Wie ein Konzert Schüler und Unternehmen zusammenbringen soll
In Altentreptow sollen potenzielle Azubis jetzt auf kreative Weise dafür begeistert werden, nach der Schule in der Region zu bleiben. Eine Idee, die auf ein geteiltes Echo stößt.
ALTENTREPTOW – Für Unternehmen im Treptower Tollensewinkel ist es zunehmend schwierig, geeigneten Nachwuchs zu f inden. Denn viele Jugendliche verlassen nach der Schule ihre Heimat, weil sie hier keine beruf liche Perspektive sehen. Dabei wissen die Schulabgänger oft nicht, welche Ausbildungsmöglichkeiten es vor der eigenen Haustür gibt. „Genau da setzen wir an und möchten die Schüler mit Betrieben vor Ort zusammenbringen, damit sie in der Region bleiben“, erklärt Sandra Weckert.
Die Pädagogin und Geschäftsführerin der „braintreeacademy GmbH“hat vor zwei Jahren das Projekt „48 Könige für Deutschland“ins Leben gerufen. Es zielt darauf ab, in jedem Bundesland möglichst drei Schulen auszuwählen, die zum Königreich für die Aus- und Weiterbildung der Schüler werden. Als „Könige“sollen lokale Firmen als Sponsoren die Umsetzung unterstützen und sich auch selbst aktiv einbringen. In lockerer Atmosphäre könnten so Kontakte geknüpft werden, um den Jugendlichen Praktika oder Ausbildungsplätze anzubieten.
Das Besondere an dem Projekt ist, dass beide Seiten über die Musik zusammengeführt werden sollen. Denn jede teilnehmende Schule steht vor der Herausforderung, ein großes Abschlusskonzert auf die Beine zu stellen. Dabei würde es keine Rolle spielen, ob die Schüler ein Instrument spielen oder anderweitig musikalisch sind. „Es reicht aus, wenn jemand bis 4 zählen kann. Mehr Voraussetzungen braucht man nicht“, betont die gebürtige Warenerin Sandra Weckert.
Ihrer Ansicht nach werde den jungen Leuten heutzutage viel zu wenig zugetraut. Dabei sei es für die persönliche Entwicklung sehr wichtig, ihnen schon früh Verantwortung zu übertragen. Außerdem müssten sie für sich erkennen, dass ein Weiterkommen im Leben nur durch Zusammenarbeit möglich sei. „Jeder kann sich bei der Vorbereitung und Durchführung des Konzerts einbringen. Ob im Catering, beim Auf- und Abbau der Bühnentechnik oder im SecurityBereich, es gibt viele Möglichkeiten“, so Weckert.
Eigentlich hatte die Initiatorin fest damit gerechnet, die Kooperative Gesamtschule Altentreptow (KGS) als „Königreich“gewinnen zu können. Doch als sie ihre Idee hier vor einigen Wochen vorstellte, stimmte der Schülerrat knapp gegen die Teilnahme.
Wie Schulleiter Dirk-Michael Brüllke auf NordkurierAnfrage deutlich machte, habe es dafür zwei ausschlaggebende Gründe gegeben. „Die Vorbereitungszeit wurde als viel zu kurzfristig angesehen. Das Konzert soll ja schon am 26. Mai am Großen Stein stattfinden. Außerdem hatten die Schüler und auch einige Lehrkräfte Bedenken, wie sie die aufgerufenen 50.000 Euro an Sponsorengeldern rechtzeitig zusammenbekommen sollen“, erklärt Brüllke. „Wir haben uns dann mit der Initiatorin und der Bürgermeisterin darauf verständigt, es als außerschulisches
Angebot laufen zu lassen, an dem jeder interessierte Schüler aus dem Amtsbereich teilnehmen kann“, so der Schulleiter.
Und tatsächlich hat Sandra Weckert mit Kyra Behrens, Paul Stang und Maik-Georg Barlau bereits drei Neuntklässler von der KGS gefunden, die am Konzert mitwirken wollen. „Das Mädchen nimmt schon seit zwei Jahren Gesangsunterricht an der Kulturschule, die beiden Jungs spielen Schlagzeug und Gitarre. Sie sind wirklich sehr engagiert und lernen schnell dazu“, lobt die Initiatorin.
Das gespendete Geld, das auf dem Konto des Schulfördervereins der KGS eingeht, würde zu einhundert Prozent in das Projekt fließen. Immerhin seien mehrere professionelle Akteure beteiligt, die den gesamten Prozess begleiten. „Dafür fallen natürlich Honorare sowie Unterbringungs-, Verpflegungsund Reisekosten an“, erläutert Weckert.
Mit der Komesker Unternehmensgruppe, dem Posaunenchor der Kirchengemeinde St. Petri, der Deutschen Milchkontor GmbH (DMK) dem Restaurant Rustico und der Kulturschule gebe es schon fünf Partner aus Altentreptow, die neben der Amtsverwaltung mit im Boot sind. Weitere Unterstützer seien gerne gesehen.
Marcus Grabbert vom DMK ist es zu verdanken, dass Sandra Weckert ausgerechnet auf Altentreptow aufmerksam geworden ist. „Wir haben uns beim letzten Heimkehrertag in Neubrandenburg kennengelernt. Ich war von dem Ansatz, junge Leute auf kreative Weise für die ansässigen Unternehmen zu begeistern, sofort angetan. Das ist mal was anderes, als über die herkömmliche Jobbörse“, meint Grabbert.
Jeden Dienstag wird im Saal des Fritz-Reuter-Hauses von 12.30 bis 15.30 Uhr für das Konzert geprobt. Wer mitmachen möchte, kann Sandra Weckert per E-Mail unter sandra@48koenige.de kontaktieren.