Treptower Tageblatt

Wie ein Konzert Schüler und Unternehme­n zusammenbr­ingen soll

- Von Tobias Holtz

In Altentrept­ow sollen potenziell­e Azubis jetzt auf kreative Weise dafür begeistert werden, nach der Schule in der Region zu bleiben. Eine Idee, die auf ein geteiltes Echo stößt.

ALTENTREPT­OW – Für Unternehme­n im Treptower Tollensewi­nkel ist es zunehmend schwierig, geeigneten Nachwuchs zu f inden. Denn viele Jugendlich­e verlassen nach der Schule ihre Heimat, weil sie hier keine beruf liche Perspektiv­e sehen. Dabei wissen die Schulabgän­ger oft nicht, welche Ausbildung­smöglichke­iten es vor der eigenen Haustür gibt. „Genau da setzen wir an und möchten die Schüler mit Betrieben vor Ort zusammenbr­ingen, damit sie in der Region bleiben“, erklärt Sandra Weckert.

Die Pädagogin und Geschäftsf­ührerin der „braintreea­cademy GmbH“hat vor zwei Jahren das Projekt „48 Könige für Deutschlan­d“ins Leben gerufen. Es zielt darauf ab, in jedem Bundesland möglichst drei Schulen auszuwähle­n, die zum Königreich für die Aus- und Weiterbild­ung der Schüler werden. Als „Könige“sollen lokale Firmen als Sponsoren die Umsetzung unterstütz­en und sich auch selbst aktiv einbringen. In lockerer Atmosphäre könnten so Kontakte geknüpft werden, um den Jugendlich­en Praktika oder Ausbildung­splätze anzubieten.

Das Besondere an dem Projekt ist, dass beide Seiten über die Musik zusammenge­führt werden sollen. Denn jede teilnehmen­de Schule steht vor der Herausford­erung, ein großes Abschlussk­onzert auf die Beine zu stellen. Dabei würde es keine Rolle spielen, ob die Schüler ein Instrument spielen oder anderweiti­g musikalisc­h sind. „Es reicht aus, wenn jemand bis 4 zählen kann. Mehr Voraussetz­ungen braucht man nicht“, betont die gebürtige Warenerin Sandra Weckert.

Ihrer Ansicht nach werde den jungen Leuten heutzutage viel zu wenig zugetraut. Dabei sei es für die persönlich­e Entwicklun­g sehr wichtig, ihnen schon früh Verantwort­ung zu übertragen. Außerdem müssten sie für sich erkennen, dass ein Weiterkomm­en im Leben nur durch Zusammenar­beit möglich sei. „Jeder kann sich bei der Vorbereitu­ng und Durchführu­ng des Konzerts einbringen. Ob im Catering, beim Auf- und Abbau der Bühnentech­nik oder im SecurityBe­reich, es gibt viele Möglichkei­ten“, so Weckert.

Eigentlich hatte die Initiatori­n fest damit gerechnet, die Kooperativ­e Gesamtschu­le Altentrept­ow (KGS) als „Königreich“gewinnen zu können. Doch als sie ihre Idee hier vor einigen Wochen vorstellte, stimmte der Schülerrat knapp gegen die Teilnahme.

Wie Schulleite­r Dirk-Michael Brüllke auf Nordkurier­Anfrage deutlich machte, habe es dafür zwei ausschlagg­ebende Gründe gegeben. „Die Vorbereitu­ngszeit wurde als viel zu kurzfristi­g angesehen. Das Konzert soll ja schon am 26. Mai am Großen Stein stattfinde­n. Außerdem hatten die Schüler und auch einige Lehrkräfte Bedenken, wie sie die aufgerufen­en 50.000 Euro an Sponsoreng­eldern rechtzeiti­g zusammenbe­kommen sollen“, erklärt Brüllke. „Wir haben uns dann mit der Initiatori­n und der Bürgermeis­terin darauf verständig­t, es als außerschul­isches

Angebot laufen zu lassen, an dem jeder interessie­rte Schüler aus dem Amtsbereic­h teilnehmen kann“, so der Schulleite­r.

Und tatsächlic­h hat Sandra Weckert mit Kyra Behrens, Paul Stang und Maik-Georg Barlau bereits drei Neuntkläss­ler von der KGS gefunden, die am Konzert mitwirken wollen. „Das Mädchen nimmt schon seit zwei Jahren Gesangsunt­erricht an der Kulturschu­le, die beiden Jungs spielen Schlagzeug und Gitarre. Sie sind wirklich sehr engagiert und lernen schnell dazu“, lobt die Initiatori­n.

Das gespendete Geld, das auf dem Konto des Schulförde­rvereins der KGS eingeht, würde zu einhundert Prozent in das Projekt fließen. Immerhin seien mehrere profession­elle Akteure beteiligt, die den gesamten Prozess begleiten. „Dafür fallen natürlich Honorare sowie Unterbring­ungs-, Verpflegun­gsund Reisekoste­n an“, erläutert Weckert.

Mit der Komesker Unternehme­nsgruppe, dem Posaunench­or der Kirchengem­einde St. Petri, der Deutschen Milchkonto­r GmbH (DMK) dem Restaurant Rustico und der Kulturschu­le gebe es schon fünf Partner aus Altentrept­ow, die neben der Amtsverwal­tung mit im Boot sind. Weitere Unterstütz­er seien gerne gesehen.

Marcus Grabbert vom DMK ist es zu verdanken, dass Sandra Weckert ausgerechn­et auf Altentrept­ow aufmerksam geworden ist. „Wir haben uns beim letzten Heimkehrer­tag in Neubranden­burg kennengele­rnt. Ich war von dem Ansatz, junge Leute auf kreative Weise für die ansässigen Unternehme­n zu begeistern, sofort angetan. Das ist mal was anderes, als über die herkömmlic­he Jobbörse“, meint Grabbert.

Jeden Dienstag wird im Saal des Fritz-Reuter-Hauses von 12.30 bis 15.30 Uhr für das Konzert geprobt. Wer mitmachen möchte, kann Sandra Weckert per E-Mail unter sandra@48koenige.de kontaktier­en.

 ?? FOTO: ZVG ?? Paul Stang und Maik-Georg Barlau werden am Konzert auf der Gitarre und am Schlagzeug mitwirken. Sandra Weckert hofft, noch weitere Schüler bei den Proben im Fritz-Reuter-Haus begrüßen zu dürfen.
FOTO: ZVG Paul Stang und Maik-Georg Barlau werden am Konzert auf der Gitarre und am Schlagzeug mitwirken. Sandra Weckert hofft, noch weitere Schüler bei den Proben im Fritz-Reuter-Haus begrüßen zu dürfen.
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FOTO: ZVG Sandra Weckert (Mitte) konnte mit Markus Grabbert vom DMK, Bürgermeis­terin Claudia Ellgoth und einigen Schülern der KGS Altentrept­ow bereits erste Unterstütz­er für das Projekt gewinnen.

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