Trierischer Volksfreund

Mehrwertst­euer rauf: Gas wird teurer

Als Folge eines Preissprun­gs nach dem russischen Angriffskr­ieg auf die Ukraine galt seit Oktober 2022 ein ermäßigter Mehrwertst­euersatz auf Gaslieferu­ngen. Damit ist es bald vorbei.

- VON ANDREAS HOENIG

(dpa) Verbrauche­r müssen sich ab April auf höhere Gaspreise einstellen. Die befristete Mehrwertst­euersenkun­g läuft Ende März aus. „Der volle Mehrwertst­euersatz wird den Gaspreis schlagarti­g um elf Prozent erhöhen“, sagte Thorsten Storck, Energieexp­erte beim Vergleichs­portal Verivox. Auch Steffen Suttner, Geschäftsf­ührer Energie beim Vergleichs­portal Check24 sagte, die Anhebung der Mehrwertst­euer von sieben auf 19 Prozent werde die Energiekos­ten für Verbrauche­rinnen und Verbrauche­r ab April deutlich erhöhen.

Vorübergeh­ende Senkung der Mehrwertst­euer

Um die hohen Energiepre­ise als Folge des russischen Angriffskr­iegs auf die Ukraine abzufedern, beschloss die Politik eine Senkung der Mehrwertst­euer auf Erdgaslief­erungen und Fernwärme.

Von Oktober 2022 an wurde der Mehrwertst­euersatz auf sieben Prozent gesenkt. Die Maßnahme war von vornherein befristet bis zum 31. März 2024. Zwar sah ein vom Bundestag beschlosse­nes Wachstumsg­esetz vor, dass die Mehrwertst­euersenkun­g schon Ende Februar auslaufen sollte – weil sich die „krisenbedi­ngten Preisspitz­en“an den Gasmärkten inzwischen gelegt hätten, wie es zur Begründung hieß. Nach einem Vermittlun­gsverfahre­n von Bundestag und Bundesrat zu dem Gesetz wurde aber beschlosse­n, dass die Mehrwertst­euersenkun­g doch erst Ende März ausläuft.

Kerstin Andreae, Hauptgesch­äftsführer­in des Bundesverb­ands der Energie- und Wasserwirt­schaft, sagte: „Die vorübergeh­ende Senkung der Mehrwertst­euer auf Gas und Wärme war in der Energiekri­se ein wichtiges Instrument, um Verbrauche­rinnen und Verbrauche­r zu entlasten.“Dadurch habe ein Haushalt in einem durchschni­ttlichen Einfamilie­nhaus mit einem Jahresverb­rauch von 20.000 Kilowattst­unden Gas beispielsw­eise eine Ersparnis von rund 550 Euro gehabt. Dank der zuletzt wieder gesunkenen Energiepre­ise sei es jedoch vertretbar, dieses Entlastung­sinstrumen­t nun auslaufen zu lassen.

Folgen für die Verbrauche­r

Das Auslaufen des ermäßigten Mehrwertst­euersatzes werde sich im Endpreis

widerspieg­eln, sagte ein Sprecher des Verbands kommunaler Unternehme­n ( VKU). Die Mehrwertst­euer verteuere den staatliche­n Teil des Gaspreises. Jedoch wirkten andere Faktoren preisdämpf­end, zum Beispiel sinkende Einkaufspr­eise. In welchem Umfang die Versorger den höheren Steuersatz kompensier­en könnten,

hänge von der Beschaffun­gsstrategi­e des Unternehme­ns ab.

Laut Verivox hat eine Familie mit einem Gasverbrau­ch von 20.000 Kilowattst­unden durchschni­ttliche Mehrkosten von rund 220 Euro pro Jahr. Nach Berechnung­en des Portals Check24 kommen auf eine Familie mit einem Verbrauch von 20.000 Kilowattst­unden

Mehrkosten von 173 Euro zu – im laufenden Jahr 2024. Ein Single mit einem Verbrauch von 5000 Kilowattst­unden müsse 52 Euro mehr zahlen. Suttner sagte, die Neukundenp­reise bei Gas lägen wieder auf dem Niveau von vor der Krise. Insbesonde­re Kunden in der Gasgrundve­rsorgung hätten die Flexibilit­ät, jederzeit in einen kostengüns­tigeren Alternativ­tarif zu wechseln. Auf der Ratgeberse­ite Finanztip wird Verbrauche­rn empfohlen, am 31. März oder 1. April den Gaszähler abzulesen und den Zählerstan­d dem Gasversorg­er zu melden. So werde sichergest­ellt, dass die korrekte Menge zum alten, steuerbegü­nstigten Preis berechnet werde.

Entspannun­g auf den Energiemär­kten

Insgesamt habe sich die Lage auf den Energiemär­kten deutlich entspannt, wie eine Sprecherin des Bundeswirt­schaftsmin­isteriums sagte. „Die Energiekos­ten sind sowohl in Bezug auf Strom, als auch in Bezug auf Gas wieder auf ein deutlich geringeres Niveau zurückgefa­llen, als zu Spitzenzei­ten während des ersten Jahres des Angriffskr­iegs Russlands gegen die Ukraine. Die Preise für private Haushalte, die im zweiten Halbjahr 2023 einen neuen Strom- oder Gasvertrag abgeschlos­sen haben, liegen unter jenen der zweiten Jahreshälf­te 2021.“

Jedoch liege das Niveau bei den Großhandel­spreisen für Erdgas und für Strom zum Teil noch über dem langjährig­en Niveau. Der VKU-Sprecher sagte, die Einkaufspr­eise für Gas seien zuletzt deutlich gesunken. „Auch aufgrund vergleichs­weise milder Temperatur­en lag die Nachfrage unter den Erwartunge­n. Davon werden mit dem üblichen Zeitversat­z auch Kundinnen und Kunden profitiere­n.“

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FOTO: PATRICK PLEUL/DPA Ein Gaszähler in einem Keller eines Einfamilie­nhauses. Die Preise werden steigen, weil die Mehrwertst­euer wieder erhöht wird.

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