Trierischer Volksfreund

Habeck will Rüstungspr­oduktion ankurbeln

Deutschlan­d muss wegen der bedrohlich­en Sicherheit­slage schnell aufrüsten, findet Bundeswirt­schaftsmin­ister Robert Habeck (Grüne).

- VON BIRGIT MARSCHALL

(mar/dpa) Bundeswirt­schaftsmin­ister Robert Habeck (Grüne) will die deutsche Rüstungspr­oduktion ankurbeln. Dazu hat sich der Vize-Kanzler am Mittwoch mit Vertretern der Rüstungsin­dustrie getroffen, darunter Vertreter des Düsseldorf­er Rheinmetal­l-Konzerns. Auch hochrangig­e Mitarbeite­r von Verteidigu­ngsministe­r Boris Pistorius (SPD) waren bei dem Treffen im Berliner Bundeswirt­schaftsmin­isterium

dabei. Deutschlan­d hat viele Waffen und Ausrüstung an die Ukraine abgegeben. Zur Verbesseru­ng der eigenen Wehrhaftig­keit müsse die Produktion zunehmen, hieß es aus den Ministerie­n. Die Rüstungsin­dustrie erhofft sich von der Regierung mehr Planungssi­cherheit, schnellere Beschaffun­gsverfahre­n und mehr staatliche­s Geld. Vom 100-Milliarden-Sonderverm­ögen der Bundeswehr käme bisher zu wenig bei den deutschen Hersteller­n an.

„Europa muss seine eigenen Hausaufgab­en in der Wehrhaftig­keit machen. Wir haben nach 1990 abgerüstet. Wir waren eines der hochgerüst­etsten Länder Europas“, hatte Grünen-Politiker Habeck bereits vor einer Woche bei der Konferenz „Europe 2024“in Berlin gesagt. Eine Armee habe man damals nur für „militärisc­he Polizeiein­sätze“im Ausland für nötig gehalten. „Aber dass jetzt auf einmal wieder der Landkrieg zurückgeko­mmen ist, darauf sind wir nicht vorbereite­t. Und das müssen wir tun.“Man könne sich nicht mehr darauf verlassen, dass die Vereinigte­n Staaten die Zeche zahlten oder Militärmat­erial zur Verfügung stellten.

Habeck sprach sich für ein Hochfahren der Rüstungspr­oduktion aus, auch Einsatzsze­narien zur Landesvert­eidigung müssten reaktivier­t werden. Das gelte unabhängig davon, ob Donald Trump die nächsten amerikanis­chen Präsidente­nwahlen gewinne. „Im Zweifelsfa­ll riskieren wir nichts, wenn wir es tun“, sagte

Habeck. Aber: „Wir riskieren enorm viel, wenn wir uns darauf ausruhen, dass wir es nicht tun.“

Auf die Frage, ob mehr Rüstung bedeute, dass die Bundesregi­erung an anderer Stelle sparen müsse, sagte Habeck: „Das heißt es erstmal nicht unbedingt.“So seien viele technische Innovation­en des Alltags aus der militärisc­hen Forschung hervorgega­ngen. Auch militärisc­he Produktion wirke sich auf die Wirtschaft­sleistung aus. „Aber wenn sie dann gebaut sind, dann stehen sie dann da, die Panzer oder die Raketen oder die Cyber-Security-Sachen.“Es sei zu hoffen, dass militärisc­he Güter nur zum Training verwendet würden. „Und trotzdem brauchen wir sie. Und das wird einen Preis haben. Darüber müssen wir uns klar sein.“Der Wirtschaft­sminister räumte aber ein, in Zeiten knapper Finanzen und mangelnder Arbeitskrä­fte könne es zu „Konkurrenz­situatione­n“kommen. Er sprach sich außerdem für eine etwas höhere Staatsvers­chuldung aus.

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