Ein Saison-Highlight mit Hindernissen
Der 1. FC Saarbrücken will beim Final Four der Champions League zu Hause seinen Titel verteidigen. Terminkollisionen sorgen für Unmut.
SAARBRÜCKEN Ein klein wenig dürfte Nicolas Barrois an diesem Freitagmorgen aufgeatmet haben, als er die Geschehnisse im fernen Korea verfolgte. Der Teammanager des 1. FC Saarbrücken Tischtennis wird sich nicht über die Niederlagen seiner Top-Spieler Patrick Franziska und Darko Jorgic gefreut haben, doch Erleichterung war da. Damit hatte er zwei Tage vor dem Halbfinale der Champions League in der Saarbrücker Saarlandhalle gegen den TTC Neu-Ulm an diesem Sonntag (17 Uhr) die Gewissheit, dass seine Stars rechtzeitig zurück sein werden.
Diese nahezu absurde Situation ist dem Umstand geschuldet, dass im Tischtennis-Sport seit Jahren Uneinigkeit in Sachen Terminkalender herrscht. Im konkreten Fall stehen sich dabei Vereine wie der FCS oder Liga-Rivale Borussia Düsseldorf – ebenfalls beim Final-Four in Saarbrücken dabei – und der europäische Tischtennis-Verband (ETTU) und der Weltverband ITTF mit seinem Turnierveranstalter World Table Tennis ( WTT) gegenüber. Barrois und der FCS hatten das Final Four in Abstimmung mit der ETTU frühzeitig terminiert. Als dann jedoch die WTT ihre Turniertermine bekannt gab, entstanden laut FCS-Teammanager Kollisionen – und Entsetzen.
„Es gab daraufhin im vergangenen November ein Gespräch mit WTT, in dem sie uns ihr Entgegenkommen signalisiert haben“, schildert er. Dieses Entgegenkommen habe es aber nur mit Blick auf das Turnier in der Woche nach dem Final Four gegeben. „Wir haben das Anliegen geäußert, das Finale in Korea auf den Freitag zu legen, doch dem kam die
WTT nicht nach“, fügt Nicolas Barrois hinzu. Das Turnier, an den alle Weltklasse-Spieler und somit auch die FCS-Akteure Franziska und Jorgic, teilnehmen (müssen), endet nun erst an Ostersonntag.
Für die sportliche Vorbereitung auf das Saison-Highlight des FCS sei dies „eine Katastrophe“. Immerhin sind neben den Saarbrückern mit Borussia Düsseldorf und dem TTC Neu-Ulm auch die beiden anderen Titelaspiranten von dieser Problematik betroffen, da auch deren Spieler – unter anderem die deutschen Nationalspieler Dang Qiu (Düsseldorf) oder Dimitrij Ovtcharov (Neu-Ulm) – in Korea im Einsatz waren. „Leider hat sich der Tischtennis-Weltverband in keiner Weise kooperativ gezeigt und das Turnier in Korea auf das bereits fixierte Final Four gelegt“, sagt auch Borussia Düsseldorfs Manager Andreas Preuß.
FCS-Kapitän Patrick Franziska hatte von einem „schwierigen Spagat“gesprochen. Einerseits sei die Weltrangliste vor Olympia wichtig, „andererseits wären wir ohne unsere Vereine gar keine Profis“. Letztlich schieden zwar auch die Stars aus Neu-Ulm und Düsseldorf vorzeitig in Korea aus, eine optimale Vorbereitung ist auch ihnen kaum möglich. Einzig Düsseldorfs Superstar Timo Boll war in Korea nicht am Start und geht ausgeruht ins Finalturnier.
Doch abseits dieser Problematik soll ab Ostersonntag allein der Sport im Fokus stehen. Der Titelverteidiger aus dem Saarland hat mit dem TTC Neu-Ulm dabei den schwerstmöglichen Halbfinalgegner erwischt. Im anderen Halbfinale an diesem Sonntag (13 Uhr) ist Düsseldorfer gegen den TTC Wiener Neustadt haushoher Favorit. „Ich rechne mit einer knappen Entscheidung. Saarbrücken, Neu-Ulm und wir sind die Favoriten und nehmen uns nicht viel, da kommt es auf die Tagesform an“, sagt Boll. Das große Finale steigt an diesem Montag (14 Uhr).
Doch das muss zunächst einmal erreicht werden. „Es wird ein ganz klares ein 50:50-Spiel werden, da sowohl Neu-Ulm als auch wir über drei sehr starke Spieler verfügen“, betont FCS-Teammanager Barrois. Jede einzelne Partie stehe für den 34-Jährigen „auf Messers Schneide“. Das Star-Ensemble der Donauschwaben um Ovtcharov, den Schweden Truls Moregardh und den Nigerianer Quadri Aruna wird allerdings bei seinem letzten Auftritt über haupt (Neu-Ulm stellt den Spielbetrieb ein) alles daransetzen, mit einem Titel abzutreten.
Die FCS-Schlüsselspieler Franziska und Jorgic präsentierten sich den vergangenen Wochen in hervorragender Verfassung. Insbesondere Franziska setzte mit seinem sensationellen Sieg gegen den Chinesen Ma Long ein echtes Ausrufezeichen. „Ich würde Düsseldorf insgesamt schon ein wenig die Favoritenrolle geben“, sagt Barrois: „Aber natürlich haben wir den großen Traum, den Titel vor unseren Fans zu verteidigen.“