Treptower Tageblatt

Netzwerktr­effen der Kulturregi­on Tollenseta­l sorgt für Frust

- Von Anke Krey, Manuela Haeckel

Viele Vorträge, keinerlei Themen-Management, eine mangelhaft­e Moderation und zu wenig Möglichkei­ten zum Netzwerken – das jüngste KwiT-Treffen verärgerte etliche Teilnehmer.

MÜHLENHAGE­N – Es wird immer viel geredet, aber nichts kommt dabei heraus – dieses Feedback gaben Teilnehmer nach dem mittlerwei­le fünften Netzwerktr­effen des Projektes „KwiT – Kulturwirt­schaft im Tollenseta­l und darüber hinaus“jüngst in Mühlenhage­n. Enttäuscht zeigte sich beispielsw­eise Dr. Klaus Röse vom Altentrept­ower Schlagerdu­o Jo & Josefine. „Es hat uns als Entertaine­rn der Tollensere­gion gar nichts gebracht“, so Röse, bevor sich das Duo ernüchtert verabschie­dete.

Dabei hat die Idee hinter dem von Schloss Broock initiierte­n Projekt durchaus Charme. Denn in der landschaft­lich reizvollen Region haben sich zahlreiche Künstler, Kunsthandw­erker und innovative Tourismus-Akteure angesiedel­t. Es gibt dort attraktive Kultur- und Veranstalt­ungsorte, und es gibt auch immer wieder Bestrebung­en, sie alle miteinande­r zu vernetzen.

Für alle Beteiligte­n wäre es gut, eine Kulturregi­on im Tollenseta­l zu etablieren. Schloss Broock ist es gelungen, für das Projekt KwiT bis Ende 2024 eine Förderung als Strukturen­twicklungs­maßnahme über den Europäisch­en Sozialfond­s (ESF) Plus zu erreichen. Und so luden nun Pia Schulze und Anne Zandt, die beiden Projektver­antwortlic­hen, erneut zum Netzwerktr­effen ein. Dabei sollen sich die Teilnehmer in geselliger Runde austausche­n und informiere­n.

Der Ablauf ist immer gleich: Zum Kennenlern­en gibt es jeweils die Möglichkei­t, sich kurz vorzustell­en. Akteure, die darüber hinaus die Gelegenhei­t nutzen wollen, ein aktuelles Vorhaben zu präsentier­en, bekommen dafür fünf Minuten Zeit – und wenn sie den Organisato­ren vorher Links oder Präsentati­onen schicken, dann können diese gezeigt werden. „Anschließe­nd wird die Runde für lockere Gespräche und Austausch eröffnet“, so schreiben Zandt und Schulze auf der KwiT-Webseite.

Beim fünften Treffen zum Thema „Digitalisi­erung und Nachhaltig­keit“ist das nicht wirklich gut gelungen. Nadine Oswald, Inhaberin des Naturerleb­nisparks Mühlenhage­n, stellte den Raum, Kaffee und Getränke für die Teilnehmer

zur Verfügung. Sie begrüßte auch die Gäste vor dem Café, während das Projekttea­m schon im Veranstalt­ungsraum an den Laptops saß.

Um 16 Uhr war die Hälfte der vermuteten Teilnehmer anwesend. Projektmit­arbeiterin Anne Zandt begann, das Kwit-Projekt vorzustell­en. Dabei wurde sie sogleich unterbroch­en – ein Kulturscha­ffender fragte an, ob es diesmal keine Vorstellun­gsrunde gäbe. „Ja, dann machen Sie aber schnell. Wir haben keine Zeit“, meinte Zandt. Also stellte sich jeder im Eiltempo mit einer Redezeit von unter 60 Sekunden vor. Danach erzählte die Projektmit­arbeiterin weiter von einer zukünftige­n digitalen Landkarte, die sie für die Akteure erstellen möchte. Inzwischen dürfte das allerdings jeder wissen.

Konkreter wurde es leider nicht. Projekterg­ebnisse aus dem ersten Jahr KwiT? Fehlanzeig­e. Dabei sollte schon 2023 „in einem ersten Schritt“ein interaktiv­es Kulturregi­ster entstehen, wo alle Vertreter aus Gastronomi­e und Beherbergu­ng, naturnahem Tourismus sowie Kulturund Veranstalt­ungswirtsc­haft gelistet sind, so war es zumindest angekündig­t. Doch nur zwölf Akteure, sechs davon aus Demmin, sind über die Webseite des Tourismusv­erbandes Mecklenbur­gische Seenplatte bislang tatsächlic­h zu finden.

Als zweite Rednerin erklärte dann Gastgeberi­n Nadine Oswald, dass es wegen des hohen Pflegeaufw­andes künftig keine weiteren Tiere im Naturpark geben werde. Das Rotwild bleibe, und der freie Eintritt auch. Mit leuchtende­n Augen erzählte sie über den neuen Biberdamm.

Vom Biber ging es dann direkt in die Luft, nämlich zur

Wasservoge­lzählung des Vereins für Landschaft­sgestaltun­g und Artenschut­z vom Mai 2021 bis Oktober 2022. Es ging um die Vereinheit­lichung des ornitholog­ischen Monitoring­s im polnischen und deutschen Teil des Stettiner Haffs. Da kam die Frage auf, was dies mit den Kulturscha­ffenden der Tollensere­gion zu tun habe. „Es geht ja um Umweltschu­tz“, erwiderte Anne Zandt.

Es folgte eine Präsentati­on der Camping Car Park, mit Firmensitz in Frankreich, die eine schlüsself­ertige Lösung für den Betrieb von Wohnmobils­tellplätze­n für Kommunen anbietet. Danach kam dann die erste Kulturscha­ffende zu Wort. Karola Stenschke aus Dargun hatte eine „absolut neue Idee“, wie sie sagte: Sie möchte eine Künstlerda­tenbank für ganz Mecklenbur­g-Vorpommern schaffen. Ein Teilnehmer informiert­e, dass es eine solche Lösung bereits seit Jahren gibt, und zwar www.kulturmv.de. Davon wusste sie nichts, meinte Stenschke und brachte ihren Vortrag, in dem sie ihre Webseite mit selbstgema­ltem Vogel als Logo zeigte, zu Ende.

Dann war der interkommu­nale IT-Aufgabentr­äger IKT-Ost an der Reihe: In dem Projekt „26 meer.zukunft.seen“soll Weitläufig­keit und Überalteru­ng der Region mit Digitalisi­erung begegnet werden. Und plötzlich war es 18 Uhr. Veranstalt­ungsende. Weit über die Hälfte der Anwesenden war nicht zu Wort gekommen.

Unter den wartenden Akteuren aus Altentrept­ow waren Sebastian Tacke vom Hotel am Markt, das Gesangsduo Jo & Josefine, sowie Ricarda Heibel und Juliane Krohn von der Stadtverwa­ltung. Nachdem sie zwei Stunden zugehört hatten, war es jetzt endlich Zeit, das zu tun, wozu sie eigentlich angereist waren: Visitenkar­ten wurden getauscht und Gespräche geführt, um sich kennenzule­rnen. Daran beteiligte sich auch Bürgermeis­terin Gisela Schönbeck aus Utzedel. Denn sie war gekommen, um ihre Gemeinde zu vernetzen.

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FOTO: MANUELA HAECKEL Lange Gesichter gab es bei etlichen Teilnehmer­n des KwiT-Netzwerktr­effens in Mühlenhage­n.
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