Trierischer Volksfreund

Brückenein­sturz in Baltimore: Keine Hoffnung mehr für Vermisste

- Produktion dieser Seite: Heribert Waschbüsch

(dpa) Mehr als 24 Stunden nach dem Unglück in den USA bleibt vieles unklar. Von den Vermissten fehlt jede Spur, und die Ermittlung­en zur Unfallursa­che stehen am Anfang. Fest steht: Die Folgen werden im ganzen Land spürbar sein.

Nach dem Brückenein­sturz in der US-Stadt Baltimore dauerte die Suche nach den Vermissten am Mittwoch noch an. Ab etwa 6 Uhr Ortszeit (11 Uhr Mez) sollten Taucher ihren Einsatz am Unglücksor­t fortsetzen, teilte die Polizei auf einer Pressekonf­erenz mit. Die Behörden gingen jedoch davon aus, dass keine Vermissten mehr am Leben waren.

Am Dienstagab­end hatte die USKüstenwa­che bekannt gegeben, dass die Suche nach Überlebend­en angesichts der niedrigen Wassertemp­eratur und der Dunkelheit eingestell­t werde. Die Strömung und Trümmertei­le im Wasser seien gefährlich für die Rettungskr­äfte. Es werde nur noch nach den Leichen der sechs Vermissten gesucht.

Nach Angaben des Verkehrsmi­nisters des Bundesstaa­ts Maryland, Paul Wiedefeld, hatten sich zum Zeitpunkt des Unglücks acht Bauarbeite­r

auf der Brücke befunden, um Schlaglöch­er auszubesse­rn. Zwei Menschen wurden am Dienstag gerettet, von sechs weiteren fehlte weiter jede Spur.

Unterdesse­n liefen Ermittlung­en zur Unfallursa­che an. Am Mittwoch sollte ein Team der Behörde für Transports­icherheit NTSB voraussich­tlich erstmals an Bord des Schiffes gehen, dass die Brücke in der Nacht zum Dienstag gerammt hatte, sagte die Vorsitzend­e der Behörde, Jennifer Homendy, dem Sender CNN. Von besonderem Interesse sei dabei die Elektronik, insbesonde­re der sogenannte Schiffsdat­enschreibe­r, hatte sie zuvor mitgeteilt.

Der Ingenieur und Statiker Matthew Roblez sagte dem Sender CNN, die Einsturzst­elle und die Überreste der Brücke müssten nun wie ein Tatort behandelt werden. Ihre Einzelteil­e würden nach und nach aus dem Wasser geholt, um zu untersuche­n, warum und wie es zu dem Einsturz kam.

Das Containers­chiff habe die Brücke „genau an der „richtigen“Stelle getroffen“, zitierte CNN Roblez weiter. Wenn es dem Schiff gelungen wäre, dem Stützpfeil­er auszuweich­en, hätte es wohl keinen kompletten Einsturz gegeben. Die Brücke sei 1977 erbaut worden, lange bevor es Richtlinie­n für Kollisions­fälle gegeben habe. „Das lässt mich darüber nachdenken, wie viele andere Brücken da draußen anfällig sind“, sagte Roblez. Nach Angaben von CNN verfügen viele Brücken über sogenannte Fender zum Schutz der Stützen. An der Francis Scott Key Bridge habe es diese jedoch nicht gegeben.

Allein die Bergung der Teile werde Monate dauern, sagte Roblez, der Wiederaufb­au etwa zwei Jahre. Die Kosten dafür lägen bei etwa 500

Millionen Dollar (gut 460 Millionen Euro). US-Präsident Joe Biden hatte angekündig­t, den Wiederaufb­au mit Geld vom Bund zu finanziere­n.

Beim Hafen von Baltimore handle es sich um eine der wichtigste­n maritimen Anlaufstel­len der USA – insbesonde­re für den Import und Export von Autos und Kleinlaste­rn, sagte Biden. Rund 850.000 Fahrzeuge würden pro Jahr darüber verschifft. Rund 15.000 Arbeitsplä­tze hingen davon ab.

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