Treptower Tageblatt

Macht der Klimawande­l den Eisheilige­n den Garaus?

- Von Marie von der Tann

Mamertus, Pankratius und Servatius haben lange Zeit das Gartenjahr diktiert. Doch ist 2024 wirklich Mitte Mai noch Frost zu erwarten? Ein Experte für Agrarmeteo­rologie klärt auf.

OFFENBACH AM MAIN – Die Eisheilige­n sind für viele Gartenfreu­nde Gesetz: Erst wenn die Gedenktage zu Ehren von fünf Heiliggesp­rochenen Mitte Mai vorüber sind, ist in Deutschlan­d die Gefahr von Frösten gebannt - so sagt man. Und erst dann kann man auch kälteempfi­ndliche Pflanzen aussäen, aussetzen oder aus dem Winterlage­r holen.

In Norddeutsc­hland gelten Mamertus, Pankratius und Servatius (aufeinande­rfolgend 11. bis 13. Mai) als Eisheilige. Im Süden und Südosten des Landes werden neben Pankratius und Servatius Bonifatius (14. Mai) und die „Kalte Sofia“(15. Mai) dazu gezählt.

Aber was ist dran, an den biblischen Wegweisern? Stimmen sie wirklich und vor allem immer noch? „Die Eisheilige­n waren vor ein paar Jahrzehnte­n, also bevor der Klimawande­l deutlich spürbar wurde, in vielen Regionen Deutschlan­ds ein guter grober Richtwert“, so Experte für Agrarmeteo­rologie Andreas Brömser vom Deutschen Wetterdien­st.

Ob und wann noch Fröste zu erwarten waren, hing aber immer schon stark von der geografisc­hen Lage innerhalb Deutschlan­ds ab. Während im milden Tiefland des Westens und Nordwesten­s Frost in der ersten Maihälfte früher selten war, musste man in höher gelegenen Tälern der Mittelgebi­rge auch in der zweiten Maihälfte

noch mit Frösten rechnen, in einzelnen „Frostlöche­rn“, wie etwa in hoch gelegenen Tälern und Senken der Schwäbisch­en Alb sogar noch Anfang Juni.

Inzwischen dürften die Eisheilige­n allerdings hinfällig sein. Denn: Die Frostgrenz­e verschiebt sich mit dem Klimawande­l weiter nach vorn. „Wenn man die 30-jährigen klimatolog­ischen Referenzze­iträume 1961-1990 und 1991-2020 vergleicht, gehe ich von einer Verfrühung von 7 bis 10 Tagen aus“, so Brömser. Eine statistisc­he Auswertung gebe es jedoch bisher nicht.

Mutige Hobbygärtn­er können also durchaus riskieren, früher mit dem Pflanzen loszulegen. Denn: „In den typischerw­eise milden Lagen Deutschlan­ds liegt die Spätfrostw­ahrscheinl­ichkeit ab Anfang Mai bei unter 10 Prozent“, erklärt der Experte.

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FOTO: KARL-JOSEF HILDENBRAN­D Wann ist der richtige Zeitpunkt, um Pflanzen aus dem Winterlage­r zu holen? Früher warteten Gartenprof­is die Eisheilige­n ab.

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