Auf einen Kaffee in der Concorde
Auf in die zweite Hälfte des Jahrhunderts: Fünf Gründe, warum man sich die Flugausstellung Peter Junior nicht entgehen lassen sollte.
Die erste Hälfte des Jahrhunderts hat sie zum 31. Oktober 2023 abgeschlossen. Am Karfreitag beginnt oben an der Hunsrückhöhenstraße zwischen Malborn und Hermeskeil eine neue Zeitrechnung. Dann öffnet die Flugausstellung Peter Junior, Deutschlands größtes privates Museum rund um die zivile und militärische Geschichte der Luftfahrt, wieder ihre Tore. Nach einem halben Jahr, das den Namen Pause nicht verdient hat, sondern wie immer nicht Anhalten und Besinnen, sondern Aktualisieren, Restaurieren und das Insistieren auf neuen Ideen beinhaltete.
Wir haben uns die fünf auffallendsten und zutreffendsten von vielen Gründen ausgesucht, warum man sich Zeit nehmen sollte, dieses Kleinod der Luftfahrtgeschichte mit Muße zu Gemüte zu führen.
Weil man nirgendwo anders ein mit viel Liebe und Leidenschaft geführtes privates Flugzeugmuseum wie dieses noch findet
Die Zeit der großen unternehmerischen Familien-Clans wie den Quandts (Miteigentümer von BMW) oder den Grupps ( Textil-Label Trigema) war, ist und bleibt ein Teil deutscher Wirtschaftsgeschichte. Auf einer etwas kleineren Ebene „spielen“auch die Juniors dort ihre Rolle. Vater Peter, Mutter Astrid, Tochter Annaluisa führen „ihr“Museum mit der gleichen unternehmerischen Konsequenz, aber eben auch mit viel familiärer Hingabe und Leidenschaft. Sie setzen damit das Erbe von Peters Vater, dem Museumsgründer Leo Junior, fort. Nur so, sagen sie, sei es möglich, dieses spektakuläre Anwesen auf 77.000 Quadratmetern Freigelände und Halle mit Weitsicht und vorausschauend in eine stabile und prosperierende Zukunft zu lenken.
Weil der Traum vom Fliegen die Menschheit schon immer beschäftigt hat und weil dieser Traum hier in allen Facetten lebendig wird
Wer sich in der Eingangshalle der Juniors auf den Weg zum „stillen Örtchen“macht, der wird an dessen Tür (aus nachvollziehbaren Gründen nicht mehr leibhaftig, aber zumindest optisch) von Ikarus empfangen. Das war der Mann, dessen Übermut dazu führte, dass er der Sonne zu nahe kam. Woraufhin er mit großem Getöse
ins Meer stürzte und sich folgerichtig von dieser Welt verabschiedete. Obwohl Ikarus nichts anderes tat, als den wohlgemeinten Ratschlag seines Vaters Daidalos zu ignorieren, so steht er doch stellvertretend für den Traum vom Fliegen, der seit jeher in uns allen steckt. Und genau diese Wunschvorstellung und alles, was mit ihr zusammenhängt, lassen die Juniors im Großen wie im Kleinen an der Bundesstraße 327 immer wieder wach werden. Bestes Beispiel für die persönliche Hingabe: Mutter Astrid hat in den Wintermonaten sogar aus Lego-Steinen eine historische Concorde nachempfunden, die jetzt ihren Platz in der Ausstellung gefunden hat.
Weil dieses Museum der einzige Platz ist, der die Geschichte des privaten und militärischen Luftverkehrs mit einer Galerie wunderbarer historischer Automobile verbindet.
„Wir möchten kein zweites Museum, keine Ausstellung historischer Fahrzeuge
in einem Flugzeugmuseum installieren“, sagt Peter Junior über die in den Hallen historisch korrekt drapierten Automobile. „Aber wir möchten auch für etwas Abwechslung sorgen und den Besuchern einen Kick vermitteln, mit dem sie nicht gerechnet haben.“Letztendlich zeigen die Juniors dabei auch das zweite Gesicht ihrer Sammelleidenschaft: Vater, Mutter und Tochter haben „Benzin im Blut“und leben das dergestalt aus. „Es heißt zu Wasser, zu Land und in der Luft“, sagt Junior und fügt schelmisch grinsend hinzu: „Zu Wasser sind wir noch nicht. Aber man weiß ja nie…“
Weil man dort die einzige Möglichkeit bekommt, im weltweit imposantesten Flugzeug mit seiner tragischen Geschichte noch gemütlich einen Kaffee zu trinken
Es ist inzwischen auf den Tag 45 Jahre her, aber Peter Junior weiß es noch, als wenn es gestern gewesen wäre: „Der Rumpf der Concorde wurde
auf dem Gelände hinter der damals noch sehr jungen Ausstellung gebaut. Am Gründonnerstag 1979 kam die Firma Steil mit zwei Spezialkränen an und hat diesen Koloss auf seine jetzige Parkposition gehievt.“Bis der Innenausbau fertig war und der CaféBetrieb eröffnet werden konnte, hat es noch einmal gut drei Jahre gedauert. Die Geschichte des einzigartigen Überschallflugzeugs, das mit Mach 2 (doppelte Schallgeschwindigkeit) in drei Stunden von Paris Charles de Gaulle nach Newark (New York) flog, ist ebenso exzessiv wie tragisch. Letzteres im Blick auf das Unglück am 25. Juli 2000, als eine voll besetzte Concorde kurz nach dem Start vom Flughafen Paris-Charles de Gaulle abstürzte und die 109 Insassen sowie vier Menschen am Boden starben.
Bei den Juniors vereinen sich Geschichte und Gegenwart der Concorde in einzigartiger Koexistenz.
Weil die Flugausstellung in diesem Jahr in die zweite Hälfte ihres Jahrhunderts startet und sie auch in Zukunft immer wieder mit Überraschungen aufwarten wird
Dem ist nichts hinzuzufügen. Weil es beispiellos als Familienunternehmen ist: Über 100 Flugzeuge aus mehreren Jahrzehnten und den verschiedensten Epochen der Luftfahrtgeschichte. Aus vielen Ländern rund um den Globus. Aus allen politischen Systemen. Mit detaillierten und faszinierenden Einblicken in technische und optische Spektren, die Designer, Ingenieure, Motorenbauer, Visionäre, Helden der Lüfte, der Menschheit geschenkt haben. Es gibt (fast) nichts aus der Geschichte des Fliegens, das bei Peter, Astrid und Annaluisa nicht zum Leben erweckt wird. Und Stillstand wird auch in der zweiten Jahrhunderthälfte ein Fremdwort bleiben.