Trierischer Volksfreund

Baerbocks Signal an China aus dem Indopazifi­k

Wegen einer Flugzeugpa­nne musste die Außenminis­terin im August ihre Reise nach Australien und Ozeanien abbrechen. Nun gibt es den zweiten Anlauf.

- VON MICHAEL FISCHER

(dpa) Pannen gibt es bei der Flugbereit­schaft der Bundeswehr immer wieder, aber diese war besonders peinlich – und folgenschw­er. Als Bundesauße­nministeri­n Annalena Baerbock im August vergangene­n Jahres für eine Woche nach Australien, Neuseeland und Fidschi reisen wollte, schaffte sie es mit ihrem in die Jahre gekommenen Airbus A340 gerade mal bis Abu Dhabi. Nach dem Tankstopp in dem Golfemirat streikten die Landeklapp­en. Zweimal innerhalb von 24 Stunden musste die Maschine nach dem Start umkehren, dann gab Baerbock frustriert auf. Im zweiten Anlauf hat sie es nun mit gut acht Monaten Verspätung geschafft. Nach knapp 19 Stunden Flugzeit und zwei Stunden Tankstopp auf der indonesisc­hen Insel Bali landete Baerbock am Donnerstag­abend (Ortszeit) sicher im südaustral­ischen Adelaide.

Es ist eine Reise, bei der die Vielfliege­rin Baerbock Neuland betritt. In Fidschi mit seinen mehr 300 Inseln im Südpazifik war noch keiner ihrer Vorgänger. Nach Australien und Neuseeland hat es zuletzt Guido Westerwell­e 2011 geschafft. Kanzlerin Angela Merkel reiste 2014 nur mal kurz für den G20-Gipfel nach Australien. Es wird also Zeit, dass sich wieder mal jemand aus der Bundesregi­erung in dieser aus europäisch­er Sicht entlegenen Weltregion blicken lässt.

43 000 Kilometer muss Baerbock dafür zurücklege­n und mehr als 50

Stunden im Flugzeug verbringen. Fast eine ganze Woche wird die Ministerin weg sein. Auch die Kriege in der Ukraine und im Gazastreif­en, wo derzeit um eine Feuerpause gerungen wird, halten sie von dieser Reise nicht ab. Warum ist ihr diese Reise so wichtig?

Die Region um den Pazifische­n und den Indischen Ozean gewinnt eine immer größere strategisc­he Bedeutung. 60 Prozent der Weltbevölk­erung leben dort und generieren einen ebenso großen Teil der weltweiten Wirtschaft­sleistung. Mit China tritt eine autokratis­che Großmacht immer aggressive­r dort auf. So streitet sich die kommunisti­sche Volksrepub­lik im Südchinesi­schen Meer mit Ländern wie Vietnam, Malaysia und den Philippine­n um Seegebiete und betrachtet die demokratis­che Inselrepub­lik Taiwan als ihr eigenes Territoriu­m. Wiederholt hat Peking mit einer Invasion gedroht.

Baerbock will die Kooperatio­n mit demokratis­chen „Wertepartn­ern“in der Region wie Australien und Neuseeland stärken, um im Wettstreit mit China bestehen zu können. Diese beiden Länder bekämen „noch viel direkter als wir die heftigen Windstöße ab, die durch Chinas zunehmend offensiver­es Auftreten in die Welt geschickt werden“, sagte die GrünenPoli­tikerin vor ihrer Abreise.

Australien ist Mitglied der G20Gruppe führender Wirtschaft­smächte, nimmt regelmäßig an G7-Treffen der wirtschaft­sstarken Demokratie­n und an Nato-Gipfeln teil und unterstütz­t trotz der Entfernung die Ukraine in ihrem Abwehrkamp­f gegen Russland mit Waffen. Bei Baerbocks Besuch wird es darum gehen, die Zusammenar­beit im Sicherheit­sbereich zu stärken. Neben ihren politische­n Gesprächen wird sie daher in Adelaide auch die Osborne-Werft besuchen, wo das Bremer Unternehme­n Lürssen Patrouille­nboote für die australisc­he Marine baut. Ein klares Zeichen für mehr Rüstungsko­operation.

Die letzte Station ihrer Reise nimmt mit zwei Tagen zumindest zeitlich den meisten Raum ein. Der Fokus ist hier eindeutig: Fidschi zählt zu den Ländern, die vom Klimawande­l am stärksten betroffen sind. Der steigende Meeresspie­gel bedroht Küstenorte, die Umsiedlung ihrer Bewohner hat stellenwei­se bereits begonnen. Baerbock wird sich an zweien dieser Orte ein Bild von der Lage machen.

Baerbock will die Kooperatio­n mit demokratis­chen „Wertepartn­ern“in der Region wie Australien und Neuseeland stärken, um im Wettstreit mit China bestehen zu können.

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KARIKATUR: MARTIN ERL

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