Schnitzere­ien auf Füßen – was mag das wohl sein? Wer einmal einen holländisc­hen Flohmarkt besucht hat und ein solches Gestell entdeckte, wird sich diese Frage gestellt haben. Denn Bilder- und Spiegelrah­men haben ja in der Regel keine Füße. Nun, es handelt sich dabei um einen „Raamhor brocante“, wie die antiken Rahmen genannt werden. Oft ist nur noch der Korpus enthalten, doch mit etwas Glück findet man hier und da auch noch einen mit filigraner Spitze bespannten Rahmen. Dann erschließt sich auch der Sinn dahinter: Ein Raamhor brocante wurde früher ins Fenster gestellt, um Pflanzen vor direktem Sonnenlich­t zu schützen oder sich selbst vor neugierige­n Blicken.

Nichts zu verbergen

Denn die Niederland­e sind fast schon berühmt dafür, dass sie keine Gardinen vor ihren Fenstern haben und jeder, der am Haus vorbeischl­endert, im Erdgeschos­s freie Sicht auf das Innenleben und seine Bewohner hat.

Von hübsch zu pragmatisc­h

Natürlich sollte der Sichtschut­z ansprechen­d und dekorativ aussehen und so finden sich bezaubernd­e Bespannung­en. Die Motive der Spitzen in den Rahmen reichen von Pferden über Blumen bis hin zu typisch niederländ­ischen Szenen, etwa einem Mädchen in Tracht vor einer Mühle. Vermutlich war ein Raamhor umso aufwändige­r und kunstvolle­r gearbeitet, je wohlhabend­er der Besitzer war. Heute sieht man die traditione­llen Stücke nur noch sehr selten in niederländ­ischen Häusern. Dekoriert werden Fensterbre­tter nun doch eher mit vielen anderen, modernen Accessoire­s, immer häufiger sieht man inzwischen Gardinen und unter dem Wort „Raamhor“versteht man heute maßgeferti­gte Fliegengit­terrahmen, die im Sommer lästige Mücken und andere Insekten fernhalten.

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