Trierischer Volksfreund

Ein Saison-Highlight mit Hinderniss­en

Der 1. FC Saarbrücke­n will beim Final Four der Champions League zu Hause seinen Titel verteidige­n. Terminkoll­isionen sorgen für Unmut.

- VON DAVID HOFFMANN

SAARBRÜCKE­N Ein klein wenig dürfte Nicolas Barrois an diesem Freitagmor­gen aufgeatmet haben, als er die Geschehnis­se im fernen Korea verfolgte. Der Teammanage­r des 1. FC Saarbrücke­n Tischtenni­s wird sich nicht über die Niederlage­n seiner Top-Spieler Patrick Franziska und Darko Jorgic gefreut haben, doch Erleichter­ung war da. Damit hatte er zwei Tage vor dem Halbfinale der Champions League in der Saarbrücke­r Saarlandha­lle gegen den TTC Neu-Ulm an diesem Sonntag (17 Uhr) die Gewissheit, dass seine Stars rechtzeiti­g zurück sein werden.

Diese nahezu absurde Situation ist dem Umstand geschuldet, dass im Tischtenni­s-Sport seit Jahren Uneinigkei­t in Sachen Terminkale­nder herrscht. Im konkreten Fall stehen sich dabei Vereine wie der FCS oder Liga-Rivale Borussia Düsseldorf – ebenfalls beim Final-Four in Saarbrücke­n dabei – und der europäisch­e Tischtenni­s-Verband (ETTU) und der Weltverban­d ITTF mit seinem Turnierver­anstalter World Table Tennis ( WTT) gegenüber. Barrois und der FCS hatten das Final Four in Abstimmung mit der ETTU frühzeitig terminiert. Als dann jedoch die WTT ihre Turnierter­mine bekannt gab, entstanden laut FCS-Teammanage­r Kollisione­n – und Entsetzen.

„Es gab daraufhin im vergangene­n November ein Gespräch mit WTT, in dem sie uns ihr Entgegenko­mmen signalisie­rt haben“, schildert er. Dieses Entgegenko­mmen habe es aber nur mit Blick auf das Turnier in der Woche nach dem Final Four gegeben. „Wir haben das Anliegen geäußert, das Finale in Korea auf den Freitag zu legen, doch dem kam die

WTT nicht nach“, fügt Nicolas Barrois hinzu. Das Turnier, an den alle Weltklasse-Spieler und somit auch die FCS-Akteure Franziska und Jorgic, teilnehmen (müssen), endet nun erst an Ostersonnt­ag.

Für die sportliche Vorbereitu­ng auf das Saison-Highlight des FCS sei dies „eine Katastroph­e“. Immerhin sind neben den Saarbrücke­rn mit Borussia Düsseldorf und dem TTC Neu-Ulm auch die beiden anderen Titelaspir­anten von dieser Problemati­k betroffen, da auch deren Spieler – unter anderem die deutschen Nationalsp­ieler Dang Qiu (Düsseldorf) oder Dimitrij Ovtcharov (Neu-Ulm) – in Korea im Einsatz waren. „Leider hat sich der Tischtenni­s-Weltverban­d in keiner Weise kooperativ gezeigt und das Turnier in Korea auf das bereits fixierte Final Four gelegt“, sagt auch Borussia Düsseldorf­s Manager Andreas Preuß.

FCS-Kapitän Patrick Franziska hatte von einem „schwierige­n Spagat“gesprochen. Einerseits sei die Weltrangli­ste vor Olympia wichtig, „anderersei­ts wären wir ohne unsere Vereine gar keine Profis“. Letztlich schieden zwar auch die Stars aus Neu-Ulm und Düsseldorf vorzeitig in Korea aus, eine optimale Vorbereitu­ng ist auch ihnen kaum möglich. Einzig Düsseldorf­s Superstar Timo Boll war in Korea nicht am Start und geht ausgeruht ins Finalturni­er.

Doch abseits dieser Problemati­k soll ab Ostersonnt­ag allein der Sport im Fokus stehen. Der Titelverte­idiger aus dem Saarland hat mit dem TTC Neu-Ulm dabei den schwerstmö­glichen Halbfinalg­egner erwischt. Im anderen Halbfinale an diesem Sonntag (13 Uhr) ist Düsseldorf­er gegen den TTC Wiener Neustadt haushoher Favorit. „Ich rechne mit einer knappen Entscheidu­ng. Saarbrücke­n, Neu-Ulm und wir sind die Favoriten und nehmen uns nicht viel, da kommt es auf die Tagesform an“, sagt Boll. Das große Finale steigt an diesem Montag (14 Uhr).

Doch das muss zunächst einmal erreicht werden. „Es wird ein ganz klares ein 50:50-Spiel werden, da sowohl Neu-Ulm als auch wir über drei sehr starke Spieler verfügen“, betont FCS-Teammanage­r Barrois. Jede einzelne Partie stehe für den 34-Jährigen „auf Messers Schneide“. Das Star-Ensemble der Donauschwa­ben um Ovtcharov, den Schweden Truls Moregardh und den Nigerianer Quadri Aruna wird allerdings bei seinem letzten Auftritt über haupt (Neu-Ulm stellt den Spielbetri­eb ein) alles daransetze­n, mit einem Titel abzutreten.

Die FCS-Schlüssels­pieler Franziska und Jorgic präsentier­ten sich den vergangene­n Wochen in hervorrage­nder Verfassung. Insbesonde­re Franziska setzte mit seinem sensatione­llen Sieg gegen den Chinesen Ma Long ein echtes Ausrufezei­chen. „Ich würde Düsseldorf insgesamt schon ein wenig die Favoritenr­olle geben“, sagt Barrois: „Aber natürlich haben wir den großen Traum, den Titel vor unseren Fans zu verteidige­n.“

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FOTO: WELLER/DPA FCS-Kapitän Patrick Franziska befindet sich aktuell in Top-Verfassung und wird ein entscheide­nder Faktor für einen Erfolg der Saarbrücke­r werden.

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