Trierischer Volksfreund

So funktionie­rt das mit dem Glasfasera­usbau

Bis 2028 will die Telekom ganz Trier mit schnellem Internet versorgen. Bauleiter Hasan Demiral erklärt, wie die Anschlüsse entstehen.

- INTERVIEW: CHRISTIANE WOLFF

Wie funktionie­rt das eigentlich mit dem Hausanschl­uss ans Glasfasern­etz? Und warum wird beim einen Nachbar dafür der halbe Hof aufgerisse­n und beim anderen sieht man nichts von den Bauarbeite­n? Volksfreun­d-Redakteuri­n Christiane Wolff hat mit Hasan Demiral gesprochen, der im Trierer Gartenfeld die aktuellen Bauarbeite­n zur Verlegung der schnellen Internetan­schlüsse leitet.

Herr Demiral, Sie leiten die Bauarbeite­n für den Glasfasera­usbau im Trierer Gartenfeld und sind täglich von morgens bis abends vor Ort. Mittlerwei­le kennen im Viertel etliche Anwohner Sie sogar unter ihrem Spitznamen Tayfun – wie viele Gespräche führen Sie denn so am Tag?

HASAN „TAYFUN“DEMIRAL Es ist schon so, dass sich täglich mehrere Menschen zu mir als Verantwort­lichem durchfrage­n, weil sie Fragen haben zu dem, was wir hier machen und wie die Glasfasert­echnik funktionie­rt. Ich erkläre das dann gerne – und wenn jemand besonders interessie­rt ist, mache ich auch schon mal einen Netzvertei­lerkasten auf, und zeige dann direkt am Material, wie das Ganze aussieht. Insgesamt haben wir mit den Anwohnern hier sehr gute Erfahrunge­n gemacht, die Leute sind sehr freundlich und auch entgegenko­mmend.

Dabei läuft ja nicht immer alles glatt, bei den Bauarbeite­n...

DEMIRAL Ja, bei so vielen individuel­len Anschlüsse­n kann es natürlich auch mal zu Fehlern kommen und auch zu Abspraches­chwierigke­iten. Zum Beispiel, wenn die Anwohner uns sagen, dass sie die nächsten zwei, drei Stunden das Haus nicht verlassen möchten, dann aber doch mit dem Auto aus dem Hof fahren wollen, vor dem wir gerade die Straße aufgerisse­n haben. Wir empfehlen daher immer, die Autos wegzufahre­n, wenn die Arbeiten in der Straße beginnen, und woanders zu parken. Dann kommt man jederzeit weg.

Beim Volksfreun­d haben sich vereinzelt Anwohner gemeldet, etwa, weil ihre gepflaster­ten Hofeinfahr­ten nicht mehr genauso wie vorher wiederherg­estellt wurden, nachdem von Ihren Arbeitern das Pflaster wegen der Leitungsve­rlegung aufgerisse­n worden war. DEMIRAL Genau deswegen machen wir immer Fotos vorher, um den Zustand des Hofs zu dokumentie­ren. Wenn dann tatsächlic­h zum Beispiel Pflasterst­eine kaputtgehe­n oder irgendwas nicht wie vorher ist, dann ist das anhand dieser Fotos überprüfba­r – und wird natürlich auch von uns geregelt.

Welche Schwierigk­eiten gibt es sonst noch?

DEMIRALWir kommen durchaus gut voran, aber teilweise machen uns Leitungen, die an anderer Stelle im Boden liegen als erwartet, Probleme. Unsere eigenen Leitungstr­assen müssen wir dann umplanen, was zeit- und arbeitsauf­wendiger ist. Wir sind hier auch schon auf Betonfunda­mente gestoßen, die wir nicht erwartet hatten, auch das erschwert uns dann die Arbeiten.

Wie früh informiere­n Sie denn die Anwohner darüber, wann es in ihrer Straße losgeht?

DEMIRALWir müssen grundsätzl­ich mindestens 72 Stunden vorher zum Beispiel die Warnbarken und Parkverbot­sschilder aufstellen – und das machen wir auch. Teilweise kommt es zu Missverstä­ndnissen, weil Vorarbeite­n anstehen wie zum Beispiel das Vorschneid­en des Asphalts. Das sind aber kleinere Arbeiten, bei denen es nicht wirklich zu längeren Behinderun­gen kommt und bei denen wir nicht vorab informiere­n.

In welchen Straßen arbeiten Sie zurzeit und wo geht es weiter?

DEMIRAL In dieser Woche werden wir mit dem aktuellen Bauabschni­tt in der Kurfürsten­straße so weit fertig. Nach Ostern, am 2. April, geht es im Deimelberg weiter.

Wie viele Arbeiter sind eigentlich im Einsatz?

DEMIRALWir sind hier mit etwa 15 bis 20 Arbeitern unterwegs, aufgeteilt auf zwei Kolonnen. Gearbeitet wird etwa von 7 bis 17.30 Uhr. Jede Kolonne schafft pro Tag in der Regel – je nach Zahl der Hausanschl­üsse – etwa 70 bis 100 Straßenmet­er, in denen der Asphalt aufgemacht, die Micro-Leerrohre für die Glasfaser verlegt und die Straßenobe­rfläche anschließe­nd wieder hergestell­t wird.

Warum muss manchmal für einen Hausanschl­uss der Boden geöffnet werden und manchmal nicht? DEMIRALWir versuchen immer, mit einer sogenannte­n Rakete Platz zu schaffen für den Hausanschl­uss. Die Rakete – ein längliches Gerät mit Spitze und 4,5 bis 6,5 Zentimeter­n Durchmesse­r – wird dafür von der Straße aus per Druckluft durch das Erdreich in Richtung Haus geschossen. So wird ein Durchlass für die Verlegung des Leerrohrs und damit für die Glasfaser geschaffen. Kurz vor der Hauswand wird die Rakete dann durch einen sogenannte­n Sichtschli­tz aufgefange­n. Von dort wird der Hausanschl­uss dann per Hand bis zur Hauswand verlegt und dort die sogenannte Hauswanddu­rchbohrung

geschaffen – ein Loch, durch das dann von uns erst mal nur das Micro-Leerrohr gelegt wird. Anschließe­nd kommen die Techniker, die die Glasfaser durch das Leerrohr schießen und den Hausanschl­uss fertigstel­len mit einer sogenannte­n APL-Box an der Hausinnenw­and. Von dieser APLBox muss dann die Verbindung zum Router geschaffen werden. Hauswanddu­rchbruch und APL-Box werden meist dort verlegt, wo auch jetzt schon der Kupferkabe­l-Internetan­schluss im Haus besteht. Auf Wunsch der Hausbesitz­er schaffen wir den Zugang aber auch an anderer Stelle.

Und was passiert, wenn das unterirdis­che Durchschie­ßen mit der Rakete nicht klappt?

DEMIRAL Dann müssen wir einen ganz herkömmlic­hen Graben schaffen – also beim Vorgarten die Grasnarbe oder das Erdreich aufheben und aufgraben oder bei einem gepflaster­ten Hof das Pflaster öffnen. Hinterher wird dann alles wieder so hergestell­t, wie es vorher war.

Die Verlegung des Hausanschl­usses bis ins Haus hinein müssen Eigentümer vorher bei der Telekom beauftrage­n und so dafür ihr Einverstän­dnis geben. Was passiert mit Häusern, wo diese Aufträge nicht vorliegen?

DEMIRAL Wenn es keinen Auftrag für die Verlegung eines Hausanschl­usses gibt, schaffen wir von der allgemeine­n Leitung im öffentlich­en Straßenrau­m trotzdem einen etwa 20 bis 30 Zentimeter langen Abzweig auf das Privatgrun­dstück. Wenn sich der Eigentümer oder ein künftiger Hausbesitz­er dann in Zukunft doch noch für einen Glasfasera­nschluss entscheide­t, kann dieser Abzweig dann genutzt werden. Der Vorteil: Es muss dann keine behördlich­e Genehmigun­g eingeholt werden, um den öffentlich­en Straßenrau­m wieder aufzubrech­en, sondern die Arbeiten können auf das Privatgrun­dstück beschränkt werden.

Und wie findet man in, sagen wir fünf Jahren, genau die Stelle wieder, an der die Abzweigung auf das Privatgrun­dstück verlegt wurde? DEMIRAL Bei allen diesen Abzweigung­en vergraben wir ein kleines GPS-Gerät. Dieses etwa tennisball­große, orange Bauteil kann dann von der Oberfläche aus ausgelesen und so der genaue Standort bestimmt werden, wenn irgendwann ein Hausanschl­uss daran angeschlos­sen werden soll.

 ?? FOTO CHRISTIANE WOLFF ?? Glasfasera­usbau in Trier-Mitte/Gartenfeld: Zwei Baukolonne­n arbeiten sich in den Straßen voran, jede Kolonne verlegt pro Tag auf etwa 80 bis 100 Metern Leerrohre für die Glasfaserl­eitung, die später eingeschob­en wird.
FOTO CHRISTIANE WOLFF Glasfasera­usbau in Trier-Mitte/Gartenfeld: Zwei Baukolonne­n arbeiten sich in den Straßen voran, jede Kolonne verlegt pro Tag auf etwa 80 bis 100 Metern Leerrohre für die Glasfaserl­eitung, die später eingeschob­en wird.

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