Einmalig: Elektro-Azubis tauschen Betriebe
Bundesweit einmalig: Eifeler Elektro-Azubis haben ab dem Sommer die Chance, mit Kollegen aus der Elektro-Innung Frankfurt/Main zeitweilig die Lehrstelle zu tauschen. Der Sinn dahinter: Fürs Handwerk trommeln und einen größeren Einblick bekommen.
Not macht erfinderisch – und neue Wege möglich: So hat die Elektro-Innung Westeifel mit den rund 70 Azubis ihres Gewerks aus dem Eifelkreis Bitburg-Prüm und dem Vulkaneifelkreis als erste Innung überhaupt deutschlandweit gemeinsam mit der Partner-Innung aus Frankfurt/ Main ein neues Projekt gestartet. Azubi-Tausch!
Und so geht das: Wenn nach dem ersten Teil der Gesellenprüfungen in den kommenden Wochen klar ist, welches Ergebnis die Teilnehmer erzielt haben, können bis zu acht Lehrlinge mit mindestens 60
Prozent des Prüfergebnisses an dem ersten Austausch teilnehmen. Übernimmt der Ausbildungsbetrieb die Kosten des Austauschs und ist der Azubi dazu bereit, kann er im August für zwei Wochen in einen Frankfurter Innungsbetrieb wechseln, ehe nach zwei Wochen Pause ein Frankfurter Pendant in die Eifel zum Austauschbetrieb kommt.
Der Gedanke dahinter ist einfach: „Unser Beruf hat sich in den vergangenen Jahren immer vielfältiger weiterentwickelt. In unserer Branche ist der technologische Fortschritt so rasant, dass ein einzelner Betrieb die Bandbreite unseres Gewerks gar nicht allein abdecken kann“, sagt der Hillesheimer Elektro-Obermeister Rainer Schmitz. So gibt es bereits seit zwei Jahren spezielle Fachschulungen der Elektro-Innung Westeifel für die Kolleginnen und Kollegen.
Der 47-Jährige weiß, wovon er spricht: Installationen, Sicherheitstechnik, erneuerbare Energien wie Photovoltaik, E-Mobilität, Antriebstechnik – all das umfasst mittlerweile das Berufsbild. Der Elektriker war gestern, der Elektroniker in mehreren Fachrichtungen ist die Welt von heute und morgen. „Wir wollen, dass die jungen Leute über den Tellerrand blicken, in andere Betriebe gehen und sehen, dass auch dort nur mit Wasser gekocht wird“, sagt Schmitz. Und dass das deutschlandweit erstmalig aus der Eifel heraus gestartet wird, das macht ihn durchaus stolz.
Gleichzeitig weiß Schmitz, dass der Kampf um jeden und vor allem gute Azubis immer härter geführt wird: „Wir kämpfen in allen Gewerken. Und deshalb ist der AzubiTausch für uns ein neuer Mosaikstein zu einer guten Ausbildung“, sagt der Handwerksmeister als „Vater“der Idee, der das Konzept mit seinen Innungskollegen über ein Jahr lang durchorganisiert hat.
Dass die Elektro-Lehrlinge, die EZubis, dafür auch ihre Komfortzone verlassen müssen und der Kontrast Großstadt Frankfurt – Landidyll Eifel bewusst gewählt ist, versteht sich von selbst. Denn es gibt bei der Organisation wie später für die jungen Leute im Austausch durchaus manche Hürde: So gibt es in der dualen Ausbildung in der Eifel wöchentlich Berufsschulunterricht, in Frankfurt Blockbeschulung. Bei der Unterkunft wohnen die Eifeler Azubis in Frankfurt in der Jugendherberge und sind in wenigen Minuten am Arbeitsplatz. In der Eifel sind mitunter Arbeitswege von einer Stunde zu bewältigen. Und auch die Kammern, Berufsschulen und Berufsgenossenschaften müssen mitspielen, wenn die Arbeitsstätte zeitweise wechselt.
Die Resonanz bei den Betrieben, aber auch bei den potenziellen Austausch-E-Zubis ist groß, weiß der Innungs-Obermeister. „Wir hoffen, dass die jungen Leute sowohl technisch als auch sozial ihren Horizont erweitern und das Erlernte auch an die Betriebe weitergeben“, sagt Schmitz. Das hätte für alle Beteiligten einen Mehrwert. Und nicht zuletzt: „So können die Ausbildungsbetriebe auch ihre Attraktivität steigern, wenn sie an solch einem Programm teilnehmen und ihren Auszubildenden dadurch neue Möglichkeiten eröffnen.“