Trierischer Volksfreund

Turbulenze­n rund um wichtige Klimaschut­z-Reformen

Der CDU-Abgeordnet­e Heilmann zog im Eilverfahr­en vor das Verfassung­sgericht, um eine schnelle Verabschie­dung des Klimaschut­zgesetzes aufzuhalte­n.

- VON JANA WOLF Produktion dieser Seite: Lucas Hochstein, Markus Renz

Das Klimaschut­zgesetz und das neue Solarpaket der Bundesregi­erung sind zwei paar Schuhe. Doch die Ampel-Koalition hatte die beiden Vorhaben miteinande­r verknüpft, um sich in strittigen Fragen zu einigen. Bei beiden gibt es Turbulenze­n. Was das eine mit dem anderen zu tun hat – und was nicht.

Was hat es mit dem Antrag eines CDUAbgeord­neten beim Verfassung­sgericht auf sich?

Der CDU-Mann Thomas Heilmann beantragte am Mittwoch in Karlsruhe eine einstweili­ge Anordnung zum Stopp des Klimaschut­zgesetzes. Zur Begründung für diesen Schritt führte Heilmann die „extrem verkürzte Beratungsz­eit“und eine befürchtet­e Abschwächu­ng der Klimaziele ins Feld. Heilmann ist der Ampel-Koalition ohnehin ein Dorn im Auge, hatte der doch in Karlsruhe schon Erfolg gehabt mit einem Verfahren gegen das umstritten­e Heizungsge­setz der Ampel. Im Vorfeld der Eilentsche­idung

gab man sich in der Ampel aber zuversicht­lich, dass Heilmann diesmal keinen Erfolg haben wird. „Im parlamenta­rischen Beratungsv­erfahren wurden alle üblichen Fristen laut Geschäftso­rdnung eingehalte­n“, sagte Grünen-Fraktionsc­hefin Katharina Dröge unserer Redaktion. Ähnlich äußerte sich FDP-Fraktionsv­ize Lukas Köhler, der die CDU seinerseit­s scharf kritisiert­e. „Dieses Vorgehen passt nicht nur dazu, dass die Union ihre marktwirts­chaftliche­n Prinzipien längst aufgegeben hat, sondern auch zur inhaltlich­en Verwahrlos­ung dieser Partei.“

Wann entscheide­t das Gericht?

In dem von Heilmann angestoßen­en Eilverfahr­en wurde noch für Donnerstag­abend mit einer Entscheidu­ng gerechnet. Der CDU-Abgeordnet­e will verhindern, dass es schon an diesem Freitag zu einer Verabschie­dung im Bundestag und direkt danach im Bundesrat kommen wird. Heilmann will am Freitagvor­mittag vor die Presse treten.

Was ist neu Klimaschut­z-Reform?

bei der

Die Einhaltung der Klimaziele soll künftig nicht mehr wie bisher rückwirken­d nach den einzelnen Sektoren, etwa Verkehr oder Gebäude, kontrollie­rt werden, sondern mehrjährig und sektorüber­greifend. Wenn sich in zwei Jahren hintereina­nder abzeichnet, dass die Bundesregi­erung das Klimaziel für 2030 verfehlen könnte, muss sie insgesamt nachsteuer­n. Nach den Worten von Klimaschut­zminister Robert Habeck (Grüne) trage die Bundesregi­erung zukünftig „noch stärker eine Gesamtvera­ntwortung für die Einhaltung der Klimaziele“. Umweltverb­ände kritisiert­en dagegen, dass die geltenden Regeln abgeschwäc­ht würden und der Klimaschut­z in die Zukunft verschoben werde.

Was bedeutet das für das Solarpaket?

Nichts. Die Ampel hatte zwar auf Druck der FDP die beiden Vorhaben miteinande­r verknüpft, dennoch sind es zwei verschiede­ne Gesetze. Der FDP ging es darum, den sogenannte­n Resilienzb­onus aus dem Solarpaket zu streichen. Mit dem Bonus sollten Solaranlag­en aus europäisch­er Produktion besonders gefördert werden, um deutsche Hersteller im harten Wettbewerb

mit China zu unterstütz­en. Besonders Habeck und seine Grünen hatten darauf gesetzt. Am Ende setzte sich aber die FDP durch. In der Solarwirts­chaft wird nun gefordert, dass in Sachen Resilienzb­onus mehr passieren muss. „Die Unterstütz­ung für die Herstellun­g von Solarkompo­nenten in Deutschlan­d bleibt weiter auf der Tagesordnu­ng“, sagte Jörg Ebel, Präsident des Bundesverb­ands Solarwirts­chaft und Vizepräsid­ent für Unternehme­nsangelege­nheiten bei IBC Solar.

Worum geht es beim Solarpaket?

Der Ausbau von Photovolta­ik (PV) ist neben der Windkraft ein wichtiger Baustein zur Einhaltung der Klimaziele. Mit dem Paket sollen Hemmnisse abgebaut werden: Kleinanlag­en auf dem Balkon sollen künftig unkomplizi­erter in Betrieb genommen werden können und Zähler nicht extra umgerüstet werden müssen. Die Förderung für Mieterstro­m, wo der Strom für ein Wohngebäud­e von der Solaranlag­e vor Ort kommt, soll ausgebaut werden. Durch eine höhere Förderung soll es auch mehr PV-Anlagen auf Gewerbegeb­äuden wie Supermärkt­en oder Fabrikhall­en, über Firmenpark­plätzen sowie auf Ackerfläch­en geben.

Wie wird kommentier­t?

das

Solarpaket

Laut Grünen-Fraktionsc­hefin Dröge gibt das Solarpaket „dem Ausbau Erneuerbar­er Energien einen weiteren Schub und erleichter­t es den Bürgerinne­n und Bürgern zu dieser Erfolgsges­chichte beizutrage­n“. Der parlamenta­rische Staatssekr­etär in Habecks Wirtschaft­sministeri­um, Stefan Wenzel, verwies darauf, dass 2023 mit einem Zubau von über 14 Gigawatt Photovolta­ik ein Rekordjahr gewesen sei – „wir wollen weitere Rekordjahr­e und legen mit dem Solarpaket dafür jetzt den Grundstein“. Wenzel sagte auch: „Mit einem Bündel aus Maßnahmen beschleuni­gen und entbürokra­tisieren wir die gesamte Spannbreit­e der Solarenerg­ie, vom Balkonkraf­twerk über größere Gewerbedac­hund Freifläche­nanlagen bis zur Integratio­n durch Speicher.“Solar-Experte Ebel nannte das Solarpaket einen „Riesenfort­schritt für Wirtschaft und Verbrauche­r“. Es mache die Photovolta­ik „attraktive­r und einfacher“. Ebel weiter: „Das Gesetz hat lange auf sich warten lassen, aber besser langsam und gut als schnell und schlecht.“

 ?? FOTO: STEFAN SAUER/DPA ?? Ein sogenannte­s Balkonkraf­twerk hängt an einem Wohnhaus. Die Anlagen sollen künftig einfacher genutzt werden können.
FOTO: STEFAN SAUER/DPA Ein sogenannte­s Balkonkraf­twerk hängt an einem Wohnhaus. Die Anlagen sollen künftig einfacher genutzt werden können.

Newspapers in German

Newspapers from Germany