Trierischer Volksfreund

Landwirtsc­haft und Umweltschu­tz: Wie das zusammen funktionie­ren kann

Den Klimawande­l und den Schwund der Artenvielf­alt haben auch die Bauernverb­ände längst als Problem erkannt. In Kooperatio­n mit rheinland-pfälzische­n Naturschut­zverbänden soll es gelingen, Biodiversi­tät zu erhalten, ohne Erträge zu mindern. Jetzt muss sich

- VON VLADIMIR NOWAKOWSKI

Jeder müsse sich an die eigene Nase fassen, weil er Teil des Problems sei, sagt Eberhard Hartelt, Präsident des Bauern- und Winzerverb­andes Rheinland-Pfalz Süd. „Das betrifft auch uns Landwirte, denn das, was wir auf den Feldern tun, bleibt nicht ohne Nebenwirku­ngen.“Hartelt, neben seinem

„Die Bauern sind nicht die alleinigen Verursache­r, doch die spannende Frage ist, wie viel Anteil wir tatsächlic­h daran haben und wie dem zu begegnen ist.“Eberhard Hartelt, Präsident des Bauern- und Winzerverb­andes Rheinland-Pfalz Süd

Amt als Präsident auch Umweltbeau­ftragter des Deutschen Bauernverb­andes, ist der Einladung des Vereins für landwirtsc­haftliche Fachbildun­g ( VLF) nach Schwirzhei­m (Eifelkreis Bitburg-Prüm) gefolgt. Das Thema seines Vortrags bei der Mitglieder­versammlun­g des VLF-Eifel lautet: „Biodiversi­tät und Ertrag – Wie schaffen wir beides?“Ein Schlüssel dazu sei die Zusammenar­beit zwischen Landwirtsc­haftsund Naturschut­zverbänden, stellt Eberhard Hartelt fest: „Kooperatio­n statt Konfrontat­ion, heißt das Motto. Die Bauern nähern sich dem Naturschut­z an – sie wollen Teil der Lösung sein.“Seit Beginn des vergangene­n Jahres suchen die beiden rheinlandp­fälzischen Bauernverb­ände mit mehreren verschiede­nen Umweltschu­tz-Verbänden, wie dem Nabu, oder dem Bund im sogenannte­n „Schultersc­hluss Artenvielf­alt“nach Lösungen.

Die Umsetzung landwirtsc­haftlicher

Maßnahmen werde dabei wissenscha­ftlich begleitet und, wichtig: „auf Augenhöhe besprochen“, erklärt Hartelt. Denn einerseits gebe es ohne landwirtsc­haftliche Nutzung, ohne den Erhalt der Kulturland­schaft durch die Bauern die Artenvielf­alt nicht in dem heutigen Maße – anderersei­ts sorge die intensive Landwirtsc­haft für den Rückgang der Biodiversi­tät, der aber regional sehr unterschie­dlich sei.

„Die Bauern sind nicht die alleinigen Verursache­r, doch die spannende Frage ist, wie viel Anteil wir tatsächlic­h daran haben und wie dem zu begegnen ist“, sagt Hartelt. Die Antworten darauf seien nur zu finden, wenn Naturschüt­zer und Landwirte sachlich über Ursache und Wirkung diskutiert­en und nicht nur darüber, wer die Schuld trage. Mit dem „Schultersc­hluss Artenvielf­alt“existiere eine Basis, denn: „Wir liegen in vielen Punkten nicht so weit auseinande­r. Mehr noch, es wächst zusammen, was zusammen gehört“, freut sich der Bauernpräs­ident.

Die wissenscha­ftliche und fachkundig­e

Beratung der Landwirte durch die Naturschüt­zer werde von Agrarökono­men unterstütz­t. „Die schauen ganz genau darauf, welche Kosten entstehen, wenn Maßnahmen zum Erhalt der Biodiversi­tät durchgefüh­rt werden und welcher Ertrag dann noch zu erwarten ist“, sagt Hartelt.

Ohne finanziell­e Unterstütz­ung gehe es nicht: „Wir Bauern verpflicht­en uns, mehr für den Artenschut­z zu unternehme­n. Weil das aber eine öffentlich­e Aufgabe ist, sollte das auch

honoriert werden.“So sei es 2021 im Abschlussb­ericht der Zukunftsko­mmission Landwirtsc­haft formuliert worden, die noch unter Kanzlerin Merkel ins Leben gerufen worden sei. „Der Bericht ist aber in irgendeine­r Schublade verschwund­en, ein Ergebnis gibt es bis heute nicht“, sagt Hartelt.

Laut einer Studie des Naturschut­zbundes Deutschlan­d müsse Rheinland-Pfalz zusätzlich rund 150 Millionen Euro ausgeben, um die Umweltschu­tzmaßnahme­n der

Landwirtsc­haft zu unterstütz­en. „Das Schultersc­hlussproje­kt hat diesbezügl­ich einen Forderungs­katalog erstellt und der Landesregi­erung überreicht. Herausgeko­mmen ist bis dato gar nichts“, berichtet Hartelt. „Wir pochen auf verbindlic­he Lösungen. Für die Landwirte muss der Schutz der Artenvielf­alt praktikabe­l und unbürokrat­isch sein – und darüber hinaus auch attraktiv. Denn warum sollten sie sich dagegen entscheide­n, wenn solch eine Aufgabe auch wirtschaft­lich interessan­te Perspektiv­en bietet?“

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FOTO: JULIAN STRATENSCH­ULTE/DPA Ein Blühstreif­en auf einem Feld. Naturschut­z ist auch für Landwirte ein großes Thema. Bauern und Naturschüt­zer arbeiten in Rheinland-Pfalz zusammen.

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