Landwirtschaft und Umweltschutz: Wie das zusammen funktionieren kann
Den Klimawandel und den Schwund der Artenvielfalt haben auch die Bauernverbände längst als Problem erkannt. In Kooperation mit rheinland-pfälzischen Naturschutzverbänden soll es gelingen, Biodiversität zu erhalten, ohne Erträge zu mindern. Jetzt muss sich
Jeder müsse sich an die eigene Nase fassen, weil er Teil des Problems sei, sagt Eberhard Hartelt, Präsident des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Pfalz Süd. „Das betrifft auch uns Landwirte, denn das, was wir auf den Feldern tun, bleibt nicht ohne Nebenwirkungen.“Hartelt, neben seinem
„Die Bauern sind nicht die alleinigen Verursacher, doch die spannende Frage ist, wie viel Anteil wir tatsächlich daran haben und wie dem zu begegnen ist.“Eberhard Hartelt, Präsident des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Pfalz Süd
Amt als Präsident auch Umweltbeauftragter des Deutschen Bauernverbandes, ist der Einladung des Vereins für landwirtschaftliche Fachbildung ( VLF) nach Schwirzheim (Eifelkreis Bitburg-Prüm) gefolgt. Das Thema seines Vortrags bei der Mitgliederversammlung des VLF-Eifel lautet: „Biodiversität und Ertrag – Wie schaffen wir beides?“Ein Schlüssel dazu sei die Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaftsund Naturschutzverbänden, stellt Eberhard Hartelt fest: „Kooperation statt Konfrontation, heißt das Motto. Die Bauern nähern sich dem Naturschutz an – sie wollen Teil der Lösung sein.“Seit Beginn des vergangenen Jahres suchen die beiden rheinlandpfälzischen Bauernverbände mit mehreren verschiedenen Umweltschutz-Verbänden, wie dem Nabu, oder dem Bund im sogenannten „Schulterschluss Artenvielfalt“nach Lösungen.
Die Umsetzung landwirtschaftlicher
Maßnahmen werde dabei wissenschaftlich begleitet und, wichtig: „auf Augenhöhe besprochen“, erklärt Hartelt. Denn einerseits gebe es ohne landwirtschaftliche Nutzung, ohne den Erhalt der Kulturlandschaft durch die Bauern die Artenvielfalt nicht in dem heutigen Maße – andererseits sorge die intensive Landwirtschaft für den Rückgang der Biodiversität, der aber regional sehr unterschiedlich sei.
„Die Bauern sind nicht die alleinigen Verursacher, doch die spannende Frage ist, wie viel Anteil wir tatsächlich daran haben und wie dem zu begegnen ist“, sagt Hartelt. Die Antworten darauf seien nur zu finden, wenn Naturschützer und Landwirte sachlich über Ursache und Wirkung diskutierten und nicht nur darüber, wer die Schuld trage. Mit dem „Schulterschluss Artenvielfalt“existiere eine Basis, denn: „Wir liegen in vielen Punkten nicht so weit auseinander. Mehr noch, es wächst zusammen, was zusammen gehört“, freut sich der Bauernpräsident.
Die wissenschaftliche und fachkundige
Beratung der Landwirte durch die Naturschützer werde von Agrarökonomen unterstützt. „Die schauen ganz genau darauf, welche Kosten entstehen, wenn Maßnahmen zum Erhalt der Biodiversität durchgeführt werden und welcher Ertrag dann noch zu erwarten ist“, sagt Hartelt.
Ohne finanzielle Unterstützung gehe es nicht: „Wir Bauern verpflichten uns, mehr für den Artenschutz zu unternehmen. Weil das aber eine öffentliche Aufgabe ist, sollte das auch
honoriert werden.“So sei es 2021 im Abschlussbericht der Zukunftskommission Landwirtschaft formuliert worden, die noch unter Kanzlerin Merkel ins Leben gerufen worden sei. „Der Bericht ist aber in irgendeiner Schublade verschwunden, ein Ergebnis gibt es bis heute nicht“, sagt Hartelt.
Laut einer Studie des Naturschutzbundes Deutschland müsse Rheinland-Pfalz zusätzlich rund 150 Millionen Euro ausgeben, um die Umweltschutzmaßnahmen der
Landwirtschaft zu unterstützen. „Das Schulterschlussprojekt hat diesbezüglich einen Forderungskatalog erstellt und der Landesregierung überreicht. Herausgekommen ist bis dato gar nichts“, berichtet Hartelt. „Wir pochen auf verbindliche Lösungen. Für die Landwirte muss der Schutz der Artenvielfalt praktikabel und unbürokratisch sein – und darüber hinaus auch attraktiv. Denn warum sollten sie sich dagegen entscheiden, wenn solch eine Aufgabe auch wirtschaftlich interessante Perspektiven bietet?“