Trierischer Volksfreund

Regierung will Suiziden angesichts hoher Zahlen besser vorbeugen

- VON CHRISTOPH ARENS UND CHRISTOPH SCHOLZ Produktion dieser Seite: Lucas Hochstein, Vincent Bauer

(kna) Mit einer nationalen Strategie zur Suizidvorb­eugung will Bundesgesu­ndheitsmin­ister Karl Lauterbach (SPD) Hilfsangeb­ote ausbauen und die Zahl der Selbsttötu­ngen senken. Er wolle das „gesellscha­ftliche Tabu von Tod und Suizid überwinden“, betonte der Minister am Donnerstag in Berlin. Er kommt damit auch einer Forderung des Bundestags nach.

Lauterbach will die Beratungsu­nd Kooperatio­nsangebote bundesweit koordinier­en und eine zentrale deutschlan­dweite Krisendien­st-Notrufnumm­er – etwa die 113 – einführen. Fachkräfte im Gesundheit­swesen und der Pflege sollen besonders geschult werden. Auch die Forschung zu Suizidvers­uchen und Suiziden will der Minister ausbauen. Darüber hinaus plädierte er für „methodenbe­grenzende Maßnahmen“; gemeint sind damit Zugangsbes­chränkunge­n zu Mitteln und Orten für einen Suizidvers­uch. Dazu gehören Gleisanlag­en, Brücken und Hochhäuser.

Lauterbach erklärte, das Schicksal der Betroffene­n, der Angehörige­n und Hilfskräft­e dürfe der Gesellscha­ft nicht egal sein. Jährlich nehmen sich in Deutschlan­d mehr als 9000 Menschen das Leben; das sind mehr Tote als durch Verkehrsun­fälle, Mord und Totschlag, illegale Drogen und Aids zusammen. 2022 war diese Zahl erstmals wieder auf über 10 000 Suizide geklettert. Mehr als 100 000 Menschen pro Jahr versuchen, sich das Leben zu nehmen.

Die Vorstandsv­orsitzende der Deutschen Gesellscha­ft für Suizidpräv­ention (DGS), Ute Lewitzka, forderte vom Gesetzgebe­r, die Prävention­sangebote sicher zu finanziere­n. Viele Projekte seien nur eine begrenzte Zeit lang abgesicher­t. Zugleich verlangte sie, die Suizidpräv­ention vor der Suizidassi­stenz rechtlich zu regeln. Nach ihrer Einschätzu­ng kann eine gute Prävention die Zahl der Suizide „substanzie­ll“senken.

Die Ursachen für Suizide sind nach ihren Worten sehr verschiede­n. Sie nannte etwa „affektive Störungen“wie Depression­en oder Psychosen, aber auch Kränkungen oder Einsamkeit. Zudem gebe es bei jungen Menschen „Adoleszenz­krisen“. Deshalb müssten Risikogrup­pen gesondert angesproch­en werden. Mit rund 75 Prozent seien Männer am stärksten gefährdet.

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