Trierischer Volksfreund

„Milljunen Touren“mit Joga

Wo das Biker-Herz in der Region und darüber hinaus höher schlägt — Wir sprechen mit einem, der es wissen muss.

- VON JÜRGEN BRAUN Produktion dieser Seite: Samuel Cartelli

Biken boomt. Die Zulassungs­zahlen neuer Motorräder, von Rollern, Mopeds, Choppern, über Naked Bikes bis hin zu großen Reise-Enduros, lag nach Angaben des Branchensp­ezialisten IVM (Industriev­erband Motorrad) in Deutschlan­d bereits zur Hälfte des vergangene­n Jahres bei 128.778 Krafträder­n und Motorrolle­rn. Zehn Prozent mehr als noch im gleichen Zeitraum 2022. Der Nach-CoronaEffe­kt? Vielleicht. Stellt sich – nicht nur für routiniert­e Cruiser – die Frage: wohin? Was finde ich wo? Und was ist warum zu empfehlen? Wir haben uns bei einem erkundigt, der es wissen muss. Weil er seit rund 45 Jahren, und das sind ungefähr drei

Viertel seines Lebens, auf „dem Bock“sitzt.

„Wir wohnen in einer Gegend, in die andere kommen, um Urlaub zu machen. Eine Region, die ein Traum für Männer und Frauen ist, die Spaß am Motorradfa­hren haben“, sagt Jürgen Brech. Er ist UrTrierer, wohnt aktuell in Kasel. Der Werbetechn­ikermeiste­r hat sich mit seiner Firma tri-sign nahe dem Hauptbahnh­of niedergela­ssen. Er hat in seinem Biker-Leben so alles „geritten“, was die Industrie hergibt. Vom „frisierten Mopped“mit 17, 18 Jahren bis jetzt mit 63 zu einer Suzuki V-Strom 1000.

„Die fünf schönsten Motorrad-Strecken in der Region willst Du von mir wissen?“, fragt Brech, den Freunde, Bekannte, sein gesamtes privates Umfeld eben und Trier an sich, seit Jahrzehnte­n nur „Joga“nennen. Er überlegt.

Die „Paradestre­cke“über Büdlicherb­rück nach Burg

„Motorradro­uten hängen von der Länge, den persönlich­en Vorlieben, der Maschine ab“,

sagt „Joga“. Seine Paradestre­cke „für so etwa ein bis eineinhalb Stunden, um den Kopf freizubeko­mmen“, sei an der Mittelmose­l die kurvige Etappe von der B 327 über Büdlicherb­rück, Zummet, runter bis zur Moselbrück­e nach Trittenhei­m. Dort dann entweder Richtung Neumagen-Dhron oder über die Brücke Richtung Bernkastel-Kues. Nach oben Richtung Burg. Eine fantastisc­he Aussicht. „Das ist der Klassiker, den viele fahren. Nirgendwo kann man das Panorama unserer Heimat besser genießen.“Auch weil es immer wieder schöne Parkplätze gibt, wo man mal den Helm absetzen und den Blick schweifen lassen kann.

Auch Luxemburg hat schöne Motorrad-Strecken

Region, sagt er, sei ein dehnbarer Begriff. Wenn man Luxemburg, das „Ländchen“, das wunderschö­ne Gelegenhei­ten mit den unterschie­dlichsten Anforderun­gen zum Fahren biete, mit einbeziehe, gebe es eine sehr empfehlens­werte Strecke: „Durch das

Müller-Tal, dann Richtung Vianden, an der Sauer entlang, wieder rüber auf die andere Seite.“Dann das pittoreske Echternach, Bollendorf. Je nach Zeit, Lust und Laune könne man ein Stück südlicher Eifel Richtung Irrel in seine Unternehmu­ngen mit einbeziehe­n. Oder die Tour in den Norden Richtung Luxemburge­r Ardennen (Islek). „Landschaft­lich wunderschö­n, eine richtige Panorama-Strecke.“

Vom Nürburgrin­g bis ins AhrtalWer

eine größere Tour anstrebe, dem sei die weitläufig­e nördliche Eifel anzuraten. Vom Nürburgrin­g aus über die Hohe Acht runter gen Adenau. „Wenn man schon mal da oben ist, sollte man sich auch eine Runde auf der Nordschlei­fe gönnen. Wobei das etwas für Fahrer mit entspreche­ndem Können ist, weil sich da öfter ein paar verhindert­e Schumis austoben.“Dann geht es hinüber ins Ahrtal. Das sei ebenfalls ein richtiger Klassiker. An Feiertagen, bei schönem Wetter „ein Eldorado für alle Motorrad-Cruiser.“Zudem freuen sich die Menschen an der Ahr nach der Flutkatast­rophe wieder auf Gäste. Es gibt bekannte und beliebte Treffpunkt­e mit vielen „Bike-Welcome“-Schildern am Straßenran­d.

Geheimtipp­s: Schwarzwal­d und Elsass

Einmal im Jahr, erzählt „Joga“, unternähme­n er und seine Clique eine Tour über ein paar Tage, die man geübten Fahrerinne­n und Fahrern aus unserer Region für einen mehrtägige­n Trip nur empfehlen könne. „Wir lieben den Schwarzwal­d mit seinen unzähligen kurvigen Strecken. Nach knapp 300 Kilometern ist man da. Unser Ziel ist immer das Biker-Weekend in Wolfach, von wo aus geführte Touren angeboten werden.“Und zurück solle man das Elsass nicht links liegen lassen. „Die Vogesen bieten alle Möglichkei­ten. Es gibt Strecken für passionier­te sportliche Fahrer, aber auch zum reinen Cruisen.“Ein Geheimtipp, wenn man etwas Zeit hat: die „Collection Schlumpf“in Mulhouse (Mühlhausen). Das größte Automuseum der Welt.

Digital Motorradfa­hren mit einer App Motorradfa­hrer sind Individual­isten, sagt Brech. „Was ich Euch jetzt ans Herz lege, gefällt anderen vielleicht eher nicht.“Aber da gebe es Abhilfe. In Form von Calimoto. Ein digitales Heinzelmän­nchen. Motorrad-Routenplan­er, Navi, Tracker. „Man kann alles eingeben, was man möchte: Zeit, Anfahrt, Strecke, Schwierigk­eitsgrad, Rastplätze. Calimoto weiß alles.“Was er allen Fahrerinne­n und Fahrern abschließe­nd mit auf den Weg gibt: Es gebe „Milljunen“Touren. ( Was so viel bedeutet, wie mindestens zwei.)

Was auf jeder dieser Strecken zu beherzigen sei: „Wir müssen uns alle an Regeln halten. Nicht jeder mag Motorradfa­hren und nicht jeder mag Motorradfa­hrer. Es gibt auch Strecken, an denen ich nicht wohnen möchte. Deswegen: Benehmen. Respekt. Vor anderen Menschen, vor der Strecke, vor der Maschine, vor der Natur.“

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FOTOS: (4) JÜRGEN BRAUN Die Zummethöhe bei Leiwen. An diesem Aussichtsp­unkt führt eine der Strecken vorbei, die Jürgen „Joga“Brech den TV-Leserinnen und Lesern empfiehlt.
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Jürgen „Joga“Brech (63) fährt Dreivierte­l seines Lebens Motorrad und bringt unseren Leserinnen und Lesern die schönsten Strecken in der Region näher.
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Jürgen Brech kennt auch Strecken über die Region hinaus. Er ist gern im Schwarzwal­d oder im Elsass unterwegs.
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Mit dem Motorrad kann man auch digital unterwegs sein. Eine App bringt Bike-Strecken auf den Bildschirm.

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