„Milljunen Touren“mit Joga
Wo das Biker-Herz in der Region und darüber hinaus höher schlägt — Wir sprechen mit einem, der es wissen muss.
Biken boomt. Die Zulassungszahlen neuer Motorräder, von Rollern, Mopeds, Choppern, über Naked Bikes bis hin zu großen Reise-Enduros, lag nach Angaben des Branchenspezialisten IVM (Industrieverband Motorrad) in Deutschland bereits zur Hälfte des vergangenen Jahres bei 128.778 Krafträdern und Motorrollern. Zehn Prozent mehr als noch im gleichen Zeitraum 2022. Der Nach-CoronaEffekt? Vielleicht. Stellt sich – nicht nur für routinierte Cruiser – die Frage: wohin? Was finde ich wo? Und was ist warum zu empfehlen? Wir haben uns bei einem erkundigt, der es wissen muss. Weil er seit rund 45 Jahren, und das sind ungefähr drei
Viertel seines Lebens, auf „dem Bock“sitzt.
„Wir wohnen in einer Gegend, in die andere kommen, um Urlaub zu machen. Eine Region, die ein Traum für Männer und Frauen ist, die Spaß am Motorradfahren haben“, sagt Jürgen Brech. Er ist UrTrierer, wohnt aktuell in Kasel. Der Werbetechnikermeister hat sich mit seiner Firma tri-sign nahe dem Hauptbahnhof niedergelassen. Er hat in seinem Biker-Leben so alles „geritten“, was die Industrie hergibt. Vom „frisierten Mopped“mit 17, 18 Jahren bis jetzt mit 63 zu einer Suzuki V-Strom 1000.
„Die fünf schönsten Motorrad-Strecken in der Region willst Du von mir wissen?“, fragt Brech, den Freunde, Bekannte, sein gesamtes privates Umfeld eben und Trier an sich, seit Jahrzehnten nur „Joga“nennen. Er überlegt.
Die „Paradestrecke“über Büdlicherbrück nach Burg
„Motorradrouten hängen von der Länge, den persönlichen Vorlieben, der Maschine ab“,
sagt „Joga“. Seine Paradestrecke „für so etwa ein bis eineinhalb Stunden, um den Kopf freizubekommen“, sei an der Mittelmosel die kurvige Etappe von der B 327 über Büdlicherbrück, Zummet, runter bis zur Moselbrücke nach Trittenheim. Dort dann entweder Richtung Neumagen-Dhron oder über die Brücke Richtung Bernkastel-Kues. Nach oben Richtung Burg. Eine fantastische Aussicht. „Das ist der Klassiker, den viele fahren. Nirgendwo kann man das Panorama unserer Heimat besser genießen.“Auch weil es immer wieder schöne Parkplätze gibt, wo man mal den Helm absetzen und den Blick schweifen lassen kann.
Auch Luxemburg hat schöne Motorrad-Strecken
Region, sagt er, sei ein dehnbarer Begriff. Wenn man Luxemburg, das „Ländchen“, das wunderschöne Gelegenheiten mit den unterschiedlichsten Anforderungen zum Fahren biete, mit einbeziehe, gebe es eine sehr empfehlenswerte Strecke: „Durch das
Müller-Tal, dann Richtung Vianden, an der Sauer entlang, wieder rüber auf die andere Seite.“Dann das pittoreske Echternach, Bollendorf. Je nach Zeit, Lust und Laune könne man ein Stück südlicher Eifel Richtung Irrel in seine Unternehmungen mit einbeziehen. Oder die Tour in den Norden Richtung Luxemburger Ardennen (Islek). „Landschaftlich wunderschön, eine richtige Panorama-Strecke.“
Vom Nürburgring bis ins AhrtalWer
eine größere Tour anstrebe, dem sei die weitläufige nördliche Eifel anzuraten. Vom Nürburgring aus über die Hohe Acht runter gen Adenau. „Wenn man schon mal da oben ist, sollte man sich auch eine Runde auf der Nordschleife gönnen. Wobei das etwas für Fahrer mit entsprechendem Können ist, weil sich da öfter ein paar verhinderte Schumis austoben.“Dann geht es hinüber ins Ahrtal. Das sei ebenfalls ein richtiger Klassiker. An Feiertagen, bei schönem Wetter „ein Eldorado für alle Motorrad-Cruiser.“Zudem freuen sich die Menschen an der Ahr nach der Flutkatastrophe wieder auf Gäste. Es gibt bekannte und beliebte Treffpunkte mit vielen „Bike-Welcome“-Schildern am Straßenrand.
Geheimtipps: Schwarzwald und Elsass
Einmal im Jahr, erzählt „Joga“, unternähmen er und seine Clique eine Tour über ein paar Tage, die man geübten Fahrerinnen und Fahrern aus unserer Region für einen mehrtägigen Trip nur empfehlen könne. „Wir lieben den Schwarzwald mit seinen unzähligen kurvigen Strecken. Nach knapp 300 Kilometern ist man da. Unser Ziel ist immer das Biker-Weekend in Wolfach, von wo aus geführte Touren angeboten werden.“Und zurück solle man das Elsass nicht links liegen lassen. „Die Vogesen bieten alle Möglichkeiten. Es gibt Strecken für passionierte sportliche Fahrer, aber auch zum reinen Cruisen.“Ein Geheimtipp, wenn man etwas Zeit hat: die „Collection Schlumpf“in Mulhouse (Mühlhausen). Das größte Automuseum der Welt.
Digital Motorradfahren mit einer App Motorradfahrer sind Individualisten, sagt Brech. „Was ich Euch jetzt ans Herz lege, gefällt anderen vielleicht eher nicht.“Aber da gebe es Abhilfe. In Form von Calimoto. Ein digitales Heinzelmännchen. Motorrad-Routenplaner, Navi, Tracker. „Man kann alles eingeben, was man möchte: Zeit, Anfahrt, Strecke, Schwierigkeitsgrad, Rastplätze. Calimoto weiß alles.“Was er allen Fahrerinnen und Fahrern abschließend mit auf den Weg gibt: Es gebe „Milljunen“Touren. ( Was so viel bedeutet, wie mindestens zwei.)
Was auf jeder dieser Strecken zu beherzigen sei: „Wir müssen uns alle an Regeln halten. Nicht jeder mag Motorradfahren und nicht jeder mag Motorradfahrer. Es gibt auch Strecken, an denen ich nicht wohnen möchte. Deswegen: Benehmen. Respekt. Vor anderen Menschen, vor der Strecke, vor der Maschine, vor der Natur.“