Zweitgrößter deutscher Solarpark wächst nach Spatenstich zügig
In einem kleinen Dorf an der Seenplatte wird derzeit eine riesige Fläche mit Solarmodulen bestückt. Und was hat die Gemeinde davon?
BARTOW – In der Gemeinde Bartow entsteht ein riesiger Solarpark. Die Arbeiten haben bereits begonnen; kürzlich trafen sich alle Beteiligten zum feierlichen ersten Spatenstich. Bauherr ist die Encavis Asset Management AG mit Sitz in Neubiberg bei München. Errichtet wird die Anlage von der Goldbeck Solar GmbH aus Hirschberg an der Bergstraße, eigenen Angaben zufolge führender Anbieter im schlüsselfertigen Bau kommerzieller Photovoltaik(PV)Anlagen. Anwesend waren auch Projektentwickler Martin Niedzwetzki von der Windbauer GmbH aus Neubrandenburg, der an dem Standort und im benachbarten Pritzenow zugleich Landwirtschaftsbetriebe gehören, sowie René Nast, Bürgermeister von Bartow.
„Dieser Solarpark ist unser bislang größtes deutsches PVProjekt“, sagt Karsten Mieth, Vorstandssprecher der Encavis Asset Management AG. Mit einer Leistung von 260 Megawatt peak (MWp) und einer Gesamtfläche von über 205 Hektar wird dieser Solarpark der bisher zweitgrößte in Deutschland sein, berichtet Joachim Goldbeck, Geschäftsführer von Goldbeck Solar. Es ist zugleich das bisher größte Projekt des Unternehmens in Deutschland. Allein 22 Kilometer Zaun errichtet das Team; in Spitzenzeiten werden auf der Baustelle bis zu 150 Beschäftigte tätig sein, kündigte die Bauleitung an.
Der Bau des Solarparks wird in zwei Bauabschnitten erfolgen. Derzeit werden erst einmal die Untergestelle aufgestellt. Dafür werden in langen Reihen Metallträger per Ramme ins Erdreich getrieben. Dies erfolgt computergestützt, sodass die Untergestelle perfekt ausgerichtet dem
Geländeprofil folgen. Auf den Tischen werden dann die Solarmodule montiert – insgesamt werden es exakt 452 592 Stück sein, so Goldbeck. Die Inbetriebnahme soll voraussichtlich im Sommer 2025 erfolgen.
Der Solarpark Bartow soll dann etwa 270 000 Megawattstunden (MWh) saubere Energie pro Jahr erzeugen. Rein rechnerisch könnte er somit jährlich mehr als 96 000 Haushalte mit grünem Strom versorgen. Finanziert wird die PVFreif lächenanlage über einen Banken-Spezialfonds der Bayerischen Landesbank. Daran beteiligt sind auch viele Sparkassen, so Karsten Mieth – doch leider noch keine aus der Region.
Diese wird trotzdem von der Anlage prof itieren, betont der Vorstandssprecher. Denn auch wenn der Firmensitz der Solarpark Bartow GmbH in Neubiberg sein wird, erhält die Gemeinde dennoch 90 Prozent
der Gewerbesteuern. Außerdem geht an Bartow ein Betrag von 0,2 Cent pro erzeugte Kilowattstunde, wie auch Bürgermeister René Nast bestätigt. Allein das wird voraussichtlich über eine halbe Million Euro jährlich in die Kassen der Gemeinde bringen.
„Durch den Solarpark gibt es Einschränkungen vor Ort, und deshalb sollte es dafür auch einen Ausgleich geben“, erklärt Karsten Mieth. Die Encavis Asset Management AG werde am Standort auch darüber hinaus präsent bleiben.
Bei der Planung des Solarparks spielten neben den Erträgen ebenfalls ökologische Faktoren eine Rolle. Die Artenvielfalt solle durch den großen Solarpark nicht gefährdet werden, weshalb ein besonderer Fokus auf Biodiversität liegt, wie Joachim Goldbeck sagt. Das schätzt auch René Nast: „Vorher wuchs auf diesen Flächen Mais. Daran hat zwar das Landgut verdient, aber nicht wir als Gemeinde“, sagt der Bürgermeister. Jetzt werden nicht mehr so viele schwere Landmaschinen auf den Straßen im Dorf unterwegs sein, freut er sich. „Und dass die Bereiche biodiverser werden, f inde ich total gut.“
„Wir haben hier aber noch ein ganz anderes Problem“, meint Nast: „Wir nutzen jetzt schon 16,3 Prozent unserer Gemeindef läche für regenerative Energie.“Wenn der regionale Entwicklungsplan so umgesetzt wird, wie er derzeit diskutiert wird, dann werden es 27,9 Prozent sein, kritisiert der Bürgermeister.
Bartow befinde sich an der Kreisgrenze. Und im Nachbarkreis gebe es schon heute eines der größten Gebiete mit Windenergieanlagen. Es ist vom Dorf aus am Horizont sichtbar. René Nast wünscht sich für die vorhandenen Anlagen eine bedarfsgerechte Befeuerung. „Das wäre gut für die Akzeptanz in der Bevölkerung.“Beitragen könne dazu außerdem auch ein günstiger Stromtarif für die Nachbarschaft.