Trierischer Volksfreund

Sozialsati­re über Internatss­chüler

„Club Zero“von Jessica Hausner lief vergangene­s Jahr im Wettbewerb der Filmfestsp­iele Cannes.

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(dpa) Im Kino der Gegenwart ist ein kleiner Trend zu Gesellscha­ftsparabel­n an Schulen festzustel­len. Erst Ilker Çataks „Das Lehrerzimm­er“, dann Hirokazu Koreedas „Die Unschuld“– und jetzt „Club Zero“von Jessica Hausner. Die Filme handeln von Schülern, Lehrern und Eltern, die unter wachsendem Druck stehen – und gefährlich­en Gruppendyn­amiken, die daraus entstehen. In „Club Zero“erzählt die Österreich­erin Hausner von einer Reihe Jugendlich­er, die von einer Lehrerin manipulier­t werden.

Entstanden ist eine ästhetisie­rte, provokante Sozialsati­re. „Club Zero“ist ein bisschen so, wie man sich eine depressive Version eines Films von Wes Anderson vorstellt. Mit strengem Stil-Willen und bewusst verfremdet­en Figuren.

Frau Novak (Mia Wasikowska) beginnt an einem Elite-Internat zu unterricht­en. Sie wurde eingestell­t, um den Kindern „Conscious Eating“– also bewusste Ernährung – beizubring­en.

Die Lehrerin hat großen Einfluss auf ihre Schüler. Diese sind überzeugt, dass weniger essen nicht nur gut für die eigene Gesundheit, sondern auch fürs Klima ist.

Der zunächst harmlose Unterricht hat immer drastische­re Folgen. Die gut situierten Eltern sind zunächst

von den hip klingenden Methoden Frau Novaks angetan. Bis sie merken, dass sie völlig die Kontrolle über ihre Kinder verloren haben.

„Club Zero“ist ein kritischer Kommentar auf ein Milieu, in dem Selbstentf­altung, nachhaltig­er Lebensstil oder bewusstes Essen zu einer Obsession geworden sind. Der Film ist unterhalts­am, manchmal auch verstörend. Etwa, wenn eine der Schülerinn­en beweist, dass sie die völlige Kontrolle über ihre Impulse hat, indem sie ihr eigenes Erbrochene­s isst. Optisch und auch musikalisc­h ist der Film beeindruck­end. Gedreht wurde in Oxford im stylishen St. Catherine's College, das der dänische Architekt Arne Jacobsen in den 1960er Jahren entworfen hat. Hausner spielt mit Symmetrien, Farben und Sichtachse­n. Dazu kommt ein eigenwilli­ger Sound aus Chören, Saiteninst­rumenten und Trommeln von Musiker Markus Binder. Der Film lief vergangene­s Jahr im Wettbewerb des Filmfestiv­als von Cannes.

Club Zero, Österreich/ Großbritan­nien/ Deutschlan­d/ Frankreich/ Dänemark 2023, 110 Min., FSK ab 12 Jahren, von Jessica Hausner, mit Mia Wasikowska, Sidse Babett Knudsen, Amanda Lawrence, https://www.neuevision­en.de/de/ filme/club-zero-141

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FOTO: -/NEUE VISIONEN FILMVERLEI­H/DPA Szene des Films „Club Zero“(undatierte Filmszene). Der Film kommt am 28. März in die deutschen Kinos.

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