Damals & heute: Raamhor
Raamhor ist niederländisch und heißt „Insektenschutz“oder auch „Sichtschutz“. Doch früher sah dieser anders aus als heute …
Ein mehrfach geschwungener, verschnörkelter Holzrahmen mit kunstvollen Schnitzereien auf Füßen – was mag das wohl sein? Wer einmal einen holländischen Flohmarkt besucht hat und ein solches Gestell entdeckte, wird sich diese Frage gestellt haben. Denn Bilder- und Spiegelrahmen haben ja in der Regel keine Füße. Nun, es handelt sich dabei um einen „Raamhor brocante“, wie die antiken Rahmen genannt werden. Oft ist nur noch der Korpus enthalten, doch mit etwas Glück findet man hier und da auch noch einen mit filigraner Spitze bespannten Rahmen. Dann erschließt sich auch der Sinn dahinter: Ein Raamhor brocante wurde früher ins Fenster gestellt, um Pflanzen vor direktem Sonnenlicht zu schützen oder sich selbst vor neugierigen Blicken.
Nichts zu verbergen
Denn die Niederlande sind fast schon berühmt dafür, dass sie keine Gardinen vor ihren Fenstern haben und jeder, der am Haus vorbeischlendert, im Erdgeschoss freie Sicht auf das Innenleben und seine Bewohner hat.
Von hübsch zu pragmatisch
Natürlich sollte der Sichtschutz ansprechend und dekorativ aussehen und so finden sich bezaubernde Bespannungen. Die Motive der Spitzen in den Rahmen reichen von Pferden über Blumen bis hin zu typisch niederländischen Szenen, etwa einem Mädchen in Tracht vor einer Mühle. Vermutlich war ein Raamhor umso aufwändiger und kunstvoller gearbeitet, je wohlhabender der Besitzer war. Heute sieht man die traditionellen Stücke nur noch sehr selten in niederländischen Häusern. Dekoriert werden Fensterbretter nun doch eher mit vielen anderen, modernen Accessoires, immer häufiger sieht man inzwischen Gardinen und unter dem Wort „Raamhor“versteht man heute maßgefertigte Fliegengitterrahmen, die im Sommer lästige Mücken und andere Insekten fernhalten.